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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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einigermaßen gereinigte Haut zu verbinden. Ich gab mir große Mühe, hatte ich so was doch noch nie getan. Eigentlich hätte ich eine Salbe darauf schmieren sollen oder bestenfalls Honig, um die Heilung zu beschleunigen. So hatte ich es oft bei Mary gesehen. Ich seufzte, als ich auf das Ergebnis blickte.
    „Tut mir leid, aber ich kann es nicht besser. Das ist die erste Hand, die ich in meinem ganzen Leben verbunden habe.“
    Robbie schmunzelte. Als ich ihn jedoch anblickte, setzte er sofort wieder seine grimmige Maske auf. „Aye.“
    „Dann gib mir mal die andere Hand.“
    Erneut begann ich mit dem Säubern, tupfte und rieb vorsichtig an seinem Handrücken, strich über seine aufgerissene Innenfläche und konnte das Brennen der Haut fast selber spüren, das er im Moment empfand. Am Liebsten hätte ich seine Wunden liebkost, traute mich aber nicht so richtig und begnügte mich deshalb mit dem Verbinden. Als ich nun auch diese Hand verbunden hatte, war ich fast stolz auf mein Werk. Ich stand auf und sah auf ihn herab.
    „Na, was sagst du? Ist doch gar nicht so schlecht geworden, oder?“
    Robbie blickte auf seine eher stümperhaft verbundenen Hände, drehte sie im Sonnenlicht hin und her und ich bemerkte seine leicht erbebenden Schultern.
    Ich erschrak.
    Hatte ich etwas Falsches gesagt? Hatte ich ihn etwa verletzt? Bestürzt ließ ich mich vor ihm auf die Knie nieder und sah seine Tränen in den Augenwinkeln.
    „Oh mein Gott! Robbie! Es tut mir leid! Ich kann es eben nicht besser!“
    Er blickte kurz auf und da erst sah ich, daß er lachte - und das aus vollem Herzen. Die Tränen liefen ihm aus den Augenwinkeln und ich wußte nicht, warum.
    „Sei nicht böse, Liebste. Aber so werde ich dich mit Sicherheit nicht mehr beschützen können. So kann ich niemanden Schaden zufügen!“ Er holte tief Luft und kicherte. „Das hättest mir früher die Hände einbinden sollen, dann würde die Scheune jetzt noch stehen.“
    Trotz der bitteren Erinnerung an die grausamen Stunden stimmte ich in sein Lachen mit ein. „Wenn es so ist, dann reiß’ es besser wieder herunter.“
    Bevor er sich davon losmachte, hielt aber inne. „Du bist auch nicht böse?“
    „Nein!“
    Noch einmal blickte er mir lachend in die Augen, befreite sich von den Ungetümen an seinen Händen, zog mich so schnell an den Schultern zu sich und ich schrie erschrocken auf.
    „Paß auf! Deine Wunden!“
    Doch er ging darauf nicht ein. Er hielt mich, streichelte meine Wangen mit den Daumen.
    „Ich werde dich beschützen“, flüsterte er mit todernstem Gesicht, „solange ich in der Lage bin und lebe. Das habe ich dir damals versprochen und so ich werde es auch in Zukunft halten. Egal, was du dazu sagst.“
    Ich wollte etwas entgegnen, doch er versiegelte meinen Einwand mit seinen Lippen und küßte mich auf die Stirn, die Augen, den Mund.
    „Ich werde dich rächen! Und auch das wirst du nicht verhindern können!“
     
    Lange saßen wir auf dem Felsblock und drückten uns eng aneinander, um die zunehmende Kälte von uns abzuschirmen. Die Sonne verschwand langsam hinter einer dichter werdenden Nebeldecke und würde bald den Zenit überschritten haben.
    Wir nutzten die restliche Zeit unserer Rast zu einer Aussprache.
    Ich erfuhr, daß er in seiner Heimat als junger Bursche etwas ähnlich Einschneidendes erlebt hatte. Keine Vergewaltigung, nein. Es war eher ein Frauenraub.
    Für Robbie war es eine todernste Angelegenheit. Dennoch fand ich es einerseits sehr romantisch, andererseits auch - barbarisch. Ich wußte einfach kein anderes Wort dafür.
    Er erzählte mir von seiner Tante mütterlicherseits, die fünf Töchter und einen Sohn hatte. Als ihr Ehemann bei einem Scharmützel mit einem anderen Clan getötet wurde, war sie gezwungen, bei Robbies Familie zu leben. Sobald die Töchter im heiratsfähigem Alter waren, wurden sie streng bewacht, denn sie waren allesamt Schönheiten und dafür bekannt bis in die anderen Clanregionen, aber ihre Mutter lehnte jedes Heiratsangebot ab aus Angst, ihre Kinder nie mehr wieder zu sehen.
    Aber alles Bewachen nutzte nichts.
    Eines Tages fiel eine Horde von tobenden Clansmännern in das Gut von Robbies Vater ein und verschleppten die Mädchen, die sie fassen konnten und das waren drei von ihnen. Sie wurden nie wieder gesehen. Ab und zu kam eine Nachricht zuhause an, aus der sie entnehmen konnten, daß sie gottlob lebten und zumindest aus zwei der Geraubten glückliche Mütter und zufriedene Ehefrauen geworden waren. Nur

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