Alaska
haben, müssen sie sich Jobs auf dem amerikanischen Kontinent suchen. Ihr Wegzug macht aus Alaska wieder ein Land der Dritten Welt, und das sollten wir nicht vergessen. Unser Beitrag: Höflichkeit, Beistand, bescheidenes Auftreten, mehr zuhören als selbst reden und, wo es eben geht, Alaska die Hilfe zukommen lassen, die es benötigt. Denn unsere Beziehung zu diesem einzigartigen unberührten Reservoir kann nur hilfreich sein - für beide Seiten.«
Diese Grundsätze befolgend, zogen Kenji Oda und seine Frau Kimiko, die die Verhältnisse in Alaska sehr gut kannte, auf die Insel Kagak nördlich von Kodiak, um die »United Alaskan Pulp Company« ins Leben zu rufen. Bezeichnend war die Tatsache, dass weder aus dem Namen der Firma noch aus dem Briefkopf zu erkennen war, dass es sich um ein japanisches Unternehmen handelte, es waren auch keine Japaner an dem Bau der Holzmühle beteiligt, die den Fichtenbestand der Insel zu Papierbrei verarbeiten und diesen in Tankschiffen über den Pazifik nach Japan transportierten. Als das Werk seinen Betrieb aufnahm, erschienen auch keine japanischen Holzarbeiter, die Bäume zu fällen, und nur drei japanische Ingenieure ließen sich auf Kagak nieder, um die komplizierten Maschinen zu warten.
Kenji und Kimiko selbst bezogen ein bescheidenes Haus auf Kagak Island und mieteten ein kleines Büro in Kodiak, und nur von Zeit zu Zeit wurden hochspezialisierte Techniker aus Tokio eingeflogen, um von hier aus das Verfahren zu überwachen. Nach den ersten Monaten waren - bei einem Unternehmen, das ein Geschäftsvolumen von immerhin 16 Millionen Dollar aufwies - vor Ort nur sechs Japaner, und mindestens die Hälfte der Schiffe, die die Produkte nach Japan verfrachteten, fuhr unter anderer Flagge als der der aufgehenden Sonne. Waren die großen Industriemagnate Japans auch gewillt, die Erschließung und Nutzung der Rohstoffe Alaskas zu übernehmen, dann wollten sie wenigstens nicht als schamlose Ausbeuter auftreten oder gar Animositäten im Land wecken.
In dieser Hinsicht war das Verhalten der Familie Oda beispielhaft. Kenji unternahm nichts, was ihm nachteilige Aufmerksamkeit eingebracht hätte, aber alles, um seinen soliden Ruf in der Gemeinde Kodiak zu festigen. Sollte ein Streichquartett aus Seattle eingeladen werden? Er steuerte eine finanzielle Unterstützung bei, die etwas niedriger lag als die der drei führenden örtlichen Gemeindemitglieder. Wollten ein paar ansässige Theaterleute ein aufwendiges Freiluftspektakel über Baranov und die russische Besiedlung der Aleuten und Kodiaks zur Aufführung bringen? Als Papierhersteller übernahm er alle Unkosten für die Erstellung und den Druck der Programmhefte. Zweimal nahm er die Gelegenheit wahr und lud führende Beamte aus Kodiak ein, ihren Urlaub mit ihm und Kimiko in seinem Holzhaus in Tamagata zu verbringen, und ein andermal kam er für Reisekosten und Spesen von zwei Collegeprofessoren der Universität Anchorage auf, um ihre Teilnahme an einer internationalen Konferenz über den Pazifischen Rand zu ermöglichen. Als Folge solcher großzügigen Spenden sprach man von den beiden nur noch als »die liebenswürdigen Japaner, die ein wirklich aktives Interesse an Kodiak und Alaska demonstrieren«, und wenn diese Einschätzung gegeben wurde, gab es immer jemand, der noch hinzufügte: »Und beide haben früher mal den Denali bestiegen, was man von den vielen Amerikanern, die hier rumlungern, nicht sagen kann.«
Wenn Oda mal nicht in der Holzmühle auf Kagak weilte, nicht an seinem Urlaubsort in Tamagata und auch keine Konferenz in Chile besuchte, durchstreifte er, ohne dass andere davon erfuhren, die entlegenen Gebiete Alaskas, suchte Orte wie Bornite auf, wo sich möglicherweise Kupfer finden ließ, oder Wainwright, das über reiche Kohlenflöze verfügte. Einmal hörte er von einem fernen Berg im Nordwesten der Arktis, dessen Gestein vielversprechende Zinkkonzentrationen enthalten sollten, und nachdem er erzhaltige Bodenproben von verschiedenen Stellen des Gebiets entnommen und nach Tokio geschickt hatte, handelte er einen Pachtvertrag für das gesamte Areal aus mit einer Laufzeit von neunundneunzig Jahren. Als man ihn bei seinem nächsten Besuch in der Forschungsabteilung des Familienunternehmens in Tamagata darauf ansprach, antwortete er freimütig und mit der größten Aufrichtigkeit: »Japan hat nicht vor, sich Alaska › einzuheimsen ‹ , wie manche Kritiker unterstellen. Alles, was wir mit den anderen Rohstoffen Vorhaben, ist das,
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