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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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zurückkehren zu dürfen, da hatte er einen Mann vor sich, der jedem Wunsch der Handelsgesellschaft, die ihm Unterkunft und Verpflegung stellte, nachkam: »Ja, ja. Unsere geschätzte Zarin - Gott beschütze sie - hat uns dazu angehalten, und unser verehrter Bischof in Irkutsk - Gott beschütze ihn -, ehrenwerter Mann ...« Die Erwähnung des bischöflichen Namens lenkte seine Gedanken auf die siebte Eingabe, die er seinem Oberhaupt gerade schrieb, um Entlassung aus dem anstrengenden Dienst in Kodiak bittend. Er verlor den Faden, und mit einem dumpf starrenden Gesichtsausdruck, eingerahmt von einem dichten weißen Bart, fragte er demütig: »Was wollen Sie von mir, junger Mann?«
    »Erinnern Sie sich an den Händler Yermak Rudenko?«
    »Nein.«
    »Sehr groß, sehr schwierig.«
    » Ja, ja .«
    »Er kaufte sich ein Mädchen auf der Insel Lapak. Aleutin natürlich.«
    »Das kommt vor bei Matrosen.«
    »Er ist seit einem Jahr auf den Robbeninseln.«
    »Ja, ja, ein schlechter Mensch.«
    »Würden Sie diesen Rudenko und das Mädchen trauen?«
    »Aber natürlich. Die Zarin hat uns dazu angehalten - ja, ja, das hat sie.«
    »Aber nur, wenn das Mädchen zum christlichen Glauben Übertritt. Würden Sie sie auch taufen?«
    »Ja, dafür hat man mich ja hierhergeschickt, die Menschen zu taufen. Den Heiden die Liebe unseres Herrn Jesu Christi zu predigen.«
    »Und haben Sie welche getauft?«
    »Ein paar, sie sind ein widerspenstiger Menschenschlag.«
    »Aber diese Aleutin würden Sie doch taufen und dann trauen, oder?«
    »Ja, das hat die Zarin befohlen. Ich habe die Verordnung selbst gesehen, unser Bischof in Irkutsk hat sie geschickt.«
    Leutnant zur See Belov musste feststellen, dass dieser Alte offensichtlich kaum wusste , was er tat oder eigentlich tun sollte. Er lebte seit mehreren Jahren auf den Inseln, hatte nur wenige Menschen getauft, noch weniger getraut und keine der Sprachen gelernt. Er verkörperte die Zivilisierungsbemühungen Russlands in diesem Gebiet am schlechtesten, und in die große Lücke, die das Fehlen seines missionarischen Eifers aufriss , konnten dann Schamanen wie Lunasaq schlüpfen.
    Nach weiteren Ermittlungen erfuhr Belov, dass der Name der Gesuchten Cidaq lautete und dass sie in einer Hütte lebte, deren Besitzer umgekommen war, wie, konnte im einzelnen nicht mehr geklärt werden. Zu seiner Überraschung fand er eine anspruchslose junge Frau vor, zwischen fünfzehn und sechzehn Jahren, sie war nicht schwanger, war für eine Aleutin ungewöhnlich sauber und besaß achtbare Russischkenntnisse. Er sah, dass seine Anwesenheit sie verängstigte, konnte aber nicht wissen, dass sie befürchten musste , mit dem Mord in Verbindung gebracht zu werden, eine Angelegenheit, die man schnell hatte fallenlassen, und so versuchte er, sie zu beruhigen: »Ich bringe gute Nachrichten, sehr gute Nachrichten.«
    Sie holte tief Luft, denn sie konnte sich nicht vorstellen, was das für eine Nachricht sein sollte. »Eine große Ehre wird dir zuteil.« Er lehnte sich vor, als er das sagte, und sie tat dasselbe, um genau zu hören. »Dein Mann will dich rechtsgültig heiraten. Russische Kirche. Priester. Taufe.« Er legte eine Pause ein und sagte dann pathetisch: »Volle russische Staatsbürgerschaft.« Er verharrte in seiner Stellung, lächelte sie an und war erlöst, als er das breite Lachen sah, das auch ihr Gesicht überzog. Er ergriff ihre Hände, und vor Freude selbst überwältigt, rief er: »Habe ich es nicht gesagt? Gute Nachricht!«
    »Mein Mann?« fragte sie schließlich.
    »Ja. Yermak Rudenko. Er ist von den Robbeninseln zurückgekehrt.«
    Sofort setzte ihre List an, mit der sie am Ende ihre Rache an Rudenko doch noch nehmen konnte, denn wie ein gerissenes junges Tier vermied sie jede Bewegung ihres Körpers oder gar Worte, die ihren Widerwillen bei dem Gedanken, mit Rudenko vereint zu sein, verraten hätten, und in der Pause, die jetzt entstanden war, überschlug sie gleich unzählige Pläne, wie sie es diesem grässlichen Mann heimzahlen konnte. Dann wurde ihr klar, dass sie mehr wissen musste , bevor sie ihre Schritte einleiten konnte, und Freude vortäuschend, dass sie endlich wieder von ihm gehört hatte, fragte sie: »Wo ist mein Mann? Wann kann ich ihn sehen?«
    »Nichts überstürzen. Er ist hier«, und mit ernster Miene, als wäre es göttliche Vorsehung, fügte er hinzu: »Die Handelsgesellschaft verspricht sogar: Wenn du ihn heiratest, darf er hierbleiben.«
    »Wie schön!« rief sie, aber dann rückte er

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