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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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musste , der unterwegs große Mengen Trockenfisch oder andere Nahrung für die ausgehungerten Tiere und den Fahrer selbst abwerfen sollte, und der Zeitplan für diese Abwürfe erforderte genaues Einschätzungsvermögen, aber auch Geld. Viele Anfänger benötigten alle ihre mühsam in einem Jahr zusammengetragenen Ersparnisse und dazu noch Geld von zu Hause, allein um die Ausgaben für das Rennen zu finanzieren.
    »Woher kommt der Name eigentlich?« fragte Kendra eines Tages, und Rick erklärte: »Ein altes Goldgräberlager hat mal so geheißen. Früher führte die Strecke regelmäßig hindurch, jetzt kommen wir nur noch alle zwei Jahre daran vorbei.«
    Wochenlang während der ersten Winterzeit lebte Kendra wie in einer Traumwelt, brachte die Hütte in Ordnung, spielte mit den Hunden, genoss an den Wochenenden die ausgedehnten Trainingsfahrten und verspürte jedesmal den Wunsch, das herrliche Erlebnis, durch eisige Schneestürme auf der in Weiß gehüllten Tundra dahinzugleiten, und das sichere Gefühl, dass Rick den Schlitten vollkommen beherrschte, möge kein Ende finden. Dass sie möglicherweise dabei waren, sich zu verlieben, wäre ihnen nicht in den Sinn gekommen, denn er war nach dem Scheitern seiner ersten Ehe noch immer recht misstrauisch Frauen gegenüber, und sie fühlte sich mehr oder weniger gebunden an Jeb Keeler, aber beide spürten auch zunehmend, dass nach dem Rennen gewisse Entscheidungen nicht mehr länger aufgeschoben werden konnten. Für den Augenblick allerdings ließen sie sich treiben.
    Während einer ihrer häufigen Ausfahrten durch den Schnee Richtung Süden wurde Kendra wieder daran erinnert, wie katastrophal sich das Leben der Inupiat-Eskimos in der Arktis gestalten konnte. Als sie ein weites Stück vom Ort entfernt an der Küste von Desolation entlangfuhren, entdeckte Rick plötzlich eine noch im alten Stil gebaute Behausung mit Seitenwänden aus Holz und einem mit schweren Grasnaben bedeckten Dach. Ohne auch nur auf den Gedanken zu kommen, dass ihr Besuch vielleicht als störend empfunden werden konnte, gab Rick das Kommando »Ghee!«, und auf der Stelle lenkte Polar das Gespann auf die Hütte zu. Als der Schlitten vorfuhr, stellte Kendra mit Schrecken fest, dass es sich um das Elternhaus ihrer ehemaligen besten Schülerin Amy Ekseavik handelte, wo sie groß geworden war und jetzt wieder mit ihrer verwitweten Mutter lebte, denn im selben Augenblick tauchte Amy im dunklen Türrahmen auf, starrte zwischen ihren langen Ponyfransen hindurch auf die Hunde und erblickte dann ihre in Decken eingehüllte Lehrerin.
    Es wurde ein eisiges Wiedersehen, denn Amy hatte offensichtlich jede menschliche Regung abgelegt, die sie sich unter Kendras Führung erlaubt hatte. Zu ihren Besuchern ging sie gebührlich auf Distanz, und als die beiden sie baten, einmal ihre Mutter sehen zu dürfen, sagte sie keinen Ton und ging ins Haus.
    Aus den Worten der Witwe entnahm Kendra, dass man sich auf einen faulen Kompromiss geeinigt hatte, als Amy die Schule verließ, dergestalt, dass die Mutter ihre Tochter zu Hause unterrichten sollte, womit sich der Gesetzgeber zufriedengab, obwohl es gute Schulen in der Nähe gab. Desolation im Norden und Wainwright im Süden. Aber es war deutlich zu sehen, dass das Feuer, das durch das Erlebnis Schule vor einem Jahr in dem Kind gezündet hatte, erloschen war und nur noch die letzten Funken kümmerlich flackerten, so dass auch sie bald ganz verschwinden würden.
    Todunglücklich und wütend über sich selbst, weil sie sich in Amys Welt und ihre unlösbaren Probleme eingemischt hatte, nahm sie unbeholfen Abschied von dem Kind und fuhr schnell zurück, in den Augen standen ihr die Tränen. Als sie unterwegs anhielten, um eine Pause einzulegen, sagte sie zu Rick: »Es bricht mir das Herz, wirklich ... es ist so traurig«, dann brach es aus ihr heraus, sie weinte heftig und lehnte sich an ihn. Als er fragte, was das alles zu bedeuten hätte, erzählte sie ihm von Amys Eintritt in die Schule, wie kalt sie anfänglich war, dann aber aufgetaut sei und sich zu einer der vielversprechendsten Mädchen ihres Alters entwickelt hätte. »Rick, vielleicht war es ein schrecklicher Fehler von uns, sie zu besuchen und an verlorene Welten zu erinnern.«
    Kendras Befürchtungen waren nur zu berechtigt. Drei Tage später sickerte die Nachricht durch, dass Amy Ekseavik, fünfzehn Jahre alt und mit einer glänzenden Zukunft, von ihrem roh gezimmerten Schreibtisch aufgestanden war, an dem sie im Schein

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