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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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sollten sie es bis nach Hause schaffen, wenn die Fahrt drei Tage dauern konnte und sie nichts mehr zu essen und kaum noch etwas zu trinken hatten? ln ihrer Not wiederholten sie ihre Vorwürfe gegen Oogruk, und einer aus der Besatzung schlug sogar vor, ihn über Bord zu werfen, um die Geister zu besänftigen, gegen die er sich vergangen hatte. Aber aus dem Heck des Umiaks ertönte die grimmige Stimme des Anführers: »Ich will davon nichts hören«, trotzdem ließ er sich weiter lautstark über den Unseligen aus.
    Doch dann sahen die Männer zum ersten Mal im Osten die Landspitze des Kontinents, der auf der gegenüberliegenden Seite lag, und im Licht des Spätnachmittags sah er verlockend aus, ein Ort, der ihre Beachtung verdient hatte. Das Land bestand nicht aus Bergen, sondern aus sanften Hügeln, zwar ohne Bäume, aber doch einladend. Sie hatten keine Möglichkeit, in Erfahrung zu bringen, ob es bewohnt war oder nicht, sie wussten nicht einmal sicher, ob sie dort Nahrung finden würden, aber sie glaubten fest, dass es dort Wasser gab, und alle waren der Meinung, dass der Häuptling den Umiak an die Küste führen und damit anfangen sollte, nach einer guten Anlegestelle Ausschau zu halten.
    Größte Befürchtungen hegend, näherten sich die Männer der Küste, sie konnten ja nicht vorausahnen, was passierte, wenn an dem ansonsten reizvollen Küstenstrich Menschen lebten, und als sie auf eine Landspitze zuhielten, hinter der sich eine Bucht erstreckte, entdeckten sie erschreckt, dass in ihrem Schutz ein kleines Dorf lag. Noch bevor der Häuptling den Umiak zum Stillstand bringen konnte, legten sechs schnelle Einmannkajaks von der Küste ab und umzingelten das größere Boot. Die Fremden waren bewaffnet und hätten möglicherweise ihre Speere geschleudert, wenn Oogruks Schwiegervater nicht erst seine Hände hochgenommen und sie dann mit einer Geste, als wolle er trinken, vor den Mund geführt hätte.
    Die Fremden verstanden, paddelten näher heran und suchten mit ihren Augen den Umiak nach Waffen ab, und als sie sahen, dass Oogruk und ein zweiter die Lanzen für den Walfang einsammelten und sie in einem Bündel zur Seite legten, gaben sie den Männern die Erlaubnis, ihnen in dem Umiak an die Küste zu folgen, wo sie ein älterer Mann, offensichtlich ihr Schamane, willkommen hieß.
    Sie blieben drei Tage in Shishmaref, wie der Ort später genannt werden sollte, bekamen Nahrung, die sich von ihrer eigenen zu Hause nicht sonderlich unterschied, und lernten Wörter, die ähnlich klangen wie ihre eigenen. Sie konnten sich mit diesen Menschen von der Ostküste der Beringsee nicht gerade fließend unterhalten, aber sie konnten sich verständlich machen. Die Dorfbewohner erzählten ihnen, dass schon ihre Vorfahren seit Generationen in dieser Bucht gelebt hatten, und aus den Knochen, die sie für den Bau ihrer Hütten verwendeten, ließ sich schließen, dass sie von denselben Seetieren lebten wie die Menschen in Pelek. Sie waren freundlich und zuvorkommend, und als Oogruk und seine Kameraden wieder in ihr Boot stiegen, gab es gefühlvolle Abschiedsszenen.
    Der Besuch an der Ostküste ermöglichte es den Männern aus dem Westen, die Heimreise durchzustehen, aber während der langen Fahrt verfestigten sich die feindlichen Gefühle gegen Oogruk, so dass am Ende bei ihrer Ankunft in Pelek die allgemeine Meinung lautete: Shaktoolik und Oogruk sind beide über Bord gegangen. Durch böse Geister haben wir den Guten verloren und den Schlechten gerettet.
    Wieder an Land, verbreiteten sie ihre Geschichte so überzeugend, dass diejenigen, die in den Hütten auf sie gewartet hatten, sie glaubten und Oogruk aus ihrer Gemeinschaft verstießen. Damit nicht genug, jetzt tauchte ein neuer Feind auf, mächtiger als alle Männer aus dem Umiak, der Schamane, diese Mischung aus Heiligem, Priester, Geisterbeschwörer und Dieb. Er verbreitete die Ansicht, dass Oogruk, weil er die Frechheit besessen hätte, die Bahn des Wals zu kreuzen, auch der eigentliche Grund für Shaktooliks Tod sei, schließlich sei der Harpunier für seine Geschicklichkeit bekannt und sehr wohl in der Lage gewesen, sich in ganz normalen Gefahrensituationen auch zu schützen. Offensichtlich habe ihn irgendeine böse Macht mit einem Fluch belegt, der das Gegenteil bewirkte, und dies könne logischerweise nur Oogruk verübt haben. Dann, seine langen, vor Schmutz starrenden Locken schüttelnd, verriet er die Absicht, die hinter seiner Attacke steckte. Es sei nicht recht, raunte er

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