Alaska
gemacht?«
»Das Kind beerdigt, die, Eltern getröstet und meine Arbeit weitergemacht. Man kann solche Dinge nämlich nicht verhindern, man muss aber mit ihnen fertig werden.«
»Ich will diese Ungerechtigkeiten nicht einfach hinnehmen.«
»Andererseits, Kendra«, mischte sich nun Mrs. Hooker ein, »was mein Mann sagt, hat schon Sinn. Wenn Sie sich das Schicksal Ihrer Schüler so zu Herzen nehmen, dann sollten Sie vielleicht doch aufhören. Wenn Sie dabeibleiben, wird es Sie ruinieren.«
Kendra reagierte auf diesen klugen Ratschlag, erwachsen aus jahrzehntelanger Schulpraxis, nur mit einem neuerlichen Anfall von Schüttelfrost, diesmal so stark, dass Mrs. Hooker die andere Hand festhielt. »Wie alt sind Sie jetzt, Kendra?«
»Achtundzwanzig.«
»Sie sollten heiraten, Kendra. Afanasi hat mir erzählt, dass sein junger Rechtsanwalt, dieser Keeler, sehr viel von Ihnen hält. Und dieser Hundenarr, vom anderen Ende des Dorfes, der schleicht doch auch um Sie herum. Nehmen Sie einen von beiden zum Mann, solange Sie noch die Gelegenheit dazu haben. Ich kann Ihnen sagen, wenn Sie als alte Jungfer in Alaska ihr Leben fristen wollen und sich wegen jeder größeren und kleineren Katastrophe unter den Eskimos Sorgen machen, dann gehen Sie hier zugrunde.«
Kendra schien nicht zu hören, was sie gesagt hatte. »Es ist einfach nicht gerecht den jungen Eskimos gegenüber.«
»Es ist nie gerecht, wenn es um junge Menschen geht. Vor Jahren, als ich, Lehrer in Colorado war, da waren es schnelle Autos und Marihuana.«
»Und dann wäre da noch etwas sehr Wichtiges«, sagte Mrs. Hooker. »Eskimos mögen es nicht besonders, wenn sich gutmeinende Lehrer wie Sie in ihre Familienangelegenheiten einmischen. Sie lehnen es sogar strikt ab. Der Tod, das ist nun mal etwas Unausweichliches, und sie wollen nicht, dass Sie oder ich vorbeikommen oder in aller Öffentlichkeit deswegen Tränen vergießen.«
Gemeinsam begleiteten die beiden ihre Nachbarin zurück in ihre Wohnung, und am nächsten Morgen brachte ihr Mrs. Hooker noch mehr heiße Schokolade.
Im März versammelte sich alles in Desolation um Vladimir Afanasis Kurzwellenempfänger, der stündlich aus Anchorage über den Fortgang des Iditarod-Rennens berichtete. Bei außergewöhnlich günstigem Wetter waren siebenundsechzig Gespanne in Anchorage aufgebrochen und hatten sich auf den 1 . 840 Kilometer langen Weg gemacht mit wahlweise siebenundzwanzig Haltestationen, an denen sich die Teams mit aus der Luft abgeworfener Nahrung für Mensch und Tier versorgen konnten. Rick hatte Unmengen Trockenlachs für seine Hunde eingekauft und Kendra einen ganzen Beutel voll Schokoladenplätzchen mit Nüssen gebacken, reichhaltige Kraftnahrung für den Fahrer. Außerdem hatte er noch sein Lieblingsobst mitgenommen, Dörrpflaumen mit Kernen, auf denen er rumkauen konnte, wenn das Fruchtfleisch alle war. An einer bestimmten Stelle entlang der Strecke musste jedes Team, Fahrer und Hunde, vierundzwanzig Stunden Pause einlegen, hier wurden die Huskies von Tierärzten untersucht. In den vergangenen Jahren hatten zwei Frauen das Rennen gewonnen - die zweite in der erstaunlichen Zeit von elf Tagen und fünfzehn Stunden -, und in den verschiedenen Lagern wurde eifrig spekuliert, ob dieses Jahr wieder ein Mann die Trophäe an sich reißen und die Siegesprämie von 5 0 . 000 Dollar einstecken konnte.
Rick, einer der sechsundzwanzig Neulinge, die zum ersten Mal ihr Glück versuchten, wusste , dass er gegen die Experten, die schon viele Male dabei gewesen waren, seitdem das Rennen 1973 ins Leben gerufen worden war, keine Chance hatte, aber Kendra gegenüber äußerte er die Hoffnung, »wenigstens die einstellige Fünfzehn zu schaffen«, was so viel hieß, wie unter die ersten zehn zu kommen und nicht länger als fünfzehn Tage zu brauchen.
In der ersten Woche kam alles zusammen, was während eines solchen Rennens passieren konnte. Ein ganzes Rudel Elche, von Schneestürmen südwärts getrieben, geriet in die Strecke, und durch den Anblick der Hunde wurden die Tiere so gereizt, dass sie sich auf die Meute stürzten, mit ihren Hufen ausholten und sechs Hunde töteten, was die Fahrer der betreffenden Schlitten veranlasste , aus dem Rennen auszuscheiden. Ein bitterkalter Sturm wehte aus dem Norden herüber, einer ungewöhnlichen Windrichtung, und brachte sieben weitere Schlittenführer dazu aufzugeben, aber derselbe Sturm verhinderte auch, dass fast ein Dutzend Flugzeuge ihre Fracht aus Trockenlachs an den
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