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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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was wir schon erfolgreich bei der Holzmühle auf Kagak vorexerziert haben. Und lassen Sie mich eines unterstreichen, für den Fall, dass das Thema wieder einmal angeschnitten wird und ich nicht zur Verfügung stehe: Alaska profitiert von unseren Geschäften im gleichen Maße wie wir. Sie verkaufen Rohstoffe, die zu erschließen sie nicht das nötige Kapital haben, und wir kriegen die Rohstoffe, die wir zur Weiterverarbeitung benötigen und mit denen wir beachtliche Profite erzielen können.«
    »Können wir denn mit den Blei-, Kohle- und Zinkvorkommen Alaskas ebenso verfahren?«
    »Da stehen unsere Chancen sogar noch besser. Das Volumen ist geringer, der potentielle Profit also größer.«
    Doch dann erhob sich ein älterer Mann, der noch die weltweite Ablehnung, die einem sich ähnlich entwickelnden Japan in den dreißiger Jahren entgegengeschlagen war, erlebt hatte, und fragte leise: »Wieso, meinen Sie, schauen die Vereinigten Staaten in Ruhe zu, wenn wir weiter so vorgehen?« Oda gab die einzig vernünftige Erklärung: »Weil sie das schon seit 1867 tun, als sie Alaska kauften, im Glauben, das Gebiet sei völlig wertlos. In den ersten fünfzig Jahren nach der Besitzübernahme haben sie ihren Neuerwerb einfach ignoriert, unfähig, die Bedeutung des Landes zu erkennen. Diese groben Fehleinschätzungen dauern bis heute an. Sie bestimmen den Denkprozess einer gesamten Nation. Und es dauert noch bis weit ins nächste Jahrhundert, bis die amerikanische Führung aufwacht und sieht, was ihre › Kühltruhe ‹ wirklich wert ist. In der Zwischenzeit muss Alaska als ein Teil Asiens angesehen werden, und das treibt das Land direkt in unseren Machtbereich.«
    Am selben Tag, als die Japaner ihre weitreichenden Pläne zur Nutzung der unerschlossenen Reichtümer Alaskas beschlossen, kamen andere Unternehmer in Korea, Taiwan, Hongkong und Singapur zu einem ähnlichen Schluss und leiteten vergleichbare Schritte ein, Alaska jeweils in ihren Machtbereich zu überführen.
     
    Aber noch jemand beschäftigte sich in Asien unermüdlich und gründlich mit dem Schicksal Alaskas. Er war Sechsundsechzig Jahre alt und lebte in einem kleinen Dorf südlich von Irkutsk an der Straße zum Baikalsee. In seinem Haus hatte er einen wahren Schatz zusammengetragen, Familiendokumente und Untersuchungen aus dem Kaiserreich, die sich auf die Landnahme Alaskas und die nachfolgende russische Besiedlung bezogen, und hatte sich, mit Unterstützung der sowjetischen Regierung, zu einer weltweit anerkannten Autorität auf diesem Gebiet entwickelt.
    Sein Name war Maxim Voronov, ein Nachfahre jener berühmten Familie, aus der bedeutende politische und religiöse Führer Alaskas hervorgegangen waren, als es noch unter russischer Verwaltung stand, unter anderen der große Kirchenmann Pater Vasili Voronov, der die Aleutin Cidaq zur Frau nahm und diese verließ, um Metropolit aller Russen zu werden.
    Der Voronov, von dem jetzt die Rede sein soll, noch immer schlank und aufrecht, aber mit einem weißen Haarschopf, den er sich angewöhnt hatte mit den Fingern zurückzukämmen, hatte sich in den letzten Jahren seines Lebens in das Irkutsk seiner Vorfahren zurückgezogen, wo er über Russlands umfangreichster Materialsammlung über die Eroberung der Aleuten und die Herrschaft in Alaska residierte. Er wusste zu diesem Themenkomplex mehr als alle anderen russischen Historiker und mehr als seine amerikanischen Kollegen, und im Laufe seiner peinlich genauen Analysen der historischen Quellen - womit er die Jahre 1947 bis 1985 verbracht hatte - kam er zu einigen interessanten Ergebnissen, die auch die Aufmerksamkeit der sowjetischen Führung erregten. Im Sommer des Jahres 1986, als das Wetter im östlichen Teil Sibiriens ungewöhnlich freundlich war, verbrachte eine Gruppe außenpolitischer Experten zwei Wochen im Hause Voronov, intensiv über seine Studien diskutierend, wobei Alaska während der endlosen Gespräche immer im Vordergrund stand. Alle drei waren jünger als Maxim und brachten sowohl seinem Alter als auch seiner wissenschaftlichen Forschung hohe Achtung entgegen, nicht jedoch der eigenwilligen Auslegung seiner Studien.
    »Wie sehen Ihre Schlussfolgerungen aus, Genosse Voronov, einen realistischen Zeitplan betreffend?«
    »Was ich Ihnen zu sagen habe, Genosse Zelnikov, sollte von entscheidender Bedeutung bei Ihren Überlegungen sein.«
    »Deswegen sind wir ja hier. Bitte, fahren Sie fort.«
    »Unvorhersehbare Brüche allergrößten Ausmaßes in der Entwicklung

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