Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung
Luft ab. Sein eigener Stab, ein langer Knochen, fiel klappernd zu Boden. Hinter ihm entfaltete sich der Schatten, als käme er aus einer anderen Welt, und nahm Gestalt an.
Die Gestalt war Joach!
Greschym riss in höchster Not den Mund auf, doch Elenas Bruder schnürte ihm weiter die Luft ab. »Ich habe dich gewarnt, doch du wolltest nicht hören.« Joach setzte den Fuß auf den Knochenstab des Dunkelmagikers und zertrat ihn. Aus den Trümmern strömte Blut und lief dampfend über die Planken. Ein Schrei war zu hören und auch Greschym heulte auf.
Joach sah zu der Bestie hinüber, die seinen Doppelgänger festhielt, und winkte mit der Hand. Das Bildnis zerfiel zu Sand
und gleich darauf war auch der Sand verschwunden. Der Gnom sprang zurück, drückte sich an die Wand und
schaute gehetzt umher. »Gib meine Schwester frei!« zischte Joach. Greschym hob die Hand. In diesem Augenblick scharrte
etwas an der Tür. Alle wandten sich um.
Er’ril stand in dem zersplitterten Rahmen. Er hielt sein Schwert in der Hand und blutete aus einer Stirnwunde. »Elena …«
Greschym nutzte die Gelegenheit. Er stieß Joach den Ellbogen in die Rippen und gab zugleich seiner Bestie den stummen Befehl, sich auf Er’ril zu stürzen.
Elena stemmte sich gegen ihre unsichtbaren Fesseln, aber sie konnte nicht einmal die Finger bewegen.
Joach musste husten, rang nach Luft, stolperte und ließ den Dunkelmagiker los. Greschym sprang mit einem Satz auf seinen zertrümmerten Stab zu und hielt die flache Hand über die blutigen Bruchstücke. Ein Magik Blitz, die Trümmer fügten sich wieder zusammen, und der Stab sprang ihm in die Hand zurück.
Auch Joach hob seinen Stab, aber der Dunkelmagiker war schneller. Ein weiterer Energiestoß traf Elenas Bruder und schleuderte ihn quer durch die Kabine. Er prallte gegen den Ofen und war wie Elena an die Wand gefesselt.
An der Tür ließ Er’ril sein Schwert tanzen. Wieder und wieder wurde das Geschöpf des Dunkelmagikers getroffen. Endlich zog ihm der Präriemann mit einer raschen Drehung die Spitze über die Kehle. Das Blut spritzte bis zur Decke, und der Stumpfgnom fiel tot zu Boden.
Er’ril trat in seinem bluttriefenden Umhang in den Raum.
Greschym kauerte vor Joach, sein Knochenstab indes war auf Elenas Paladin gerichtet. »Dein Arm ist auch in fünfhundert Jahren nicht lahm geworden«, sagte er. »Doch jetzt lass dein Schwert fallen, und schiebe es mit dem Fuß hierher.«
»Nein!« fauchte Joach.
Greschym richtete den Armstumpf auf ihn. Ein Krampf erfasste seinen gefesselten Körper, sein Rücken bog sich durch. Er schrie laut auf, und ein Blutstrahl schoss aus seinem Mund.
»Joach!« rief Elena.
»Tu, was ich dir sage«, zischte Greschym, »oder die Kleine muss es büßen.«
Nach kurzem Zögern ließ Er’ril die Waffe fallen und stieß sie von sich.
Greschym ließ den Armstumpf sinken. Joach sackte in sich zusammen. Blut tropfte ihm von den Lippen.
»Joach …?« klagte Elena.
»Er wird es überleben und außer einem schmerzenden Bauch keinen Schaden davontragen«, sagte Greschym. »Aber das kann sich jederzeit ändern. Du brauchst es nur zu wollen.« Er nickte zu Er’ril hin. »Mir scheint, ich habe noch ein weiteres Druckmittel bekommen. Du bist eine harte Nuss, meine Liebe. Du zwingst mich, zwei Leben für das alte Schwert zu bieten.«
»Tu es nicht!« rief Er’ril hastig.
Greschym tat so, als hätte er es nicht gehört. Er ließ Elena nicht aus den Augen, doch sein Stab blieb auf Er’ril gerichtet. »Hast du schon einmal gesehen, wie man einem Menschen mit einem Ruck die Haut abzieht? Es ist nicht ganz einfach, aber ich habe einige Übung darin. Du hast die Wahl: Er’ril oder Joach. Gatte oder Bruder.« Greschym schwenkte seinen Stab hin und her. »Mir ist es egal.«
Elena wusste, dass sie das Spiel verloren hatten. Sie nickte zu den Decken hin. »Das Schwert liegt dort unter den Fellen.«
Greschym machte große Augen. »Es hat die ganze Zeit hier gelegen?« Er warf einen Blick auf Er’ril und schüttelte den Kopf. »Ich kann mir vorstellen, dass sie einen solchen Fehler begeht, aber du? Du müsstest doch klüger sein. Du besitzt einen Talisman, der stark genug ist, um das Schwarze Herz zu besiegen, und lässt ihn herumliegen wie ein Küchenmesser?« Er trat zu dem Deckenhaufen und durchwühlte ihn mit dem Fuß. Das Klirren war nicht zu überhören. »Ich hatte mit ausgeklügelten Schutzzaubern gerechnet, die nur Elena selbst lösen konnte.«
Er’rils Augen
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