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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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Creighton gespielt, wo wir eine eigene Mannschaft hatten. Ich kann nur bestätigen, was er über den sechzehnjährigen Steve sagt, der trotz seiner beachtlichen Größe mit Sicherheit noch zulegen wird: Der Junge ist schon jetzt ein Spitzenspieler. Er hat immer nur allein spielen können, hatte keine Gelegenheit, einer Mannschaft beizutreten. Wenn er diese Gelegenheit erhält, wird er sich zu einem zweiten Magic Johnson mausern. Sie können von mir die Studiengebühren zurückverlangen, wenn ich Sie getäuscht haben sollte.«
     
    Im Frühjahr brachte Harry Rostkowsky mit seiner Luftpost neun Briefe von führenden Universitäten und Colleges, die Steve ein Begabtenstipendium anboten - darunter Yale, Virginia und Trinity in San Antonio sechs weitere wollten ihn in ihre Basketballmannschaft aufnehmen. Seine Mutter und Kendra lasen sich die Angebote genau durch und entschieden sich für Virginia, was sowohl Hooker als auch Steve zufriedenstellte, die die Universität noch aus den Zeiten kannten, als Ralph Sampson zur dortigen Basketballmannschaft gehörte.
    In der Nacht, nachdem sie zuvor die Immatrikulationsformulare für Steve ausgefüllt hatten, konnte Kendra keinen Schlaf finden. Sie versuchte sich vorzustellen, wie es dieser hageren Frau, weitab in einer einsamen Hütte, gelungen war, ein kleines Genie hervorzubringen. Anscheinend braucht man dazu gar keine achtzig Millionen Dollar teuren Schulen, dachte sie, aber wer weiß, vielleicht sind sie doch ganz hilfreich.
    Kendra musste lachen über ihre Schlussfolgerung , aber dann fing sie plötzlich an vor Kälte zu zittern, und ein schrecklicher Kopfschmerz überfiel sie. Nur im Nachthemd bekleidet, lief sie aus ihrem Apartment und t rommelte heftig gegen Kasm Hoo kers Tür. Nach einer langen Stille - es war schon zwei Uhr morgens - kam Mrs. Hooker an die Tür und rief entsetzt: »Mein Gott, Mädchen! Was ist los?«
    Als Kendra hereingeschlichen kam, bebend am ganzen Körper, als hätte sie ein rätselhaftes Fieber befallen, sahen die Hookers sofort, dass ihr nächtlicher Gast völlig die Kontrolle über sich verloren hatte. »Kendra, kommen Sie, setzen Sie sich erst mal. Legen Sie den Mantel hier über. Und jetzt verraten Sie um Himmels willen, was los ist.«
    Erst als Mrs. Hooker ihr eine Tasse heiße Schokolade bereitet hatte, gelang es Kendra, sich wieder etwas zu fangen. »Ich musste die ganze Zeit an Stephen denken - und was für ein Glück er hat.«
    »Das ist doch kein Grund zum Weinen«, sagte Kasm, »Martha und ich waren überglücklich. - Aber das war vor drei Stunden«, fügte er fast mürrisch hinzu.
    »Das war ich ja auch, ich meine, ich war auch froh, aber mittendrin ... als ich mir selbst gratulierte und ihm natürlich ...
    fiel mir Amy ein ... wie sie tot daliegt, draußen im Schneematsch.« Und wieder brach sie in fürchterliches Schluchzen aus. Die Hookers, gewöhnt an solche tragischen Zwischenfälle, die sich mindestens ein- bis zweimal im Schulhalbjahr ereigneten, ließen sie weinen, und nach ein paar Minuten schaute sie mitleiderregend auf und fragte: »Wie kommt es, dass ein weißer Junge mit einer entschlossenen Mutter alles erreicht und ein Mädchen, das mindestens genauso intelligent ist, aber leider eine Eskimomutter hat, scheitert?« Sie sah die beiden vorwurfsvoll an: »Sogar Sie haben Briefe geschrieben, um ihm zu helfen. Aber für das Mädchen hat sich keiner eingesetzt.«
    »Sie haben sich wunderbar um sie bemüht, Kendra«, sagte Mrs. Hooker. »Kasm hat es mir erzählt.«
    »Es ist irgendwie ungerecht. Einfach schrecklich ... sozial und moralisch gesehen.«
    Kasm zündete sich eine Pfeife an, stieß mit dem Mundstück ein paarmal gegen die Zähne und sagte: »Kendra, wenn Sie sich diese furchtbaren Tragödien so zu Herzen nehmen, dann sollten Sie sich vielleicht doch überlegen, den Lehrerberuf an den Nagel zu hängen.«
    »Nehmen Sie ihn denn vielleicht nicht ernst?«
    »Ernst? Doch. Tragisch? Nein. Ob ich mich davon in meinem Innersten berühren lasse? Nein.« Noch ehe Kendra auf diese unmenschliche Äußerung etwas erwidern konnte, setzte Kasm sich neben sie, und während seine Frau die nächste Tasse heiße Schokolade brachte, nahm er Kendras Hand in seine und sagte: »Von der High-School an habe ich noch nie einen Lehrerposten gehabt oder an einer Schule unterrichtet, an der es nicht vorgekommen ist, dass sich ein Kind mal etwas angetan hat oder durch einen grässlichen Unfall ums Leben gekommen ist.«
    »Und was haben Sie

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