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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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das nicht. Sie haben mich mitgenommen und ständig die selben Fragen gestellt. Und ich war so müde, doch sie ließen mich nicht schlafen. Erst wenn ich ihnen etwas über euren Aufenthaltsort oder euer Ziel sagen würde.“ Sie schniefte erneut vernehmlich. „Aye. Und als ich ihnen erzählt hatte, wohin ihr wollt, da durfte ich wieder gehen.“
    „Wie lange?“ Auch ich brachte nur ein Flüstern hervor.
    „Drei Tage.“
    Robbie räusperte sich. „Haben sie dich -?“
    „Nein.“ Alisa schüttelte langsam den gesenkten Kopf. „Sie haben mich nicht angerührt.“
    Die beiden Männer blickten verlegen zu Boden, als sie das hörten und Alisa stand wie ein geprügelter Hund da und fuhr fort. „Es tut mir leid. Ich wollte das wirklich nicht.“
    Bitterlich begann sie nun zu weinen und mir blutete das Herz bei dem Anblick.
    „Ich wollte doch nur nach Hause.“ Ihre letzten Worte waren nur noch ein Hauchen in die Nacht. „Zu Michail.“
    Ich hatte bereits davon gehört, wie man mit Gefangenen umging. Da waren die Soldaten nicht gerade zimperlich, wenn sie Informationen haben wollten. Prügel, Peitschenhiebe, Nahrungs- oder schlimmstenfalls Schlafentzug wandten sie dabei an. Die gängigsten Methoden, um die Gefangenen zum Sprechen zu bringen. Sollte einer der Schweigenden trotz allem einschlafen, so wurde ein Eimer mit eiskaltem Wasser über ihn gegossen, was sicherlich im Nu die größte Schläfrigkeit vertrieb. Alisa hatte noch riesiges Glück gehabt, denn auch Vergewaltigungen kamen nicht gerade selten vor. Mit geschlossenen Augen stand ich da und schluckte. Ein ungeheueres Haßgefühl auf meine eigenen Landsleute kam in mir hoch. Und ich schämte mich dafür, eine Engländerin zu sein!
    Die beiden Männer standen noch immer stocksteif da und blickten trotz ihrer Rede wieder ärgerlich auf Alisa. Ich erwärmte mich, wußte ich doch besser, daß sie ein lieber Kerl war und riß mich erneut von Robbie los. Ich nahm sie in meine Arme und wiegte sie wie ein kleines Kind, während ich ihren Kopf streichelte.
„Ist schon gut. Es wird alles wieder gut.“ Dankbar nahm sie das Taschentuch entgegen, das ihr Robbie widerwillig entgegenhielt, nachdem er einen Rippenstoß von mir kassiert hatte und sie beruhigte sich etwas.
    „Darf ich trotzdem bei euch bleiben, bis wir in Schottland sind?“,  fragte sie leise und blickte abwechselnd zu Robbie und zu mir. Ich nahm ihr das Tuch aus der Hand und trocknete ihr verweintes Gesicht.
    „Ja doch. Selbstverständlich nehmen wir dich mit.“
    Fragend blickte ich zu Robbie, der unentschlossen dastand und zögernd nickte, während Seamus laut schnaubte.
    „Und bei der nächsten Gelegenheit verpetzt sie uns gleich wieder! Besser, wir lassen sie hier im Wald zurück! Vier sind einfach zu viele“, entrüstete er sich und hieb mit der Faust gegen eine Tanne, daß es raschelte.
    „Nein!“ Energisch trat ich ihm entgegen. „Sie wird uns nicht noch mal verraten! Das wird sie nicht tun. Sie hat es ja nicht beabsichtigt. Erst als die Soldaten sie -“
    Robbie versuchte mich wieder zur Vernunft zu bringen. „Susanna! Seamus hat recht! Es ist zu gefährlich, zu viert in irgendein Dorf einzukehren. Das fällt zu sehr auf. Sie geht wieder zurück in den Gasthof an ihre Arbeit und wir drei -“
    „Du kannst sie doch nicht hilflos hier zurücklassen! Entweder kommt sie mit oder ich bleibe hier bei ihr!“ Bei diesen Worten drückte ich sie noch enger an mich, aber Robbie blieb stur.
„Wir bringen Sie zurück zum Gasthof.“ Er wollte kehrt machen, doch ich hielt ihn am Ärmel zurück. „Dann gehe ich auch dorthin!“
    Wütend stampfte ich auf. Alisa und Seamus blickten nun interessiert und mit großen Augen von Einem zum Anderen. Robbie, der sich inzwischen breitbeinig vor mir aufbaute, verschränkte die Hände vor der Brust.
    „Du kommst mit mir!“
    Energisch stemmte ich die Fäuste in meine Seite und giftete ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Nein!“
    „Du kommst mit mir! Und wenn ich dich bis Skye tragen muß!“
    „Versuch’ es erst gar nicht, mich hochzuheben oder ich … ich …“
    Minutenlang standen wir uns gegenüber, Nase an Nase, Stirn an Stirn und jeder versuchte, dem eisigen Blick des Anderen standzuhalten, bis Robbie genervt aufgab und die Augen verdrehte. „Mann, hast du einen Sturkopf.“
    Ein leichtes Machtgefühl ergriff mich. Diese Runde hatte ich gewonnen und erleichtert blickte Alisa zu mir herauf.
    „Danke“, murmelte sie in meine Richtung und

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