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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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große Beachtung schenkte. »Es hat keine Folgen, die beiden sind kein Verlust, und ihr steht euch jetzt auch nicht besser. Worauf es jetzt ankommt, das sind die drei Wege, die ich euch versprach. Sie werden sich auftun. Haltet euch bereit. Euer Leben wird sich verändern. Die Welt wird sich verändern!«
    Der Schamane ließ die Mumie jetzt mit einer Stimme sprechen, als würde sie sich aus der Hütte zurückziehen, aber Cidaq flehte sie an zu bleiben. Es war der Schamane, der sie dann fragte: »Werden die Wege, von denen du sprichst, auch mir Hilfe bringen?«
    »Was ist Hilfe?« warf die Alte ungeduldig zurück. »Ist Cidaq damit geholfen, dass einer der Unterdrücker erschlagen und ein anderer verbannt ist? Nur wenn sie selbst etwas dazutut, wird es ihr Nutzen bringen.«
    Im Laufe der Jahre hatte sich die Mumie zu einer eigenständigen Person entwickelt, die oft eine gegensätzliche Meinung als die des Schamanen äußerte. Als wollte sich ein eigenwilliger Schüler von der Bevormundung seines Lehrers befreien, führte gelegentlich, vor allem bei wichtigen Themen, die Mumie mit dem Schamanen eine lebhafte Debatte.
    »Aber wird das Neue nicht auch Nachteile bringen?« fragte der Schamane, und wieder erhielt er eine gereizte Frage als Antwort: »Was ist schon von sich aus nachteilig? Es sei denn, wir lassen es zu.«
    »Kann ich das Neue nutzen? Meinem Volk zu helfen?« fragte Lunasaq, aber darauf erfolgte keine Erwiderung mehr, denn die Uralte wusste , dass die Antwort auf diese Frage nur der Schamane selbst geben konnte. Als Cidaq jedoch dieselbe Frage stellte, seufzte die Mumie und blieb still in sich versunken und seufzte dann ein zweites Mal. Endlich sprach sie: »Von all den Jahren, und ich habe viele Tausende erleben dürfen, sind mir die am besten in Erinnerung, die mir neue Herausforderungen gebracht haben - ein Mann, den ich nie schätzte, bis ich sah, wie er sich im Unglück verhielt ... die beiden Söhne, die die Jagd nicht erlernen wollten, aber dafür beide meisterhafte Kajakbauer wurden ... der Winter, als alle krank daniederlagen und ich gemeinsam mit einer anderen alten Frau auf Fischfang gehen musste ... das schreckliche Jahr, als der Vulkan in Lapak aus dem Meer hervorbrach und über unsere Insel eine zwei Ellen dicke Schicht Asche fiel. Mein Mann und ich fuhren vier Tage lang mit den Überlebenden aufs Meer hinaus, um Luft zum Atmen zu haben ... und die friedvollen Nächte, wenn ich Pläne für ein besseres Leben schmiedete.«
    Sie unterbrach sich, wandte sich mit ihrer Stimme zunächst direkt an Cidaq, um dann wieder den Schamanen anzusprechen, der in der gegenwärtigen Situation die Gewähr dafür bot, dass ihre Existenz fortdauerte. »Drei Männer werden nach Kodiak kommen. Sie werden die Welt hierherbringen und den Sinn der Welt. Und ihr werdet sie aufnehmen, jeden auf seine Weise.«
    Mit weicherer Stimme fuhr sie fort, nur an Cidaq gewandt: »War es ein gutes Gefühl, den Russen erschlagen zu sehen?«
    »Nein«, sagte Cidaq. »Ich hatte das Gefühl, etwas ist vorbei. Als ob etwas zu Ende gegangen wäre.«
    »Und du hast dich nicht gefreut?«
    »Nein, es war einfach vorbei. Etwas Böses hatte sein Ende gefunden, und ich hatte kaum mehr etwas damit zu tun.«
    »Du bist bereit für die, die da kommen werden.« Dann wandte sie sich an den Schamanen: »Was hast du gefühlt, als er erschlagen dalag?« Und Lunasaq antwortete ehrlich: »Für ihn tat es mir leid, dass er ein so jämmerliches Leben geführt hat. Und für mich - ich war froh, denn auf mich wartet hier in Kodiak noch genug Arbeit.«
    »Das freut mich für euch beide. Ihr seid bereit. Aber wie ich mich fühle, das hat keiner gefragt. Die drei werden sich auch an mich wenden, mit ihren Problemen.«
    »Und wie fühlst du dich?« fragte der Schamane, denn das Wohlergehen der Mumie verstärkte auch das seine, und sie antwortete: »Ich sagte ja, die guten Jahre waren die, wenn eine neue Herausforderung auf mich zukam. Es ist seit langem überfällig, dass sich etwas Entscheidendes auf dieser Insel tut.« Mit dieser beruhigenden Äußerung zog sie sich zurück und bereitete sich auf die nächste Gegenüberstellung mit menschlichen Wesen in ihren dreizehntausend Jahren vor.
     
    Der erste der drei Ankömmlinge war ein Mann, der widerrechtlich auf die Insel zurückgekehrt war. Keiner auf Kodiak hätte gedacht, ihn je wiederzusehen, und er tauchte auf in einer Mission, die alle verblüffte, mit denen er zusammenkam. Es war kein anderer als Yermak

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