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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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wandte sich seufzend wieder dem Tor zu. »Selbst dafür reichen meine Reserven womöglich nicht aus.«
    »Könntest du nicht etwas Magik von den Zwergen abziehen, die bereits versteinert sind?« fragte Stock.
    »Nicht mehr, nachdem sie so tapfer waren, sich der Versteinerungs Magik ein zweites Mal auszusetzen. In diesem Zustand sind sie im Moment am sichersten. Wenn wir überleben, verwandle ich sie zurück.«
    Stock knurrte nur. Auch Tyrus wusste weiter nichts zu sagen. Er hob seine Hände. Sie waren noch schwarz von den Nachwirkungen des Bannes. Er legte die Handflächen auf das graue Eisen, schloss die Augen und sammelte seine Energien. Langsam glitt er hinüber in jene andere Existenzform, die ihn befähigte, Metall in Stein umzuwandeln.
    Alle Geräusche wurden gedämpfter; sogar sein Herz schlug langsamer. Aber er spürte, wie es mit jedem schwachen Schlag Versteinerungskräfte aus ihm herauspumpte. Das konnte nicht lange so weitergehen. Wenn er zu viel Energie abgab, würde sein Herz bald vollends stillstehen und ebenfalls zu Stein werden.
    Seltsamerweise kümmerte ihn das nicht weiter. Seine Teilnahmslosigkeit erschreckte ihn, aber er hatte nicht mehr die Kraft, um der hartnäckigen Gleichgültigkeit wahren Granits etwas entgegenzusetzen. Vielleicht kam die Starre auch einfach aus seinem eigenen Herzen, von den endlosen Zweifeln, die so schwer wie Stein auf ihm lasteten. Es war alles zu viel. Er konnte nicht mehr. Er war nicht seines Vaters Sohn.
    Irgendwann wurde er herausgerissen aus dieser steinernen Mattigkeit. Die Welt brach wieder über ihn herein, mit Geschrei und Gebrüll, Stahlgeklirr und Schmerz. In seinen Armen brannte es wie Feuer. Ein Stöhnen löste sich von seinen Lippen und flog davon wie ein aufgescheuchter Vogel.
    Sein Blick wurde scharf. Er erkannte Stock, der ihn von dem Eisentor zurückzerrte. »Das reicht, Käpt’n!« schrie der Hüne.
    Tyrus fand die Sprache wieder. »Habe ich … Hat es …?«
    »Sieh selbst«, sagte Blott und gab ihm den Weg frei.
    Durch das graue Eisen zog sich ein Streifen aus schwarzem Granit, breit und hoch genug, um mit einem Pferd hindurchzureiten. Wennars Zwerge waren schon im Begriff, das Gestein zu zerschlagen.
    Tyrus starrte an der Eisenwand empor. Bald würden sie Schwarzhall betreten. Er hatte es geschafft.
    »Deine Arme, Käpt’n.«
    Tyrus sah, dass er von den Ellbogen abwärts aus massivem, schwarzem, unbehauenem Granit bestand. Doch sein Blut war bereits dabei, die Magik zu vertreiben. Unter schmerzhaftem Kribbeln, als wären ihm Arme und Hände eingeschlafen, verwandelte sich der Stein langsam in Fleisch zurück.
    Blott trat neben ihn, damit die Zwerge Platz hätten, um ihre Hämmer zu schwingen. »Du warst bis zu den Schultern versteinert die Magik fing schon an, auf den Hals überzugreifen.«
    »Wir hatten Angst, dich zu verlieren«, ergänzte Stock.
    Tyrus erinnerte sich an den langsamer werdenden Herzschlag, die Unfähigkeit, sich gegen die wachsende Starre zu wehren. Es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte sich an den Stein verloren. Doch er murmelte nur: »Es war nichts weiter.«
    Hinter ihm endeten die dröhnenden Schläge auf die Eisenwand mit einem lauten Krach. Er drehte sich um. Das Steintor war herausgebrochen. Mit einigen gezielten Hammerschlägen wurden die letzten hartnäckig festsitzenden Brocken aus dem Eisenrahmen entfernt, dann räumten die Zwerge den Schutt weg.
    Wennar gab seinen Soldaten mit einem Hornstoß das Zeichen zum Abmarsch. Tyrus und seine Männer stiegen wieder auf ihre Pferde. Tyrus setzte sich an die Spitze. Falls hinter dem Tor eine Falle aufgestellt war, wollte er ihr mit seiner Magik begegnen.
    Vor der Öffnung duckte er sich ein wenig und hielt den Atem an. Er hatte nur eine Hand an den Zügeln, mit der anderen umfasste er sein Schwert.
    Doch auf den Anblick, der ihn erwartete, war er nicht gefasst.
    Er richtete sich wieder auf. Die anderen folgten. Langsame Hufschläge schallten durch den Hauptgang der Festung des Herrn der Dunklen Mächte. Allen stockte der Atem.
    Blott fasste in Worte, was er empfand. »Es ist … Es ist wunderschön.«
    Die Beschreibung des Ersten Maats war zu dürftig für das Märchenland, das vor ihnen lag. Der Gang war so hoch wie das Tor und erstreckte sich ins Unendliche, führte aber nicht einfach geradeaus, sondern verlor sich in einladenden Windungen in der Ferne. Auf Harlekin Quais Karten zog sich dieser eine Korridor durch den ganzen Berg und verband die beiden Tore miteinander.

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