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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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als der Schamane, hatte gesehen, wie sich in den Massen von Tangmatten, die die Felsen umgaben, etwas bewegte, also drängte er weiter, und als der Umiak in das Seegras vorstieß, sah Azazruk zufällig ein schwimmendes Wesen, dessen Erscheinung ihn so überraschte, dass er laut aufschrie, und als die anderen nach dem Grund fragten, zeigte er nur mit dem Finger auf dieses wunderliche Geschöpf im Wasser.
    So sah für die Männer von Lapak die erste Begegnung mit dem sagenhaften Seeotter aus, einem Geschöpf, das an einen kleinen Seehund erinnerte, denn es hatte einen ähnlichen Körperbau und machte die gleichen Schwimmbewegungen. Dieser erste Otter war etwa anderthalb Meter lang, von wunderschöner schlanker, nach vorne zu sich verjüngender Gestalt und in dem eisigen Wasser offenbar wie zu Hause, Was Azazruk und auch andere, die das Tier sahen, jedoch den Atem verschlug, war sein Gesicht, denn man sah in das eines backenbärtigen alten Mannes, der sein Leben genossen hatte und nun in Würde alterte. Es hatte seine runzligen Augenbrauen, seine leicht blutunterlaufenen Augen, seine Nase, seine zu einem Schmunzeln verzogenen Lippen und, was am merkwürdigsten war, seinen dünnhaarigen, ungepflegten Schnauzer, Sein Gesicht glich so sehr dem eines Mannes, dass sich Jäger manchmal von der Vision im Wasser trügen ließen und von der Erlegung des Tieres absahen, um nicht versehentlich einen Mord zu begehen.
    Schon im Augenblick der ersten Begegnung mit diesem wunderbaren Geschöpf ahnte Azazruk, dass es etwas Besonderes damit auf sich hatte, und was dann geschah, überzeugte ihn und Shugnak im Heck des Umiaks vollends davon, dass sie auf ein seltenes Seetier gestoßen waren. Dem ersten Otter folgte ein Muttertier, das in aller Ruhe auf dem Rücken daherschwamm, wie ein Badender, der sich im Wasser sonnt, während auf dem Bauch, der aus der Wasseroberfläche ragte, ein Junges hockte, das es sich ebenfalls bequem gemacht hatte und die Welt um sich herum betrachtete. Azazruk war hingerissen von dieser mütterlichen Fürsorge, denn er liebte Kinder und empfand Ehrfurcht vor den Mysterien der Mutterschaft, obgleich er keine Frau hatte und keine eigenen Kinder, und als dieses innige Paar an ihnen vorbeiglitt, rief er seinen Männern zu: »Was für eine Wiege! Seht doch nur!«
    Die Jäger jedoch starrten auf etwas, das sie noch erstaunlicher fanden. Hinter den beiden ersten Ottern trieb ein älteres Tier, ebenfalls auf dem Rücken, und was dieses Tier ihnen zeigte, war geradezu unglaublich. Auf seinem stattlichen Bauch hatte es einen großen Stein platziert , hielt ihn mit den Bauchmuskeln fest und benutzte die beiden Vorderpfoten als Hände, um Muscheln und andere ähnliche Seetiere gegen den Stein zu schlagen, so lange, bis die Schale aufsprang, dann pulte er das Fleisch heraus und steckte es in sein lachendes Maul.
    »Ist das etwa ein Stein auf seinem Bauch?« rief Azazruk, und diejenigen, die vorne im Bug saßen, schrien zurück, dass es tatsächlich ein Stein sei. In diesem Augenblick schwenkte Shugnak, immer begierig, seine Lanze auf alles zu werfen, was sich bewegte, sein Paddel so kräftig herum, dass der Umiak näher an den sonnenbadenden Riesenotter herankam, Mit einem geschickten Wurf spießte Shugnak den Muschelvertilger auf und zerrte ihn dann in das Boot.
    An Land zog er heimlich das Fell des Otters ab, warf das Fleisch seinen Frauen für einen Eintopf zu, und als das Fell nach einigen Monaten ausgetrocknet war, legte er es um seine Schulter und erschien damit vor den anderen. Alle bewunderten, wie weich es sich anfühlte, wie schön es glänzte und wie unvergleichlich dicht es war. So nahm der Handel mit Otterfellen seinen Anfang, aber es war auch der Beginn der Rivalität zwischen Azazruk, dem Schamanen, und Shugnak, dem Jäger.
    Letzterer hatte von Anfang an erkannt, dass das Fell des Seeotters von den Menschen ganz besonders geschätzt werden würde, und auch wenn noch keiner an einen Pelzhandel mit entlegenen Ortschaften dachte, schon in Lapak wollte jeder ein oder zwei oder noch mehr Otterfelle besitzen. Sie hätten so viel Seehundfelle haben können, wie sie wollten, aber es war das Fell des Seeotters, wonach sie verlangten, und Shugnak war der Mann, der es ihnen beschaffen konnte.
    Es hatte sich schnell gezeigt, dass die Jagd auf Otter mit einem Sechsmannkajak unwirtschaftlich war, worauf sich Shugnak die Erinnerung alter Stammesmitglieder zunutze machte und seine Männer anhielt, ungefähre Nachbauten des

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