Alaska
aufgehängt, auf der alle an den Pazifik grenzenden Staaten zu erkennen waren, von Chile am südöstlichsten Zipfel über Mexiko und die Vereinigten Staaten im Osten, die Sowjetunion und Japan im Westen bis zum Südwesten nach Indonesien, Australien und Neuseeland. Es war ein weltumspannendes Terrain, das durch die wuchernden roten und schwarzen Punkte im Umkreis des riesigen Ozeans noch deutlicher hervortrat; ja, die Karte sah aus, als hätten Hunderte von Bienen auf Länder wie Kolumbien oder den Philippinen eingestochen und hässliche , rote, pickelartige Erhebungen verursacht. Sie sollten die Ansammlungen von Vulkanen darstellen, ob erloschen oder noch aktiv, die den Pazifik in einem Kranz aus Feuern fest umklammert hielten, die erhabenen, explosiven Berge, die so poetische Namen führten wie El Misto, Cotopaxi, Popocatepetl, Mount Shasta, Fudschijama, Krakatau und Ruapehu und damit den gewaltsamen Charakter dieser Gebiete verrieten.
Die schwarzen Punkte, weit zahlreicher, zeigten die Stellen an, wo gewaltige Erdbeben das Land erschüttert hatten, und die schwarzen Kreuzchen die Beben, die 1985 ganze Stadtteile von Mexico City dem Erdboden gleichgemacht hatten, 1906 San Francisco, 1923 Tokio, 1931 Neuseeland. Selbst ein nur flüchtiger Blick auf diese Karten verdeutlichte die konstante Einwirkung von Lavaströmen und bebender Erde auf die Ränder des Pazifik, ein Zeugnis der ungeheuren, anhaltenden Kräfte der sich bewegenden Kontinentalplatten.
Als sich die Nazcaplatte unter die Kontinentalplatte schob, wurde ihr Saum zertrümmert, und von Mexico City blieben nur noch Ruinen. Als sich die Pazifische Platte an der Nordamerikanischen Platte entlangschob, fing San Francisco Feuer, und als die gegenüberliegende Seite der Pazifischen Platte unter die Asiatische Platte rutschte, brachen Tokios Wolkenkratzer zusammen. Und schließlich, als sich in ihren nördlichen Ausläufern die Pazifische Platte in Schichten unterhalb der seichten Beringsee rammte, reckte sich die dichteste Vulkankette der Welt in den Himmel, während gleichzeitig unaufhörliche Beben die Erde erschütterten und - wenn es sich um Meeresbeben handelte - große Flutwellen quer durch den Pazifik jagten.
Alaska, der Scheitelpunkt dieses wütenden Feuerkranzes, kam aber nicht nur geographisch als Bindeglied zwischen Asien und Nordamerika eine besondere Stellung zu, sondern konnte auch ökonomisch und militärisch an Bedeutung gewinnen, und heute, im ausgehenden 20. Jahrhundert, beschäftigte den japanischen Experten hauptsächlich der ökonomische, den russischen hauptsächlich der militärische Aspekt.
Etwa 30 Kilometer westlich von Tokio an dem kleinen Fluss Tama lag das herrliche Bergdorf, in dem Kenji Oda seine ökonomischen Studien betrieb. Tamagata, eine Siedlung reizvoller, im traditionellen japanischen Stil erbauter Holz- und Steinhäuser, war von der mächtigen Familie Oda als der geeignete Ort für ihre Forschungsvorhaben ausgesucht worden. Die Familie hatte Unternehmungen in vielen verschiedenen Wirtschaftszweigen, aber Kenji, der älteste und begabteste Sohn aus der dritten Generation, hatte sich vor allem auf die Papierfabriken im Besitz der Familie konzentriert und sich mit den Waldgebieten Norwegens, Finnlands und denen im amerikanischen Bundesstaat Washington vertraut gemacht, um seine Fachkenntnisse auf diesem Gebiet auch international zu erweitern. Als er in Washington mit Papierfabriken verhandelte, hatte er die Zeit genutzt und mitten im Winter mit einem Team fanatischer amerikanischer Bergsteiger den Mount Rainier bezwungen.
Kenji, neununddreißig Jahre alt, genoss das zurückgezogene Leben, das er in Tamagata führte, denn hier fand er die friedliche Umgebung, um mit dem nötigen Abstand und in Ruhe über die Entwicklung des Weltmarkts in der Holzbranche nachzudenken, und konnte doch, wenn nötig, schnell den internationalen Flughafen von Tokio erreichen, von wo aus stündlich Flüge in alle Richtungen des Oda-Imperiums gingen: zu den Fabriken in São Paulo, den gerade erworbenen Hotels in Amsterdam oder den Waldbesitzungen in Norwegen und Finnland. Je länger er sich mit den Problemen der Papierverknappung in der ganzen Welt und Japans schwindendem Zugriff auf die Hauptwaldgebiete beschäftigte, desto deutlicher erkannte er, dass jeder, der mit der Herstellung und dem Vertrieb von Papier zu tun hatte, in Zukunft sein Augenmerk auf die schier endlosen Wälder Alaskas richten würde.
»Praktisch gesehen«, sagte er zu der von
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