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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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die vollständigen Überreste eines Mammuts stoßen, das vor Jahrtausenden an diesem Ufer verendet war.
    War der Fund erst einmal von dem zähflüssigen Schlick gereinigt, trat ein ungewöhnliches Objekt zutage, etwas ganz Einmaliges: ein vollständig erhaltenes Mammut, die langen Haare noch am Leib, mit großen, gekrümmten Stoßzähnen, deren Enden sich vorne trafen, der Mageninhalt in der Zusammensetzung, die er bei der letzten Nahrungsaufnahme hatte, die massiven Zähne in so perfektem Zustand, dass man sein Alter bis auf fünf, sechs Jahre genau schätzen konnte. Natürlich war es kein besonders ansehnliches Tier, sauber und ordentlich und aufrecht stehend in einem blauen Eisblock, es lag auf der Seite, bedeckt mit Schlamm, unsäglich verschmutzt, die Beingelenke fielen auseinander - aber sonst war es ein vollständiges Mammut und lieferte seinen Entdeckern bergeweise Informationen.
    Der erste dieser Funde im Eis scheint zufällig irgendwann im 18. Jahrhundert in Sibirien gemacht worden zu sein, weitere folgten in regelmäßigen Abständen. Schließlich wurde vor kurzem in der Nähe von Fairbanks in Alaska ein ungewöhnlich vollständig erhaltenes Mammut entdeckt, und voraussichtlich wird man vor Ende des Jahrhunderts noch weitere entdecken.
     
    Vor 2 9 . 000 Jahren, an einem Tag gegen Ende des Winters, führte Matriarch, eine Mammutgroßmutter, deren vierundvierzig Jahre man ihr langsam ansah, ihre kleine sechsköpfige Herde, für die sie verantwortlich war, eine sanft abfallende Bergwiese hinunter an die Ufer eines großen Flusses, der später den Namen Yukon erhalten sollte. Sie hob ihren Rüssel in die Höhe, schnupperte die laue Luft und bedeutete den anderen, ihr zu folgen. Sie trat in ein Wäldchen aus Weidesträuchern, die den Fluss säumten, und als die anderen ihre Plätze neben ihr eingenommen hatten, gab sie das Zeichen, dass sie jetzt mit dem Fressen beginnen konnten, worauf sie sich über die zarten Knospen an den Spitzen der Zweige hermachten. Sie taten das mit viel Lust und Lärm, denn sie waren froh, dass es jetzt mit den mageren Rationen, von denen sie im vergangenen Winter gezwungenermaßen hatten leben müssen, vorbei war.
    Zu ihrer Herde gehörten zwei Töchter, von denen jede wiederum zwei Junge hatte, die ältere hatte zuerst eine Kuh, dann einen Bullen, die jüngere erst einen Bullen, dann eine Kuh auf die Welt gebracht. Matriarch erzog ihre sechs zu strengster Disziplin, denn Mammuts hatten lernen müssen, dass das Überleben ihrer Art nicht hauptsächlich von den großen Männchen mit ihren kolossalen, protzigen Stoßzähnen abhing; die Männchen tauchten nur im Sommer während der Paarungszeit auf, den Rest des Jahres über waren sie nirgendwo zu finden, übernahmen also auch keine Verantwortung für die Aufzucht der Jungen.
    Den Instinkten ihrer Rasse und den spezifisch weiblichen Impulsen gehorchend, widmete sie ihr ganzes Leben der Herde, besonders den Jungtieren. Zu dieser Zeit wog sie etwa 1 . 300 Kilo, und um am Leben zu bleiben, benötigte sie jeden Tag ungefähr 70 Kilo Gras, Flechten, Moose und Zweige. Wenn ihr diese ungeheuren Nahrungsmengen versagt blieben, erlitt sie schwere Hungerkrämpfe, denn ihr Futter war nur von geringem Nährwert und durchlief ihr gesamtes Körperinneres in weniger als zwölf Stunden. Sie schlang nicht und käute dann wieder wie die anderen Tiere, die ihre Zähne so lange hin und her schoben, bis alles Nahrhafte bis ins letzte aufgebraucht war. Nein, sie stopfte riesige Mengen weniger gehaltvoller Nahrung in sich rein und schied die Reste auch schnell wieder aus. Fressen musste ihre Hauptbeschäftigung sein.
    Und doch, wenn sie während ihrer andauernden Nahrungssuche auch nur den leisesten Verdacht hatte, dass ihre vier Enkelkinder nicht genug bekamen, unterbrach sie ihre Mahlzeit und sorgte dafür, dass sie zuerst fraßen. Für andere junge Mammuts, die nicht zu ihrer Familie gehörten, aber unter ihrer Obhut standen, solange ihre Mütter oder Großmütter woanders auf Nahrungssuche waren, würde sie dasselbe tun. Selbst wenn sich ihr Magen vor Leere und Schmerz zusammenzog und Warnsignale aussandte - » Friss oder stirb« widmete sie sich zuerst ihren Jungen, und nur wenn sie ausreichend mit Gras und Zweigen versorgt waren, fraß sie die Birkenspitzen und erntete mit ihrem edlen Rüssel die guten Weideplätze ab.
    Diese Eigenschaft, die sie von den anderen Mammutgroßmüttern unterschied, hatte sich aufgrund ungewöhnlicher Erlebnisse in ihrer

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