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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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der Insel, begleitet von Dampfwolken, ein scheinbar nie versiegender Lavastrom ins Meer wälzte, aber sie hatten teil an dem beeindruckenden Schauspiel, das sich ihnen bot und das man nur für sie, wie die Geister Azazruk versicherten, als ein Willkommensgruß in der neuen Heimat veranstaltete. Und weil der junge Vulkan immer erst spritzte und stotterte, kurz bevor er richtig ausbrach, gaben die Neuankömmlinge ihm den Namen Qugang, der pfeifende Berg.
    Die Insel Lapak hatte die Form eines unregelmäßigen Vierecks, maß in ihrer weitesten Ausdehnung von Osten nach Westen 33 und von Norden nach Süden mit den beiden ausladenden Landarmen 17 Kilometer, Elf Berge, manche über 600 Meter hoch, bildeten eine Art äußere Umrandung, aber der Küstenstreifen der beiden Buchten war bewohnbar, manche Stellen sahen sogar richtig verlockend aus. Auf der Insel war nie ein Baum gewachsen, aber überall gab es üppiges grünes Gras, und wo sie vor dem Wind geschützte Täler fanden, duckten sich niedrige Büsche, Das herausragende Merkmal, außer den beiden Vulkanen und den schützenden Bergen, jedoch war die Fülle an schmalen Buchten, denn es war, wie die Geister vorhergesagt hatten, eine Insel, die mitten im Meer lag, ihm völlig ausgeliefert war, und jeder, der sich für ein Leben auf dieser Insel entschied, wusste , dass er von der See abhängig war und sich ihr unterwerfen musste , den Gezeiten, den Stürmen, dafür aber auch ihren Reichtum genießen durfte .
    Vor der Ankunft von Azazruks Volk war die Insel unbewohnt gewesen, nur manchmal hatte ein Sturm einen einsamen Jäger und seinen Kajak oder eine Gruppe Männer in einem Umiak auf die Insel verschlagen, und eines Morgens fanden ein paar Kinder beim Spiel in einem Tal, das sich zum Meer hin öffnete, die Skelette von drei Männern. Sonst hatten noch nie Menschen versucht, sich hier niederzulassen, und es wurde allgemein angenommen, dass vorher noch nie eine Frau ihren Fuß auf Lapak gesetzt hatte.
    Eines Tages jedoch wurden ein paar Männer beim Fischen in einem der Flüsse, die die Flanken des in der Mitte der Insel gelegenen Vulkans hinunterströmten, vom Einbruch der Nacht überrascht und suchten Unterschlupf in einer Höhle hoch oben auf einem Erdwall, von wo aus man die Beringsee überblicken konnte, die der Inselkette gegenüberlag. Als der Morgen graute, entdeckten sie zu ihrem Erstaunen, dass die Höhle von einer unsagbar alten Frau bewohnt war. Sie liefen zurück, ihrem Schamanen entgegen, und riefen: »Ein Wunder! Eine alte Frau versteckt sich in der Höhle!«
    Azazruk ließ sich von den Männern zu der Höhle führen und bat sie, draußen zu warten, während er die merkwürdige Sache untersuchte, und als er schon ein gutes Stück in die Höhle eingedrungen war, sah er sich dem verwitterten Gesicht einer Frau gegenüber, die Haut wie Leder und der mumifizierte Oberkörper aufrecht gegen die Wand gelehnt, so dass man den Eindruck hatte, sie lebe noch und sei nur zu gerne bereit, ihm ihre Abenteuer zu erzählen, die sie in den vergangenen Jahrtausenden erlebt hatte.
    Er blieb sehr lange bei ihr, versuchte sich vorzustellen, wie sie auf die Insel gekommen war, wie ihr Leben ausgesehen haben mag und welche liebenden Hände sie hier an dieser geschützten Stelle und in dieser ehrerbietigen Haltung platziert hatten. Sie schien so begierig darauf, mit ihm zu sprechen, dass er sich unwillkürlich vorbeugte, um sie besser zu verstehen, und mit leiser Stimme richtete er tröstende Worte an sich selbst, so, als ob sie aus ihrem Mund gekommen wären: »Azazruk, du hast dein Volk in seine Heimat geführt. Das Umherziehen hat ein Ende.«
    Er kehrte zu seiner Hütte am Strand zurück, und als er seine Steine und Knochensplitter befragte, hörte er ihre beruhigende Stimme seine Entscheidungen lenken. Vieles von dem Guten, was seinem Volk auf der Insel Lapak widerfahren sollte, verdankte es ihrem weisen Ratschlag.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Azazruks Volk das Tier entdeckte, das den eigentlichen natürlichen Reichtum ihrer Insel ausmachte. Eines Morgens nahm der Schamane in der Mitte eines Sechsmannkajaks Platz, es war das erste auf dieser Insel, und Shugnak, ein geschickter Jäger und kräftiger Mann, hatte es gebaut. Das Boot verirrte sich zwischen den vielen Inselchen, die zu dem kleinen Vulkan führten, und weil die aus dem Wasser ragenden Felsen nicht ungefährlich waren, warnte Azazruk Shugnak, nicht zu dicht heranzufahren, aber der Jäger, jünger und wagemutiger

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