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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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Recht. Whisky ist nichts für Frauen.“
     
    Als ich erwachte, lag ich in einem kuscheligen warmen Bett.
    Nichts bewegte sich.
    Kein Schaukeln, kein Plätschern, kein Wasser.
    Und trotzdem hämmerte es im Inneren meines Gehirns.
    Unter enormer Anstrengung öffnete ich die Augen stellte fest, daß meine Augenlider sich tonnenschwer anfühlten. Das dämmrige Licht schmerzte meine Augäpfel und ich schloß sie wieder unter Stöhnen. Außerdem befürchtete ich, eine Kanonenkugel statt meines Kopfes auf den Schultern zu tragen.
Ein rauer, kratziger Ton, der aus meinem Körper zu kommen schien, flüsterte: „Wo bin ich?“
    „Hast du Kopfschmerzen?“ Diese Stimme kam mir irgendwie bekannt vor. Blinzelnd blickte ich auf die Gestalt, die sich über mich beugte. „Ist dir schlecht? Soll ich eine Schüssel holen?“ Und schon wurde meine Stirn gekühlt.
    „Robbie?“
    „Ich bin da, Liebes.“ Seine Nähe und Fürsorge ließ mich beruhigt wieder einschlummern.
     
    Eine erfrischende Brise wehte ins Zimmer. Erneut öffnete ich die Augen und kraftlos setzte ich mich auf. 
    „Na, endlich wach?“ Robbie saß am Fenster, grinste mich fröhlich an und kam lachend ans Bett. „Du hast geschlafen wie eine Tote. Für dich ist Whisky wirklich nicht gut.“
    „Mir ist sooo schlecht.“
    Erschöpft ließ ich mich wieder in das Kissen fallen. In meinem Kopf schien ein ganzer Bienenstock zu summen und leichter Schwindel machte sich bemerkbar.
    „Kein Wunder, bei einer halben Flasche Whisky.“ Mißbilligend schüttelte er den Kopf. „In Zukunft läßt du die Finger davon.“
    Er zog mich wieder nach oben, damit ich aufstand, führte mich zur Waschschüssel und zog mir mein Leinenhemd aus.
    „Was soll das? Es ist kalt!“
    „Willst du dich denn nicht frisch machen?“
    „Ja, doch. Sicherlich.“ Mein Kopf brummte und ich hielt ihn fest. „Was macht man gegen Kopfschmerzen nach übermäßigem Alkoholgenuß?“
    „Männer trinken weiter.“
    „Und was machen die edlen Damen?“
    „Das weiß ich nicht. Im Übrigen kenne ich kaum Eine, die trinkt.“ Amüsiert sah er mich an. „Eigentlich garkeine.“
    Ich gluckste trotz meines Zustandes.
    „Dann hast du hier das erste Exemplar einer trinkfesten Dame vor dir.“
    „Na ja, über das Wort trinkfest lässt sich streiten“, meinte Robbie schmunzelnd und machte sich wieder daran, mir bei der Morgentoilette behilflich zu sein.
     
    Nach der aufwendigen Pflege meiner jetzt wieder ordentlich frisierten Haare saßen wir nun beide vor dem winzigen Fenster und betrachteten die Aussicht. Der Wind hatte sich wieder beruhigt, die See sah fast glatt aus wie ein Spiegelglas, doch es lagen tiefe dunkle Wolken über uns.
    „Wo sind wir eigentlich?“
    Außer ein paar Häusern und dem Meer dahinter konnte ich nichts sehen. Irgendwo im Hof meckerte eine Ziege und ein Hahn krähte.
    „Ich habe keine Ahnung, wie diese Ortschaft heißt. Ist aber auch egal. Wir sind hier unter Freunden.“
    „Wirklich? Woher willst du das wissen?“
    „Es sind Jakobiten.“
    „Jako- was?“
    „Jakobiten. Na, du weißt schon. Freunde der Stuarts.“
    „Dieses Unruhestifters im Exil?“, rief ich leicht angewidert aus. „Meinst du etwa den?“
    „Aah. Ich sehe, du weißt Bescheid.“ Er nickte. „Aye. Genau den meine ich.“
    Ich wußte nicht viel von diesen Jakobiten, doch was ich wußte, bedeutete nichts Gutes für mich. Wie ich von meiner Tante Emily erfahren hatte, wurde ihr geliebter Mann in einer Auseinandersetzung mit jakobitischen Aufständischen verletzt, an deren Wunde er schließlich qualvoll starb. Grimmig blickte ich ihn an. „Jetzt sag’ bloß, du bist einer von ihnen.“
    „Aye.“
    Entsetzt sprang ich auf. „Mein Gott, Robbie! Wie kannst gerade du dich so einer Gesinnung anschließen!“ Ich war mehr als entrüstet.
    „Ich bin Schotte.“
    „Das weiß ich. Aber wegen dieser Stuart-Familie gibt es ständig Unruhen und Gemetzel. Sogar ein Onkel von mir wurde in Prestonpans -“
    „Schau“, unterbrach er mich, hob mich auf seinen Schoß und hielt mich fest, als ich mich wehren wollte.
    „Ich erkläre es dir. Seit ewigen Zeiten haben wir Schotten einen König, nämlich einen aus dem Hause Stuart, der allerdings im Ausland leben muß, da er vor etlichen Jahren London herausgefordert hat. Damals hatte er leider verloren. Das war in Prestonpans. Und nun hat eben dieser Stuart die Sache für sich aufgegeben und führt ein einsames und bescheidenes Leben in Rom.“ Er seufzte und fuhr

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