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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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Tropen gehabt hatten, die Tiere brauchten sie nicht mehr als Fächer, um es in der Hitze aushalten zu können; jetzt galt es, sich den arktischen Winden, die ihnen die Körperwärme entzogen, sowenig wie möglich auszusetzen.
    Sie legten auch ihre glatte Haut ab, die in Afrika dazu gedient hatte, sich kühl zu halten, statt dessen entwickelte sich ein dickes Kleid aus Haaren, dessen Strähnen bis zu einem Meter lang werden konnten. Nachdem sie ein paar Jahrtausende in dem kälteren Klima gelebt hatten, waren sie an ihrem ganzen Körper so behaart, dass sie wie ungepflegte wandelnde Decken aussahen.
    Aber nicht einmal das reichte als Schutz gegen die eisigen Windstöße, die im Winter über Alaska fegten - wir dürfen nicht vergessen, dass der Eiseinbruch zu dieser Zeit seinen Höhepunkt erreicht hatte -, so dass das Mammut noch einen zusätzlichen unsichtbaren Unterschutz aus dicker Wolle entwickelte, der die Haare aufblähte und den Schutzmantel dadurch so dicht machte, dass das Tier auch niedrigsten Temperaturen standzuhalten vermochte.
    Auch im Körperinneren vollzogen sich einige Veränderungen. Der Magen passte sich an die Nahrung Beringias an, den niedrigen, kräftigen Grasbüscheln, die im Vergleich zu dem riesigen losen Blätterwerk der afrikanischen Bäume viel nahrhafter waren. Die Knochen schrumpften, damit weniger der Körperoberfläche des Mammuts - im Durchschnitt deutlich kleiner als der Elefant - der Kälte ausgesetzt war. Das vordere Viertel des Tieres wurde schwerer als der hintere Teil und richtete sich auf, so dass sich schließlich ein Profil zeigte, das weniger an einen Elefanten als an eine Hyäne erinnerte: vorne hoch und nach hinten auslaufend.
    Geschützt gegen die bittere Kälte des Winters, an den überreichen Vorrat des Sommers angepasst , vermehrte sich das Mammut und beherrschte, lange nachdem das viel größere Mastodon verschwunden war, die Landschaft. Wie alle anderen Tiere der Frühzeit war auch das Mammut den Angriffen des Säbelzahntigers ausgesetzt, aber als dieses Raubtier allmählich ausstarb, blieben ihm noch Löwen und Wölfe als Feinde, die sich mit Vorliebe an junge Kälber ranpirschten. Natürlich gelang es einem Rudel Wölfe hin und wieder auch, ein altes und gebrechliches Mammut zu Tode zu hetzen, aber das war nicht von großer Bedeutung, denn wenn der Tod nicht auf diese, dann wäre er auf andere Weise gekommen.
    Mammuts wurden fünfzig bis sechzig Jahre alt, ein harter Bursche konnte auch schon mal die Siebzig erreichen, aber wodurch diese Tiere ganz besondere Berühmtheit erlangten, war die Art ihres Todes. An zahlreichen Stellen in Sibirien, Alaska und Kanada sind Mammuts beiderlei Geschlechts und aller Altersgruppen in Sumpflöcher geschliddert, in denen sie dann elendig zugrunde gingen, oder von plötzlichen Geröllfluten überrascht worden oder an den Ufern von Flüssen verendet, in die ihre Kadaver fielen.
    Wenn sich diese tödlichen Unfälle im Frühjahr oder Sommer ereigneten, fielen Raubvögel, vor allem Raben, über das Aas her und hinterließen nichts als abgenagte Knochen, vielleicht noch ein paar lange Haarsträhnen, die ebenfalls bald verschwanden, An verschiedenen Orten hat man Ansammlungen solcher Knochen und Stoßzähne gefunden.
    Im Spätherbst oder in den ersten Wintertagen dagegen bestand immer die Möglichkeit, dass sich im Nu eine Schicht aus dickflüssigem Schlick über den Rumpf des Tieres zusammenschloss , die gefror, wenn der harte Winter kam. Auf diese Weise wurde der Kadaver in einer Art Tiefkühltruhe konserviert, die eine Verwesung unmöglich machte. Da wir aber davon ausgehen müssen, dass in den meisten Fällen nach dem Frühling oder im Sommer Tauwetter einsetzte, schmolzen die Eiskristalle in dem schützenden Schlick wieder, und der Kadaver verfaulte, Der Prozess der Verwesung nahm wieder seinen Lauf, durch das Einfrieren nur um ein halbes Jahr verzögert.
    In seltenen Fällen jedoch, die sich häuften, betrachtet man eine Zeitspanne von hunderttausend Jahren, blieb der Kadaver aus irgendeinem Grund nicht nur kurze Zeit, sondern auf Dauer tiefgefroren und damit tausend oder dreißigtausend oder sogar fünfzigtausend Jahre konserviert. In der fernen Zukunft dann, wenn Menschen die Täler Zentralalaskas durchstreiften, würde eines Tages ein besonders aufmerksamer Beobachter an einem auftauenden Flussufer einen Gegenstand entdecken, der kein Knochen war und auch kein gut erhaltenes Holzstück, und wenn er das Ufer aushob, würde er auf

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