Alaska
verbrachten einen elenden Winter auf einer unbewohnten Insel, ohne Nahrung, ohne Werkzeug und ohne Karten. Wir haben eigentlich nur überlebt, weil dieser feine junge Bursche, Kyril Zhdanko, Sohn unserer Gönnerin in Petropavlovsk, Erfahrung mit dem Leben auf den Inseln und sehr viel Mut hat. Er hat dieses Boot gebaut, steuerte es nach Kodiak und wird hiermit zu meinem Assistenten befördert.
Wenn Pater Vasili, ein guter Freund von mir aus Irkutsk, so freundlich ist, uns zu seiner Kirche zu führen, dann werden wir Gott gebührend für unsere Rettung danken.«
Als die Prozession jedoch an den armseligen Schuppen kam, der dem Priester als Kirche diente, da verkündete Baranov mit lauter Stimme, die die Inselbewohner davon in Kenntnis setzte, dass ab jetzt ein neuer Mann mit genauen Vorstellungen das Zepter in der Hand halten sollte: »Ich werde meine Danksagung nicht in diesem Schweinestall sprechen! Das ist kein Haus für unseren Gott oder die Worte eines Priesters oder den Besuch eines Hauptverwalters.« Und dann verneigte er unter freiem Himmel neben der Bucht seinen unverhüllten Kopf, hielt über seinem Hängebauch die Hände gefaltet und sprach ehrfürchtig seinen Dank aus für all die Wunder, die ihn vor betrunkenen Kapitänen, unerfahrenen Navigationsoffizieren und dem Hungertod im Winter gerettet hatten. Zum Schluss des Gebetes, das nicht der Priester gesprochen hatte, ergriff er Kyril Zhdanko am Arm und sagte: »Wir sind noch einmal davongekommen, mein Sohn.« Aber noch bevor der Tag zu Ende ging, gab er Anweisungen, die sich widersprachen. Zu Zhdanko sagte er: »Arbeite sofort einen Plan aus, wie wir unsere Hauptstadt an einen geeigneteren Ort verlegen können.« Und zu Pater Vasili: »Morgen werden wir mit dem Bau einer neuen Kirche anfangen.«
Zhdanko, der wusste , dass er die meiste Arbeit leisten würde, legte Protest ein: »Wenn wir diesen Ort aufgeben, warum warten wir dann nicht mit dem Bau der Kirche, bis wir einen neuen Platz gefunden haben?«
»Weil kein anderer Auftrag so wichtig ist, wie der Kirche die angemessene Unterstützung zu gewähren. Ich will Bekehrungen. Ich will, dass die Kinder Geschichten aus der Bibel lernen. Und ich will hier eine würdige Kirche sehen, denn sie steht für die Seele Russlands .«
Als sich Zhdanko dann später mit ihm über die Einzelheiten dieses widersinnigen Vorschlags unterhielt, stellte er fest, dass Baranov eigentlich nur ein Gebäude haben wollte, irgendein Gebäude, auf dem oben die ermutigende Zwiebelkuppel einer russischen Kirche ruhte. »Ich glaube nicht, dass wir hier auf Kodiak auch nur einen Mann finden werden, der eine Zwiebelkuppel bauen kann.«
»Wir haben ihn schon gefunden!«
»Und wer ist es?« »Ich. Wenn ich mir beigebracht habe, wie man Glas macht, dann kann ich mir auch beibringen, wie man eine Kuppel baut.« Am dritten Tag seines Aufenthalts entdeckte der energiegeladene kleine Mann ein Gebäude, das, wenn man den oberen Teil abtrennte, eine Zwiebelkuppel tragen konnte, die er, Baranov, zu bauen gedachte. Er ließ alle Holzfäller Zusammenkommen, die ihm die Baumstämme besorgen, und Säger, die ihm rundgebogene Planken schneiden sollten, er suchte ganz Kodiak nach Nägeln ab und beschlagnahmte die wenigen einfachen Hämmer, die es gab, und schon bald erhob sich in den kalten Himmel, neben den Pappeln, eine wunderschöne Zwiebelkuppel, die er blau anstreichen wollte, aber da es auf Kodiak nur braune Farbe gab, musste er sich damit zufriedengeben.
Bei der feierlichen Einweihung eröffnete er seinen Plan: »Die Holzplanken werden numeriert, eine nach der anderen, und wenn wir an unseren neuen Standort ziehen, nehmen wir die Kuppel mit. Ich meine, das sollte sie uns wert sein.«
Der Bau der Kuppel überzeugte die Menschen von Kodiak, dass dieser schwungvolle kleine Mann, der eher einem Gnom glich und nichts von dem Verwalter eines so wichtigen Grenzpostens an sich hatte, entschlossen schien, aus Russisch-Amerika ein lebendiges Handels- und Regierungszentrum zu machen, und sein breitgestreutes Interesse dehnte sich auf alle Bereiche der Siedlung aus. Als zum Beispiel das anziehende junge Mädchen Sofia eines Tages wieder mit einem blutunterlaufenen Auge erschien, bestellte er Pater Vasili zu sich: »Was ist mit dem Kind?«
»Ihr Mann schlägt sie.«
»Ihr Mann? Sie sieht wie ein Kind aus. Wer ist ihr Mann?«
»Ein Pelzhändler.«
»Hätte ich mir denken können. Schaffen Sie ihn her«, und als der ungeschlachte Kerl hereinkam,
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