Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
Vom Netzwerk:
In der Mitte weitete er sich zu einer Halle, die der Spion nur als ›sehr, sehr groß‹ bezeichnet hatte.
    Tyrus sah sich staunend um. Der Raumeindruck war einfach überwältigend. Es war, als ritte er durch ein gläsernes Kunstwerk. Nirgendwo gab es eine Ecke, nirgendwo eine scharfe Kante. Alles bestand aus glattem, sanft gerundetem, spiegelblankem schwarzem Glas. Spiralförmige Säulen wanden sich vom Boden zur Decke. Terrassen und Balkone, mit zarten Glasblüten und Girlanden verziert, zogen sich an den Wänden entlang. Und überall brannten Fackeln, deren Licht zu unbeschreiblichen Farben gebrochen wurde und die schwarzen Blüten in bunte Sträuße verwandelte. Weiter vorn wuchsen zwei identische Glasskulpturen aus dem Boden. Die eine leuchtete in unzähligen Blautönen, indes die andere nur verschiedenes Rot reflektierte, die eine Feuer, die andere Eis. Und solche Meisterwerke aus Licht und Glas begegneten ihnen auf Schritt und Tritt.
    Tyrus wagte nicht mehr zu zwinkern, um sich nur ja nichts entgehen zu lassen.
    Endlich brach Stock mit einer Bemerkung den Bann. »Da ist niemand.«
    Im Unterbewusstsein hatte das auch Tyrus schon festgestellt. Nur ihre eigenen Schritte hallten durch den prächtigen Gang. Er besann sich wieder auf seine eigentliche Aufgabe und wandte sich um.
    Das Zwergenheer marschierte durch das Loch im Tor. Wennar stellte, nüchtern und praktisch wie immer, Wachen auf und gab Befehl, nach dem Öffnungsmechanismus für das Eisentor zu suchen und ihn unbrauchbar zu machen bei zuverlässig geschlossenem Tor ließe sich der kleine Durchbruch leicht verteidigen, und damit hätten sie den Rücken frei.
    Als die letzten Anweisungen erteilt waren, setzten sie sich wieder in Marsch. Tyrus übernahm die Führung.
    Blott trieb sein Pferd an Tyrus’ Seite. »Wo sind sie denn alle geblieben?« fragte er.
    »Ich weiß es nicht.« Der erste Eindruck begann allmählich zu verblassen. Tyrus erkannte Geschäfte, wie sie in jedem Dorf zu finden waren: Schuster, Bäcker, Schneider. Die Schaufenster waren voll mit Waren, aber weder Besitzer noch Kunden waren zu sehen.
    Ein wunderschöner Friedhof.
    Mit jedem klappernden Huftritt stieg die Spannung. Er suchte so angestrengt nach einer Falle, dass seine Augen müde wurden. Die Farben erschienen ihm zu grell, die ständigen Spiegelungen drohten ihm die Sinne zu verwirren. Und immer noch gab es kein Lebenszeichen.
    Tyrus überlegte. Der ganze Berg erschien ihm hohl zu sein wie die Schale eines leeren Eis. Der Vergleich ließ ihn erschauern. Noch ein steinernes Ei. Was würde wohl diesmal ausschlüpfen?
    Xin hatte ihm mitgeteilt, die beiden Streitkräfte sollten in dem großen Raum in der Mitte des Berges zusammentreffen, um dann gemeinsam nach unten vorzudringen, zur Brutstätte des Herrn der Dunklen Mächte.
    Tyrus versuchte, Xin noch einmal über seine Silbermünze zu erreichen, aber die Magik dieses verfluchten Ortes vereitelte alle seine Bemühungen. Sie waren bis zur Vereinigung der Truppen auf sich allein gestellt.
    Der Gang wand sich immer weiter durch die Tiefen des Berges. Mit klappernden Hufen überquerten sie auf gläsernen Brücken tiefe Gräben mit feuriger Lava. Sie kamen durch Statuengärten, wahre Parks im Inneren des Berges. So legten sie eine Meile zurück, dann eine zweite. Licht und Glas verschwammen ihnen vor den Augen. Wann kam denn diese große Halle?
    Die wenigen Stimmen, die man anfangs noch hatte sprechen oder leise singen hören, waren längst verstummt. Alle schleppten sich müde weiter.
    Als sie den Treffpunkt endlich erreichten, merkten sie das erst nach längerer Zeit. Zu beiden Seiten waren die Wände ganz allmählich zurückgewichen wie zwei sich öffnende Arme. Die Decke wurde immer höher, bis sie schließlich nicht mehr wahrzunehmen war. Schließlich verschwanden auch die Wände in der Ferne, und sie marschierten über eine mondlose, Sternenlose Ebene.
    Auf dem Boden waren unzählige Fackeln aufgestellt, ein brennender Wald, der sich nach allen Seiten im Dunkel verlor.
    Tyrus ließ anhalten, damit die Haupttruppe der Zwerge aufschließen konnte. Es waren hunderte von Soldaten, aber sie belegten nur einen winzigen Bereich des riesigen Raumes.
    »Da drüben«, sagte Schlag und streckte den Arm aus.
    Tyrus wandte sich in die angegebene Richtung. Dort leuchtete der Fackelwald heller. Er löste das Fernglas von seinem Sattelhorn. Durch die Linse konnte er die Stelle größer und deutlicher sehen. Es war eine riesige Feuergrube

Weitere Kostenlose Bücher