Alaska
Gebäude, stürmten den mit Pfählen eingefassten Hof und griffen dann, der Taktik folgend, die ihr Spion zwei Jahre vorher entwickelt hatte, die Punkte an, die er als die schwächsten ausgemacht hatte, brachen durch, setzten die Gebäude in Brand und schnitten den Russen die Kehle durch, die sich vor den Flammen zu retten suchten. Zwischen Russen und Aleuten wurde nicht unterschieden, und nur die entkamen, die das Glück hatten, zum Fischen oder Jagen außerhalb der Festung zu sein.
Als das Gemetzel ein Ende hatte, stand Kot-le-an, der Anführer, inmitten der Toten und rief: »Das soll den Russen eine Warnung sein! Sie haben uns unser Land genommen, aber werden es nicht noch einmal tun!« Nachdem sie auch ihre Schiffe und Boote in Brand gesetzt hatten, marschierten die siegreichen Tlingits im Triumphzug zurück in ihr Dorf auf dem Berg, Herrscher über den Sitka-Sund, Beschützer der Rechte aller Tlingits.
Obwohl erstaunt über die Leichtigkeit, mit der er die Russen vernichtet hatte, hegte Kot-le-an doch nicht die Vermutung, dass ein entschlossener Mann wie Baranov eine solche Demütigung unwidersprochen hinnehmen würde. Wie und wann die Russen darauf antworten würden, konnte er nicht einschätzen, aber davon überzeugt, dass es geschehen würde, leitete er ungewöhnliche Vorsichtsmaßnahmen ein. Rabenherz und seine Frau, die noch immer an ihrem neuen Haus bauten, überraschte er durch seine Ankündigung: »Das ist der beste Platz auf der Insel. Hier müssen wir unsere Festung errichten.« Rabenherz, der viel Zeit und Mühe für die Fertigstellung des Hauses und die Schnitzereien an seinem Totempfahl aufgebracht hatte, wollte gegen diesen Beschluss protestieren, doch Kakeena unterbrach ihn und trat mit einer Kühnheit, die er an ihr noch nicht kannte, vor: »Kot-le-an, wir werden nicht ruhen, bis wir die Russen aus unserem Land vertrieben haben. Unser Haus gehört dir.« Und als die Tlingits kamen und ihr Haus zu einem militärischen Hauptquartier machten, half sie ihnen sogar dabei. Später war sie es, die den Vorschlag machte, das ganze Gebiet mit einem hohen, dicken Palisadenzaun aus Speeren zu umgeben, und bei der Errichtung dieses Zauns war sie ihnen ebenfalls behilflich.
Die Tlingitfestung - eine Ansammlung kleiner, stabiler Hütten, geschützt durch eine Palisade - stand dicht neben dem Lachsflu ss auf seiner Ostseite und nicht weit von dem Sund im Süden entfernt. Im Osten war sie durch einen dichten Wald geschützt, in dem die abgestorbenen Bäume kreuz und quer übereinander fielen und ein undurchdringliches Dickicht bildeten. Als alles fertig war, sagte Kot-le-an zu seinen Leuten: »Unseren Berg können wir nicht verteidigen.
Die Russen legen mit ihren Schiffen im Sund an und schießen ihre Kanonen ab, aber weiter unten, wo wir uns eine Festung gebaut haben, können sie uns nichts antun.«
»Wann ziehen wir dort ein?« fragten ein paar Frauen, aber der Toion erwiderte: »Nicht bevor die Russen kommen ... wenn sie überhaupt kommen«, und Rabenherz, als er diese fast prahlerische Äußerung vernahm, dachte bei sich: Kot-le-an hat recht. Ein Mann wie Baranov wird zurückkommen. Er muss zurückkommen.
Am 1. Oktober 1804 hatten vier Kriegsschiffe Segel gesetzt, die kurze Entfernung von der Bucht zur Festung der Tlingits zurückgelegt und ihre Kanonen bereitgemacht, als sich eine völlige Windstille über den Sund legte und die »Neva«, auf die die Russen besonders angewiesen waren, manövrierunfähig machte. Der Kommandant des Schiffes, Kapitän Urey Lisiansky, war jedoch ein entschlossener Kämpfer, und seinem Improvisationsgeschick war es zu verdanken, dass sie aus dieser Sackgasse herausfanden. Er spannte über einhundert Kajaks vor das schwere Schiff, das so mit Seilen und viel Muskelkraft in Stellung gezogen wurde. Kot-le-an, der diese übermenschliche Anstrengung beobachtete, flüsterte Rabenherz zu: »Sie machen Ernst.« Und die notwendigen Vorbereitungen wurden angeordnet.
Die Tüchtigkeit und Schlagkraft Kapitän Lisianskys wurde gedämpft durch die Tatsache, dass sich Baranov, siebenundfünfzig Jahre alt und übergewichtig, einbildete, er sei ein strategisches Genie, berechtigt, eine Truppe in die Schlacht zu führen, die immerhin aus der Hälfte der einsatzfähigen Soldaten bestand. Von seinen Männern nur »der Kommodore« genannt, glaubte er, dass seine Erfahrung mit ein paar Schlägereien in Sibirien und kleineren Geplänkeln auf den Inseln ihn schon zu einem großen Taktiker
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