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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Schulter. »Die Zukunft ist nicht festgelegt. Manchmal öffnen sich Wege, die niemand vorhersehen kann.«
    Elena drehte sich um. Tol chuk drängte sich an Er’ril vorbei nach vorn und sah über den Silbersee hinweg sein schwarzes Ebenbild an. »Warum?« fragte er schlicht.
    »Pass auf«, flüsterte Tante Fila neben Elena. »Manchmal lässt sich mit einem einzigen Wort das Schicksal ändern.«
    Tol chuk stand seinem Og’er Ahnherrn gegenüber. »Warum?« wiederholte er. »Warum tust du das?« Er studierte das schwarze Abbild seiner selbst. Die Ähnlichkeit war bemerkenswert, doch bei näherem Hinsehen entdeckte er auch kleine Unterschiede. Die Schwarzsteinfigur war etwas kleiner, aber breiter in den Schultern. Beine und Arme waren so dick wie bei einem richtigen Og’er. Doch wie Tol chuk stand die Schwarzsteingestalt aufrecht, anstatt sich auf die Knöchel einer Hand zu stützen.
    Die feurigen Augen richteten sich auf ihn. »Mein letzter Abkömmling«, grollte der Eidbrecher.
    Tol chuk runzelte die Stirn. Dank seines Mischlingsbluts er war jeweils zur Hälfte Og’er und Si’lura war er unfähig, Nachkommen zu zeugen. Die direkte Linie zu Ly’chuk würde mit seinem Tod enden.
    Zwanzig Schritte und viele Jahrhunderte trennten den Og’er aus Fleisch und Blut und den Og’er aus Schwarzstein voneinander. Allen Gefahren zum Trotz, Tol chuk wollte mehr wissen. Hier stand der Begründer seines verfluchten Geschlechts. Unwillkürlich stellte sich die Frage, wie viel von diesem Monster er selbst in sich trug. War die Ähnlichkeit nur äußerlich, oder ging sie tiefer? Er wollte Klarheit, deshalb fing er ganz von vorn an. »Warum hast du den Eid gebrochen, den du dem Land geschworen hattest?«
    Ly’chuks Augen loderten auf, und er fauchte: »Das Land verdient es nicht, dass man ihm die Treue hält.« Tol chuk sah nur Verachtung in diesem Feuerblick. »Ich sehe schon, worauf du hinauswillst. Wir sind uns ähnlicher, als du denkst, Der wie ein Mensch geht.« Der Name war wie mit Spott getränkt.
    »Inwiefern?«
    »Kannst du das nicht erraten?«
    Tol chuk runzelte die Stirn, doch die Antwort kam von hinten. Magnam, sein ewiger Schatten, ergriff das Wort. »Jeder von euch ist nur zur Hälfte ein Og’er.«
    Tol chuk war überrascht, doch dann erkannte er, dass Magnam die Wahrheit sprach: nicht nur das aufrechte Rückgrat, auch andere kleine Abweichungen verrieten es. »Du bist wie ich zur Hälfte Si’lura?«
    »Nein«, sagte Magnam und trat näher. »Er ist zur Hälfte Zwerg.«
    Tol chuk riss die Augen auf.
    »Von der Seite meines Vaters«, sagte die Steinfigur kalt. »Ein Zwergenhändler. Er missbrauchte ein Og’er Weibchen vom Toktala Clan und verließ sie, als ihr Leib anschwoll. Wie du wurde ich als Halbblut in die Clans hineingeboren, wo die Abstammung wichtiger war als alles andere. Nur meine Elementarfähigkeiten verschafften mir Respekt und Anerkennung. Ich war imstande, die Gaben anderer zu erkennen, zu verstärken und zu verfeinern.«
    »Ein Geschenk des Landes«, erinnerte ihn Magnam. »Des Landes, das du zu zerstören suchst.«
    Ly’chuks Augen flammten blutrot auf. »Das Land macht keine Geschenke«, widersprach er heftig. »Alles hat seinen Preis, der bezahlt werden muss.«
    Tol chuk hörte das uralte Leid in der Stimme seines Gegenübers. »Warum sagst du das?«
    Ly’chuk warf einen Blick auf die anderen. Niemand regte sich während dieses kurzen Waffenstillstands, alle lauschten gebannt der Geschichte. Ly’chuk wandte sich wieder an Tol chuk. »Wie du war ich unfruchtbar eine weitere Strafe für die Triebhaftigkeit meines Vaters.«
    Tol chuk runzelte die Stirn. Wenn Ly’chuk unfruchtbar gewesen wäre, könnte er, Tol chuk, nicht von ihm abstammen. Sein schwarzer Vorfahr deutete seinen verwirrten Gesichtsausdruck richtig.
    »Ja, ich habe einen Weg gefunden, den Fluch zu entkräften.
    Ich suchte mir eine Heilerin und verstärkte mit meiner Gabe ihre Elementarfähigkeiten. Ihr gelang es, meine Lenden zu stärken und meinen Samen zum Leben zu erwecken. Aber auch das war teuer erkauft. Die Heilerin konnte ihre Fähigkeiten nur unzureichend steuern. Die Anstrengung war zu groß, sodass sie innerlich verbrannte. Die Gabe des Landes wurde zerstört und ihr Geist geschwächt.«
    »Du hast also ihr Talent missbraucht«, sagte Tol chuk, »um Kinder zeugen zu können.«
    »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm«, raunte Magnam.
    Der Herr der Dunklen Mächte fuhr herum und drohte dem Zwerg mit der Faust. Magnam

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