Alaskan Royals - Davidson, M: Alaskan Royals
auf Türschwellen rumhängen, oder?“
Sie stemmte die Hände in die Seiten und baute sich vor ihm auf. Er überlegte, ob sie möglicherweise schwer bewaffnet war. „Ich wollte bloß ein bisschen spazieren gehen, okay? Und dabei nicht wieder von einem ganzen Heer begleitet werden.“
„Wie wär’s denn, wenn nur ich Sie begleiten würde, Hoheit?“
Sie nagte an ihrer Lippe, was in Jeffrey den Wunsch erweckte, auch an ihrer Lippe zu nagen, und sagte endlich: „Na ja, warum nicht? Auch wenn wir dafür ins Kittchen kommen.“
„Danke sehr, Hoheit.“
„Wenn Sie mich nicht begleiten dürften, würden Sie mich am Ende noch verpetzen.“
„Hoheit sind äußerst scharfsinnig.“
„Und noch etwas: Gestern hab ich Sie gesehen . In Ihrer Mittagspause.“ Sie spazierten nun über den ausgedehnten Rasen, stets bemüht, die grellen Lichtkegel der Flutlichtlampen zu meiden. „Wie Sie das Kreuzworträtsel in der New York Times gelöst haben.“
Sie hatte ihn gesehen? Nun, er sah sie immer schon aus einem Abstand von zwanzig Metern. „Ach ja?“
„Mit dem Füller!“
„Ich hatte gerade keinen Meißel zur Hand.“
„Aber ich habe bemerkt, dass die Diener Sie wie einen Höhlenmenschen behandeln!“
„Ich weiß. Ist das nicht famos?“
Nicole starrte ihn ungläubig an. Dann brach sie in Lachen aus. „Ah. A-ha! Jetzt hab ich’s verstanden. Mein großer tumber Leibwächter hat mich ausgetrickst: Komm doch in mein Netz, sagte die Spinne zur Fliege.“
„Oder so ähnlich“, stimmte Jeffrey zu. Er hatte seine Hände in die Taschen gebohrt, damit er bloß nicht wieder in Versuchung geriet, diese Frau an sich zu ziehen und zu küssen. „Sollen sie doch glauben, was sie wollen. Sollen sie ruhig annehmen, dass ein Mann von meiner Größe sowohl langsam als auch beschränkt ist. Mir gefällt es, wenn sie mich nicht kommen sehen.“
„Na, das ist doch mal eine Philosophie, die ich verstehe“, sagte Nicole beifällig, und er musste grinsen. „Und wo haben Sie Angeln gelernt?“
„Von Dad, wenn er mal Zeit für mich hatte. Er war nämlich Leibwächter im Dienst des verstorbenen Königspaares. Und Sie – wo haben Sie es gelernt?“
„Ich habe mir Guides gesucht, und die haben es mir beigebracht. Ich habe zwar länger in Los Angeles gelebt als in Alaska, aber ich fühlte mich immer so … wie soll ich sagen … irgendwie angezogen von diesem Land?“
„Angezogen“, stimmte Jeffrey zu. Das Wort passte ebenso gut wie die anderen, die ihm auf der Zunge lagen: Die Pflicht gegenüber dem Land. Die Pflicht gegenüber sich selbst.
„Ich wollte immer schon Bäume und Flüsse und Grün um mich haben. Wenn ich im Wald bin, dann hat die Welt so etwas wie einen Sinn, anders als in all diesem“ – sie machte eine unbestimmte Geste, und Jeffrey überlegte, ob sie wohl merkte, dass sie auf den Palast zeigte – „Chaos.“
„Die Baranovs sind ein wilder Haufen“, pflichtete er ihr bei, „und haben ein unglaubliches Temperament. Aber es sind gute Menschen. Es hat schon seinen Grund, dass Adel mit edel verbunden ist. Die Baranovs haben mir das gezeigt, als ich noch ein Kind war.“
„Wow, Jeffrey, das klingt ja nach einem schweren Fall von Menschenliebe“, neckte sie ihn.
Er lächelte nicht einmal. „Sie nehmen nichts als gegeben hin, weder ihren Reichtum noch unsere Dienste. Nichts. Und wenn ich angeschossen werden würde, würde es der Täter mit meinem König zu tun bekommen. Ich kann ihnen mein Leben weihen, weil sie für mich das Gleiche getan haben.“
Daran hatte Nicole einen Moment zu kauen. Schließlich sagte sie: „Sie sind aber wirklich laut. Und furchtbar launisch.“
„Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.“
„Ach, halten Sie doch die Klappe! Sie und ihre komischen Bemerkungen, auf die es keine Antworten gibt.“ Nicole schlang ihre Arme um sich und umfasste ihre Ellenbogen. Jeffrey sah erst jetzt, dass sie lediglich schwarze Leggings, flache Schuhe und ein schwarzes T-Shirt trug. Die Sonne war schon vor zwei Stunden untergegangen. Er knöpfte sein Jackett auf und hängte es ihr über die Schultern.
„Danke. Dumm von mir, keine Jacke mitzunehmen. Aber ich hatte einfach keine schwarze.“ Sie schob ihre Arme in die Ärmel und kuschelte sich in das Jackett. „Hey, vielleicht wäre ich ja erfroren. Dann hätte ich mir über all das hier keine Gedanken mehr zu machen brauchen.“
„Und wie nett, wenn meine Laufbahn mit einer persönlichen Katastrophe geendet hätte, gar
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