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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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seiner Firma eingesetzten Arbeitsgruppe, »liegen die Wälder Alaskas für Japan in vieler Hinsicht günstiger als für die Ballungszentren der Vereinigten Staaten. Ein Hersteller an der Ostküste Amerikas wird seinen Holzrohstoff eher aus Nord- und Südcarolina, aus Kanada oder Finnland beziehen als aus Alaska. Unsere großen japanischen Schiffe dagegen brauchen nur einen Hafen in Alaska anzusteuern, die geschlagenen Stämme für unsere Papier und Zellfabriken aufzunehmen und über den Nordpazifik zurückzukommen, was weit billiger ist als für die Amerikaner, die dieselbe Menge über Land oder auf dem Schienenweg transportieren müssen.«
    Ein Vertreter der Oda- Schifffahrtslinie , die nur Frachtschiffe betrieb, hob hervor, dass der Seeweg zwischen Japan und Sitka doch um einiges länger war, als Kenji vermutete, worauf letzterer nur freundlich lächeln konnte: »Gut beobachtet. Aber wenn wir dort oben einsteigen wollen, dann nicht über Sitka. Ich habe es eher auf eine recht ausgedehnte Insel nördlich von Kodiak abgesehen - auf dieser Seite der Bucht.« Und er zeigte auf eine Insel, die so dicht bewaldet war, dass die Holzmasse ausgereicht hätte, seine Papierfabrik fünfzig Jahre lang zu versorgen.
    »Besteht denn überhaupt eine Chance, die Insel auf lange Sicht zu pachten? Ich meine nicht, sie ganz in unseren Besitz zu kriegen.«
    Bevor er auf diese schwierige Frage einging, wurde Oda plötzlich nachdenklich, und nachdem er sich die große Karte an der Wand gegenüber noch einmal verdeutlicht hatte, zeigte er mit dem Stock auf Alaska: »Strategisch gesehen, gehört dieses Gebiet eher zu Japan als zu den Vereinigten Staaten. Jeder natürliche Rohstoff, über den Alaska verfügt, ist für uns von größerem Wert als für Amerika. Das Öl aus der Prudhoe Bay müsste eigentlich quer durch den Pazifik direkt zu uns geleitet werden. Ebenso die Bleivorräte, die Kohle und natürlich das Holz. Die Koreaner wissen Bescheid, sie mischen überall mit, aber auch China wird sich schon bald stark für Alaska interessieren, und für Singapur und Formosa wären Alaskas Ressourcen erst recht von großem Nutzen.«
    Als in diesem Augenblick Hostessen die Besprechung unterbrachen und den Morgentee und Reisplätzchen reichten, nutzte Kenji die Pause und machte seinen Gästen den Vorschlag, doch in den Park zu gehen, dessen landschaftliche Gestaltung im harmonischen Gegensatz zur Wildnis Alaskas stand, und als die Sitzung fortgesetzt wurde, sagte er: »Am besten begreift man Alaska, wenn man es als ein Land der › Dritten Welt ‹ betrachtet, ein unterentwickeltes Land, dessen Rohstoffe an die hochentwickelten Länder verkauft werden sollen. Die Vereinigten Staaten verstehen einfach nicht, Alaska für sich zu nutzen, haben es nie verstanden und werden es nie verstehen. Für sie ist es zu weit weg und zu kalt... Amerika hat nicht die geringste Vorstellung davon, was der Besitz bedeutet, und scheint auch nicht daran interessiert zu sein, es herauszufinden. Somit bleibt der Markt uns überlassen.«
    »Was können wir denn erreichen?« fragte einer der Männer, und Kenji entgegnete: »Wir haben schon etwas erreicht. Nach meinem letzten Rückflug von Alaska habe ich mit den Behörden Verhandlungen aufgenommen, um die bewaldete Insel zu pachten. Nicht den Boden natürlich, das würden sie nie zulassen, aber das Recht, die Bäume zu fällen, eine Holzmühle hochzuziehen und ein Anlegedock für unsere Schiffe zu bauen.«
    »Und hatten Sie Erfolg?«
    »Ja! Ich habe die Freude, Ihnen das mitteilen zu können, nach monatelangen äußerst schwierigen Verhandlungen. Die Menschen in Alaska sind nicht dumm. Ich glaube, sie sehen ihre Situation genauso klar wie wir. Sie wissen, sie sind Waisen in ihrem eigenen Land. Sie wissen, sie müssen mit den Märkten Asiens Zusammenarbeiten. Und sie wissen auch, jedenfalls diejenigen, mit denen ich verhandelt habe, dass sich ihre Wirtschaftsbeziehungen sowohl zu China als auch Russland in Zukunft sehr eng gestalten werden. Es bleibt ihnen gar keine andere Wahl. Ich hatte also keine Probleme und stieß überall auf offene Ohren. Ich hatte den Eindruck, sie würden lieber mit Japan Handel treiben; Holz, Öl und ihre Erze im Austausch mit allem möglichen, was wir zu bieten haben.«
    Die Mitglieder der Arbeitsgruppe, von denen die meisten noch vor dem Frühstück nach Tamagata aufgebrochen waren, entspannten sich in der Sonne, knabberten an ihren Sembeiplätzchen und tranken Tee. Einer der Männer, neben

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