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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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Situation eigentlich ein sehr romantischer Gedanke sein konnte, entpuppte sich nun als grausame Realität. Wir beide saßen in der Falle, wenn wir nicht unverzüglich die Kammer verließen. Und im Wald warteten Dutzende von Soldaten auf uns. Ich bekam eine Gänsehaut und zitterte.
    „Bitte, versprich mir eins.“ Flehend sah ich durch die Finsternis an und konnte das Glänzen seiner Augen erkennen.
    „Alles. Was du willst, mein Herz.“
    „Nicht bei deinem Leben.“
    Sofort spürte ich, wie er sich versteifte, doch dann erfaßte er den wahren Inhalt meiner Worte. Erneut drückte er mich an sich und ich umarmte ihn stürmisch, die aufsteigenden Tränen hinunterschluckend.
    „Ist dir mein Leben denn soviel wert?”, flüsterte er. Ein Knoten verschnürte mir meinen Hals und ich mußte wider Willen emotionslos lachen.
    „Ja. Das ist es mir wert. Du bist es mir wert.“
    Zärtlich nahm ich seine Hand, legte meine Wange in seine Handfläche und flüsterte hinein.
    „Ich will, daß du lebst, was auch immer mit mir passieren wird.“
    In diesen Augenblicken verließen mich meine letzten kindlichen Emotionen und ich wurde in diesen Bruchteilen von Sekunden erwachsen. Ich löste mich aus seiner Umklammerung, stieg in meine dicken Lederschuhe und entschlossen hob ich das Kinn. Ich hielt ihm meine Hand entgegen.
„Laß uns gehen. Es ist Zeit.“

Wie zwei Wegelagerer tauchten wir in den alles verschluckenden Schatten der Dunkelheit und verschwanden im eiskalten, schneebedeckten Wald.
    Robbie ließ mich keine Sekunde los und wir rannten, so schnell meine Beine es zuließen und das war alles andere als schnell. Ständig stolperte ich über die Wurzeln, blieb mit meinem Umhang an Ästen hängen, die mir mein Gesicht zerschrammten und ich konnte das Blut spüren, das an Stirn und Wange herunterlief. Doch ich durfte nicht jammern, wollte bei ihm bleiben und so ignorierte ich es. Meine ganze Konzentration übertrug ich in die Berührung, die mich weiterzog. Ich spürte seine große, kraftvolle Hand, die die Meine festhielt, konnte jeden einzelnen Finger erahnen und spürte die Wärme, die von ihm ausging. Trotz unserer miserablen Lage empfand ich ein Glücksgefühl. Ich hatte ihn an meiner Seite!
    „Sei ganz ruhig.“ Hastig zog er mich an seine Seite und hielt mir den Mund zu. „Nicht sprechen.“
    „Wie denn, wenn du mir ständig den Mund zuhältst“, fauchte ich ihn leise an, nachdem ich ungestüm seine Hand wegzog.
    „Bitte-nicht-sprechen.“
Er flüsterte so leise, daß ich fast nichts verstand, doch die Gefahr konnte nun auch ich spüren, daß ich vor Anstrengung und vor Angst am ganzen Körper zitterte. Robbie spürte es und zog mich enger an seine Brust. Mit der anderen Hand hatte er inzwischen seinen Dolch aus dem Stiefelschaft gezogen und auch er verhielt sich nun mucksmäuschenstill, bewegte sich nicht mehr und flüsterte in meinen Scheitel.
    „Sie sind unmittelbar vor uns. Wenn wir uns nicht bewegen, bemerken Sie uns vielleicht nicht.“
    Mein Zittern nahm zu und jetzt hörte ich es auch. Ein leises Knirschen auf dem gefrorenen und teilweise schneebedeckten Boden, das stetig näher kam. Entsetzt blickte ich wie Robbie in die Richtung, aus der die verhaltenen Geräusche kamen. Angstvoll drückte ich mich fest an ihn, verschloß die Augen. Was nun passieren sollte, wollte ich lieber nicht sehen und ich hörte den beschleunigten, aber kräftigen Herzschlag meines Geliebten. Seine Anspannung war greifbar und sein Griff inzwischen so hart, daß mir mein Arm schmerzte.
    Plötzlich ließ er mich los und stieß mich heftig zur Seite. Unsanft fiel ich zu Boden.
    Alles, was ich nun vernahm, war ein ohrenbetäubendes Brüllen. Auf allen Vieren kroch ich hinter eine Tanne und schmeckte das Blut, das mir von der Stirn rann. Bei dem Sturz mußte mich ein Ast erwischt haben, aber das schien mir nun nebensächlich. Mit einer Ecke des Umhangs versuchte ich die Blutung zu stillen und blickte mich um und in einiger Entfernung hörte ich noch immer das Handgemenge und Stöhnen, daß ich unvermittelt in eine unbekannte Richtung rannte. Nur fort von diesem Getümmel.
    Nach Atem ringend lehnte ich mich schließlich gegen eine Tanne und horchte.
    Nichts.
    Kein Robbie. Keine Soldaten. Kein Brüllen mehr. Nur noch Stille.
    Was war passiert?
    Noch einmal blickte ich mich um. In der Dunkelheit konnte ich niemanden entdecken und dennoch hatte ich das Gefühl, hinter jedem Strauch stünde ein Feind. Ich schluckte und horchte erneut.

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