Alaska
blühten Pappeln, Birken, Pinien und Lärchen hier, Waldtiere wie der gefleckte Skunk lebten in dieser üppigen Landschaft zusammen mit Mastodon, der Geschmack an den Bäumen gefunden hatte, weil er im Stehen an dem reichlichen Blättervorrat knabbern konnte. Nach dem Fressen benutzte er den stabilen Stamm einer Pinie oder Lärche als Pfosten, an dem er sich genussvoll den Rücken reiben konnte.
Zwischen der Weite des neuen Waldgebietes und der mehr kargen, aber gesicherten Fruchtbarkeit der Steppe wählend, konnten sich Mastodon und seine Familie durchfressen, und da bei ihrer Ankunft in Alaska gerade Frühling war, wandte er sich zunächst einer Region zu, wie er sie aus Sibirien her gut kannte, der Tundra, wo er sicher sein konnte, dass kleine Büsche und Gras auf sie warteten. Dort aber hatte er mit einem interessanten Problem zu kämpfen, denn durch die Sonnenwärme, die das Wachstum der Pflanzen ermöglicht hatte, war die oberste Schicht, etwa 20 bis 25 Zentimeter, des sonst permanent gefrorenen Bodens geschmolzen und hatte sie in einen klebrigen Brei verwandelt. Offensichtlich konnte die Feuchtigkeit nirgendwohin entweichen, die darunterliegende Bodenschicht war festgefroren, und daran würde sich auch auf Jahre hinaus nichts ändern. Als der Sommer näher rückte, tauten Tausende kleinerer Seen auf, und der Brei verdickte sich noch, bis Mastodon fast bis zu den Knien darin versank.
Schliddernd und immer wieder ausrutschend, bahnte er sich seinen Weg durch die na ss klebrige Tundra, sich gegen unzählige Moskitos wehrend, die zu dieser Jahreszeit ausschlüpften und alles quälten, was sich bewegte. Manchmal, wenn er eines seiner riesigen Beine aus dem sumpfigen Morast, in den er langsam gesunken war, wieder herauszog, hallte das Geräusch, wenn er sich aus dem Sog befreite, noch in weiter Ferne nach.
Den größten Teil des ersten Sommers über benutzten Mastodon und seine Gruppe die Tundra als Weideland. Als die langsam abnehmende Wärme der Sonne das Herannahen des Winters ankündigte, ließen sie sich nach Süden treiben, auf die Steppe zu, die schon auf sie wartete und wo Gras wuchs, das die dünne Schneeschicht durchbrechen konnte. In den ersten Herbsttagen, an der Trennlinie zwischen Tundra und Steppe, schien es fast so, als ob die buschigen Weiden, die jetzt am Horizont auftauchten, ihn nach Hause, in ein sicheres Winterquartier riefen, aber es war die nachlassende Wärme, die den Impuls gab, und als zwischen den Gletschern der erste Schnee auftauchte, hatte er sich mit seiner Familie bereits in das Waldgebiet zurückgezogen, das ihnen einen ausreichenden Nahrungsvorrat bieten konnte.
Schon im ersten Winter mussten Mastodon und seine Gefährten erfahren, dass sie in ihrer Heimat nicht alleine waren. Schon vorher hatten die unterschiedlichsten Tierarten das asiatische Festland verlassen, und an einem kalten Morgen, als er, allein im weichen Schnee stehend, die Zweigspitzen einer Weide abfraß, vernahm er ein Rascheln, das ihn beunruhigte. Wohlweislich zog er sich zurück, falls sich ein gefährliches Tier, das sich hoch oben im Baum versteckt gehalten hatte, auf ihn stürzen wollte, und kaum hatte er sich von der Weide abgewendet, sah er, aus der Deckung eines nahe gelegenen Gestrüpps auftauchend, seinen ärgsten Feind.
Es war eine Art Tiger mit mächtigen Klauen und zwei furchtbaren Vorderzähnen, die fast einen Meter lang und unerhört scharf waren, Mastodon wusste , dass der Säbelzahntiger seine furchterregenden Zähne zwar nicht durch seine dicke Schutzhaut am Hinterteil und an den Seiten stoßen konnte, aber dass er die weichere Haut, wo der Nacken anfing, damit packen konnte, hatte er sich erst einmal fest in Mastodons Rücken verkrallt. Es blieb ihm nur ein kurzer Augenblick, sich gegen seinen hungrigen Feind zu verteidigen, und mit einer für so ein großes Tier erstaunlichen Beweglichkeit drehte er sich auf seinem linken Vorderfuß, warf seinen massigen Körper in einem Halbkreis herum und stand dem herausfordernden Säbelzahntiger gegenüber.
Mastodon hatte natürlich seine eigenen langen Stoßzähne, aber es war ihm nicht möglich, mit einem Satz vorzuspringen und seinen Widersacher aufzuspießen, dazu waren die Zähne nicht geeignet. Sein kleines Gehirn schickte jedoch Signale, worauf er mit seinen Zähnen eine weit ausladende Bewegung vollzog, und als die Katze daraufhin zur Seite sprang, in der Hoffnung, ihnen ausweichen zu können, traf der rechte Zahn mit ungeheurer Gewalt die
Weitere Kostenlose Bücher