Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung
Hexendolch greifen, doch bevor sie ihn fand, gab der Dunkelmagiker einen Energiestoß ab. Sie wurde an die Wand geschleudert und mit ausgebreiteten Armen und Beinen gegen die leicht gewölbten Planken gepresst. Sie konnte kein Glied mehr rühren.
Greschym stieß mit dem Fuß die Felle und Decken beiseite und trat zu ihr. »Widerstand ist zwecklos.«
Sie wehrte sich trotzdem gegen den Fesselbann. Ihre Hände zitterten vor angestauter Kraft, die Haut glühte. Kaltfeuer in der einen Hand, Hexenfeuer in der anderen aber ohne ein Messer, um die Blutmagik freizusetzen, kam sie an ihre Kräfte nicht heran und war diesem Dunkelmagiker hilflos ausgeliefert.
Greschym beugte sich dicht zu ihr. »Und wo ist nun das Blutschwert?«
Beim ersten Hornstoß sprang Er’ril zu einer der Luken an der Unterseite der Windfee. Alle, die sich im Frachtraum aufhielten, verteilten sich auf verschiedene Luken und Bullaugen. Er’ril stand neben einer Taurolle, die an einem komplizierten Flaschenzug hing die Vorrichtung diente zum Hinaufziehen von Vorräten. Er beugte sich hinaus und schaute auf die Landschaft hinab.
Der Regen kam in Schüben daher und behinderte die Sicht, er konnte nur erkennen, dass die Og’er verstört durch den Schlamm liefen. Wieder schallte vom Obsthain ein Hornstoß herauf.
Er’ril sah keine Gefahr. Aber die strenge Marschordnung löste sich auf, die Og’er drängten sich in kleinen Grüppchen zusammen. Einige sprangen umher und schrien Befehle, die er jedoch nicht hören konnte.
Was war da los? Das musste er sich genauer ansehen. Gerade als er sich wieder ins Schiffsinnere zurückziehen wollte, schoss mit einem Regenschwall ein großer Schatten durch die Luke und flatterte wild durch den Frachtraum. Er’ril warf sich beiseite, und als er wieder auf die Beine kam, hatte er sein Schwert in der Hand.
Aber der Angriff blieb aus. Der Schatten flog eine enge Kurve und landete in geduckter Haltung. Das Wesen entpuppte sich als eine Mischung aus Vogel und Mensch: Federkrone, nackte Beine, Arme mit langen Schwungfedern und ein schmales, verkniffenes Gesicht. Bernsteinfarbene Augen glühten durch das Halbdunkel.
Ferndal und Dorn traten zu Er’ril. »Das ist einer von unseren Kundschaftern.«
Er’ril steckte sein Schwert wieder ein. »Was geht da unten vor?«
Der Si’lura sah sich um. Er war noch ganz außer Atem. »Ein Angriff. Vom Boden her. Man hat uns aufgelauert ein Hinterhalt.« Der Vogelmann wandte sich an Dorn. »Der Stammesvater schickt dir eine Nachricht.« Er sah sie mit seinen glühenden Augen lange und eindringlich an.
Sie nickte. Ferndal fasste sie am Ellbogen. Auch er hatte die stumme Botschaft empfangen.
Damit hatte der Kundschafter seinen Auftrag erfüllt und schoss wieder durch die Luke ins Freie. Er’ril sah gerade noch, wie ihm Federn wuchsen und er sich in einen Sperber zurückverwandelte.
Er’ril wandte sich an Dorn. »Was hat er gesagt?«
Sie war bleich geworden. »Mein Vater und sein Heer schicken sich an, in den Kampf einzugreifen.«
Er’ril ballte die Faust. »Dann muss ich sehen, was sie erwartet.« Er stürmte die Treppen hinauf und stieß mit den Schultern die Tür zum Oberdeck auf. Der Sturm war noch heftiger geworden; wie mit tausend Nadeln prasselte der Regen auf das schwankende Deck nieder. Er zog sich die Kapuze über den Kopf und kämpfte sich geduckt gegen die Böen vorwärts. Tol chuk und Magnam standen bereits über eine Reling gebeugt und spähten nach unten.
Bevor er sie erreichte, wurde krachend eine Luke aufgestoßen. Er dachte, es wäre Elena, und drehte sich um, sah aber nur Merik und Ni’lahn. »Was ist los?« schrie der Elv’e in den Sturm hinein.
Er’ril schüttelte den Kopf. Tol chuk schaute auf, als sich die ganze Gruppe an der Reling sammelte. Tiefe Falten zeichneten seine Stirn.
Er’ril starrte nach unten, seine Finger tasteten nach dem Fernglas.
Hinter den Regenschleiern wühlten sich seltsame Bestien aus den toten Ästen und dem nassen Laub hervor und richteten ein Blutbad an.
Er’ril riss sein Fernglas aus dem Gürtel, hielt es ans Auge und holte sich das Geschehen näher heran. Mittendrin löste sich aus dem Wurzelgeflecht eines umgestürzten Baumes eine schwarze Kreatur, die nur aus schwarzen Insektenbeinen zu bestehen schien, eine Kreuzung aus Riesenheuschrecke und Ameise, aber so groß wie ein Mensch. Das Monster sprang einen Og’er an, umschlang ihn mit den Beinen und schnappte mit scharfen Kiefern nach Hals und Gesicht. Beide fielen
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