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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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man ihr dann wieder eine Arbeit auftragen würde. Sie schlenderte über den Hof und sah, wie eine kleine Gruppe von berittenen Rotröcken ins Gasthaus einkehrte.
    Nur aus Neugier, wie sie betonte, ging sie zum hinteren Eingang, blieb versteckt hinter der Küchentür stehen und konnte durch den Spalt der angelehnten Türe den Raum gut überblicken. Die Soldaten saßen am Ecktisch, dem gleichen, an dem Susanna am nächsten Morgen frühstücken würde und ließen sich das Ale und den Braten schmecken. Schließlich stand einer der Soldaten auf und wechselte mit dem Wirt einige Worte. Er zog einen Brief aus seiner Uniform und hielt ihn dem Wirt und der Wirtin unter die Nase, aber beide schüttelten nur den Kopf.
    Alisa befand sich zu weit weg von ihnen und konnte daher nicht  verstehen, was geredet wurde, aber sie ahnte sofort, es ging um Robbie und mich.
    Ärgerlich schritt der Uniformierte nun in der Stube auf und ab, hielt jedem der Gäste dieses Schreiben vor’s Gesicht und alle verneinten. Mit einem wütendem Faustschlag auf den Tisch bestellte er noch eine Runde für seine Kameraden und blickte grimmig in Richtung Wirt. Der jedoch ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, putzte seine Theke, bediente die Gäste und hielt ab und zu ein Schwätzchen.
    Der Soldat steckte mit seinen Gefolgsleuten die Köpfe über den Tisch zusammen und Alisa sah jede ihrer Bewegungen, da die Küchentür genau gegenüber der Eckbank lag. Urplötzlich stand einer der Soldaten auf, schritt auf sie zu und spähte in die dunkle Küche hinein, worauf sie sich erschrocken in das hinterste Eck drückte, das sie erreichen konnte.
    „Hey, Wirt, bring mal eine Kerze. Ich glaube, hier drin sind Mäuse oder Ratten!“
    „In meiner Küche bestimmt nicht. Hab so was noch nie gehabt!“ Ein äußerst empörter Onkel stürmte mit brennendem und qualmenden Torflicht in die Küche, blickte aufgebracht in jede Ecke und zog schließlich Alisa am Arm hervor und schüttelte sie leicht.
    „Was tust du hier? Hast du keine Arbeit?“
    „Wer ist das?“, fragte der Soldat.
    „Meine Nichte.“
    „Nichte? So, so.“ Ein boshaftes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit und er musterte Alisa von oben bis unten. An ihrem kleinen Busen blieb sein Blick schließlich hängen und sofort zog Alisa ihren Umhang enger.
    „Ich wollte gerade -“ Vergeblich versuchte sie, den beiden zu entwischen. Der Onkel hielt sie aus einem anderen Grund fest, als der Soldat.
    „Was wolltest du gerade?“
    Der Rotrock schob Alisa langsam in die Stube zu seinen Kameraden und blieb vor dem Soldaten mit dem Brief stehen.
    „Colonel, sie hat sich hinter der Küchentür versteckt. Vielleicht kann sie uns etwas sagen.“
    Alle Männer in Uniform musterten sie lüstern und ohne Scham.
    „Kennst du diesen Mann?“
    Der Colonel hielt ihr das bekannte Plakat vor ihr Gesicht, eine schlechte Wiedergabe von Robbies guten Aussehen. Ein leises, schüchternes Nein kam aus ihrem Mund heraus und sie senkte wieder ihren Kopf.
Doch der Colonel suchte den Blickkontakt und hob ihr Kinn. „Wirklich nicht?“
    „Nein.“
    „Er ist ein Mörder. Ein Dieb. Ein Frauenschänder. Er hat eine ehrbare Tochter aus gutem Hause vergewaltigt und verschleppt. Hast du das gewußt?“
    Entsetzt blickte sie in die Gesichter. „Nein, das ist nicht wahr!“
    Sie biß sich auf die Lippen, daß es schmerzte. Verdammt, jetzt hatte sie sich verraten!
    „Du kennst ihn also?“ Mißtrauisch sah sie der Soldat an und suchte Blickkontakt, doch sie wich aus und wandte den Kopf ab. Schweigend stand sie da und preßte die Lippen zusammen.
„Rede! Dummes Gör!“, schrie er sie an und schüttelte sie an einer Schulter. Aufgebracht riß sie sich los.
    „Nein! Ich kenne ihn nicht! Woher denn auch?“, spie sie ihm entgegen. „Na, du bist doch Schottin“, verächtlich sprach er dieses Wort aus, „und er wird mit Sicherheit die Nähe seiner Landsleute suchen, deshalb vermuten wir ihn hier in dieser Gegend. Und das hier ist ja ein ganzes Dorf von euch Bastarden! Entweder ist er in diesem Haus oder eben in der Umgebung.“ Sein Blick war streng.
    „Ist dir über seinen Aufenthalt irgendetwas bekannt?“, fragte ein anderer.
    Sie senkte wieder kopfschüttelnd den Blick. „Nein. Nichts.“
    „Aber du kennst ihn?“
    Wann hörten sie endlich mit diesen Fragen auf?
    „NEIN!“, schrie sie den Rotröcken ins Gesicht und ihr Herz schien zu zerspringen.
    Mit einem Fingerzeig nach oben kam das Kommando.

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