Alba und Albion
leichten Kuß auf die Wange. „Denken Sie an meine Worte.“
Damit rauschte sie hinaus, ließ mich in der großen Bibliothek zurück.
Verwirrt von ihren Worten und mit der erwachten, schmerzvollen Sehnsucht nach meiner Mutter blieb ich allein inmitten der kostbaren Bücher zurück, die nun jeglichen Wert verloren hatten.
„Hast du schon gehört? Stephen Miller ist mit den Burgherren hier bekannt! Unser Stephen Miller!“
„Wirklich?“ Müde lächelnd sah Robbie auf mich herab und um meine Aufregung etwas zu dämmen, half ich ihm aus der Jacke und den Stiefeln.
„Ja! Das ist unglaublich, nicht wahr?“
Schnell stellte ich mich auf Zehenspitzen, zog ihn lachend an den Ohren zu mir herunter und gab ihm einen dicken Kuß. Während Robbie sich auf das Bett legte, alle viere von sich streckte und die Augen mit dem Arm verdeckte, plapperte ich munter weiter und verstaute seine Kleidung ordentlich im Schrank.
„Zuerst dachte ich, sie meinte den Lord, aber dann sagte sie -“
„Den Lord? Templeton?“, fragte er mit wenig Interesse und schloß die Augen.
„Ja doch! Stell‘ dir vor, mein Magen drehte sich um bei dem Gedanken, er könnte sich hier auf der Burg aufhalten!“
„Wer?“
„Na, der Lord!“ Genervt blickte ich zur Decke. „Hör’ doch mal genau zu, wenn ich dir was erzähle.“
Doch aus seiner Richtung kam nur ein genüßliches Gähnen. „Übrigens, danke der Nachfrage. Ich hatte einen äußerst interessanten Vormittag.“
„Wie?“
Er hob den Kopf und blinzelte mich an. „Willst du denn nicht wissen, was der alte Gauner vor mir wollte?“
Ach! Ich hatte fast vergessen, daß er bestimmt auch Einiges zu erzählen hatte!
„Äh, ja. Sicher doch.“
Ich nahm einen der kleinen gepolsterten Hocker und setzte mich an seine Seite ans Bett. Zuckersüß lächelte ich ihn an. „Wie war dein Tag, Schatz?“
Er hob leicht den Arm von den Augen und blickte mich an. „Gut.“ Dann schloß er sie wieder.
„Und weiter?“
„Och, nichts weiter.“
„Willst du mich ärgern? Zuerst bist du beleidigt, weil ich nicht sofort nach deinem Befinden frage und dann sagst du: Nichts!“
„Erstens bin ich nicht beleidigt und zweitens würde dich das Geschwafel von Campbell sowieso nicht interessieren.“
Etwas verstimmt, wandte ich mich ein wenig von ihm ab und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Na, dann laß es sein“, gab ich schnippisch zurück.
Robbie lachte und setzte sich auf.
„Du hast recht, ich wollte dich nur ärgern. Aber jetzt im ernst. Campbell möchte, daß ich übermorgen mit auf die Jagd gehe. Es werden einige - wenige, hoffe ich - Gäste eintreffen und dann geht’s endlich wieder nach draußen.“
Er schwang seine Beine aus dem Bett, stemmte die Hände auf die Oberschenkel und stand auf.
Erfreut strahlte ich ihn an.
„Das ist doch wunderbar! Du kommst ein bißchen raus und ich“, ich schluckte schwer und versuchte, tapfer zu klingen, „ich kann mich einen Tag auch gut alleine beschäftigen.“
„Es sind vier Tage.“
„Vier?“ Enttäuscht blickte ich auf meine Hände. „So lange?“
Lachend kam er auf mich zu und hob mein Kinn.
„So schlimm wird es schon nicht werden. Aber es ist äußerst wichtig für meine Leute, daß ich den Frieden ein wenig festige. Da kommt eine Einladung zur Jagd genau richtig.“
Träumerisch fuhr er fort. „Wir werden am Lagerfeuer sitzen, ich, Campbell, einige andere einflußreiche Herren und über Probleme und wichtige Dinge sprechen.“
Als er meinen mißgünstigen Blick sah, fuhr er fort. „Dich würde das nur langweilen.“
Ich stand auf und wandte mich zum Fenster. Die Aussicht wurde durch die dicker werdenden Schneeflocken getrübt und ein Luftzug, der durch die Ritzen der geschlossenen Fenster drang, streifte meinen Arm. Ich fröstelte, blieb aber stehen. Es war trotz des wiederholten Schneegestöbers ein hübscher Anblick.
„Du amüsierst dich vier Tage in der Wildnis, während ich hier versauere.“
„Ich denke, es wird sich für dich schon einige Abwechslung bieten. Die Ladys der Herren werden in der Zeit auch hier verweilen.“ Verschmitzt fügte er hinzu: „Dein Stephen kommt auch mit seiner Angetrauten.“
„Wirklich?“ Meine Laune hob sich etwas bei dem Gedanken an ein Wiedersehen mit ihm.
„Aye. Campbell hat mich über die Gäste informiert. Aber, da fällt mir was ein“, er sah mich etwas streng an, „woher weißt du das eigentlich? Hat eines der Mädchen geplappert?“
„Nein“, lachte ich
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