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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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Alaska gekommen waren, blieben dort, andere wanderten irgendwann, als der Weg noch nicht durch die Hindernisse gesperrt war, nach Nordamerika weiter. Als sich die Grenzen dann schlossen, wurden die beiden Gruppen getrennt und blieben über Jahrtausende voneinander abgeschnitten, so dass sich bei jeder ganz besondere Merkmale entwickeln konnten.
    Die Wanderung der Tiere über die Brücke verlief nicht nur in eine Richtung. Es stimmt zwar, dass die beeindruckendsten Tiere, das Mastodon, der Säbelzahntiger und das Rhinozeros, aus Asien herüberkamen, andere Tiere dagegen, wie zum Beispiel das Kamel, stammten aus Amerika und zogen mit ihren wunderbaren Fähigkeiten nach Asien. Auch jener Austausch zwischen den Kontinenten, der so erstaunliche Konsequenzen haben sollte, verlagerte sich westwärts über die Brücke nach Asien.
    Als Mastodon eines Morgens am Rande eines Sumpfgebietes in Zentralalaska zwischen Pappeln weidete, sah er, wie sich eine Herde Tiere, kleiner als alle, die er sonst kannte, von Süden her näherte. Wie er hatten auch sie vier Beine, dafür aber keine Stoßzähne, keine schwere Behaarung, nicht diesen bulligen Kopf und die schwerfälligen Füße. Es waren geschmeidige Kreaturen, geschickt in ihren Bewegungen, mit lebhaften Augen. Wie jedes Tier verfolgte Mastodon schon aus Neugier ihr Näherkommen. Nicht eine Geste, nicht eine Bewegung zeigte ihm an, dass sie gefährlich waren, und so ließ er sie an sich herankommen, ihn anstarren und dann weiterziehen.
    Es waren Pferde, das schönste Geschenk der Neuen We l t an die Alte. Sie befanden sich auf ihrer Wanderung nach Asien, von wo aus Jahrtausende später sich ihre Nachfahren in alle Teile Europas ausbreiten sollten. Wie edel diese Tiere doch an jenem Morgen aussahen, als sie an Mastodon vorbeizogen, ins Herzland Alaskas vorzupreschen, wo sie auf ihrer langen Wanderschaft eine Rast einlegen wollten.
    Wie schade, dass fast alle diese imposanten Tiere, die wir während der letzten Eiszeit kennengelernt haben, ausgestorben sind, meist schon vor der Ankunft des Menschen in Alaska. Das große Mastodon verschwand, der wilde Säbelzahntiger tauchte im Nebel unter, die die Sümpfe, an deren Rändern sie mit Vorliebe jagten, einhüllten. Das Rhinozeros gedieh eine Zeitlang prächtig, stampfte dann aber auch dem ewigen Vergessen entgegen. Der Löwe fand auf Dauer keine Nische, in der er sich einrichten konnte, und sogar dem Kamel mochte es nicht gelingen, sich im Land seines Ursprungs zu vermehren. Was für ein verzauberter Erdteil wäre Nordamerika geworden, wenn die großen Tiere überlebt und die Landschaft weiter bevölkert hätten. Das Schicksal aber sah das nicht vor. Sie blieben eine Zeitlang in Alaska und zogen dann unwissend ihrem Verhängnis entgegen.
    Ein paar Einwanderer konnten sich anpassen, und dass sie für immer blieben, hat unser Land bereichert: der Biber, das Karibu, der stattliche Elch, das Bison und das Schaf. Aber noch ein anderes herrliches Tier überquerte, von Asien kommend, die Brücke und überlebte lange genug, um noch die Ankunft des Menschen zu erleben, ja, es hatte sogar eine reelle Chance, der Ausrottung zu entkommen. Wie es diesen Kampf gegen den Untergang geführt hat, ist ein großes Epos des Tierreiches.
     
    Das wollhaarige Mammut kam später als das Mastodon aus Asien herüber und auch später als die anderen Tiere, von denen bislang die Rede war. Es kam während einer Übergangsphase, als eine relativ milde Klimaperiode zu Ende ging und plötzlich ein strengeres Klima einsetzte, passte sich jedoch seiner neuen Umgebung so mühelos an, dass es prächtig gedieh und sich vermehrte. Das Mammut war das beste Beispiel einer gelungenen Anpassung und wurde für diese weit zurückliegende Zeitperiode das archetypische Tier Alaskas.
    Seine weitläufigen Vorfahren lebten in den Tropen Afrikas, es waren Elefanten von gigantischer Größe mit langen Stoßzähnen und großen Ohren, die sie unaufhörlich hin und her bewegten und als Fächer benutzten, um die Körpertemperatur niedrig zu halten. Sie fraßen die Spitzen junger Bäume und rupften mit ihren Greifrüsseln Grasbüschel aus dem Boden. Es waren herrliche Tiere, für ein Leben in den Tropen aufs Beste ausgestattet.
    Als sich diese Elefanten langsam gegen Norden zubewegten, verwandelten sie sich allmählich in Wesen, die für ein Leben in den arktischen Zonen geradezu wie geschaffen waren. Ihre riesigen Ohren zum Beispiel schrumpften auf ein Zwölftel der Größe, die sie in den

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