Alba und Albion
aussieht.“
„Umwerfend!“ Vorsichtig nahm sie einen Schluck aus der dampfenden Tasse. „Also, von Anfang an. Daß er mich abgeholt hat und das mit dem Wagen, hab ich ja schon gesagt. Und in dem Gasthof war einiges los.“
Zuvorkommend half Michail Alisa aus dem Gefährt und stützte sie auf dem gefrorenen, glatten Eisboden, damit sie nicht ausglitt, hielt ihr zuvorkommend die Tür in den Gasthof auf und laute Musik, Qualm und ebenso lautes Geplapper schlug ihnen entgegen.
Michail sah sie lachend an.
„Wollen wir?”, fragte er und bot ihr seinen Arm, den sie schüchtern annahm. Sie schritten hinein in das Gewühl und in der Mitte des Schankraumes wurde bereits zu schnellen Takten getanzt, die aus Bodhran, Bagpipe und Fiddle bestanden. Einer der Musiker sang mit lauter Stimme fröhliche, leicht anzügliche Lieder, passend zu diesem ausgelassenen Abend.
Michail zwängte sich durch die Menge, wurde zeitweise aufgehalten von einem Knecht, der ihm kameradschaftlich auf die Schulter klopfte und einen vorsichtigen Blick auf Alisa warf. Eine der zahlreichen jungen Frauen begrüßte ihn lachend und Alisa grimmig, aber er schritt energisch weiter, Alisa fest an der Hand und hatte auch schon einen etwas abgeschiedenen Sitzplatz in einer Ecke erspäht. Zwei weitere junge Paare saßen dort in trautem Gespräch.
„Setz’ dich, ich hole etwas zu trinken.“ Er sah sie fragend an. „Ale?“
„Ja, gerne!“, rief sie ihm durch den hohen Lärmpegel zu.
Während er sich um die Getränke kümmerte und im Gedränge verschwand, blickte sich Alisa um. In der Mitte des Schankraumes drehten sich die Paare, angefeuert von den umher stehenden Gästen, die zum Takt der Musik klatschten. Einige sangen lauthals mit, andere versuchten, ein einigermaßen anständiges Gespräch zu führen, indem sie sich gegenseitig anschrien.
Alisa bemerkte ein junges Mädchen, die sie mit bitterbösem Blick fixierte. Erschrocken durch die Feindseligkeit aus diesen Augen senkte Alisa sofort den Blick und begann, den Stoff ihres hübschen rosa Rockes zu kneten.
„Was machst du für ein trauriges Gesicht, hmm?“
Eine Hand hob ihr Kinn und sie blickte in das strahlende Lachen ihres Begleiters. Er stellte die zwei Humpen ab, einen Korb mit Brot und Käse, den er in der Armbeuge balancierte. Bei seinem Anblick vergaß sie das sonderbare Mädchen sofort.
„So, jetzt stärken wir uns erst einmal!“
Er griff zu, schob einer schüchternen Alisa etwas hin und ließ es sich schmecken. Zaghaft kostete Alisa von dem Dargebotenen, hielt sich dann doch lieber an ihr Getränk. Sie verfielen mit ihren Tischnachbarn in ein unverfängliches Gespräch, es wurden kleine Geschichten und Anekdoten ausgetauscht und es wurde viel gelacht.
Mit einem vorsichtigen Seitenblick suchte Alisa erneut das Mädchen, das sie so angestarrt hatte, doch sie schien verschwunden zu sein.
„Sag mal, Michail, kennst du hier viele Leute?“ Sie hielt die Ungewißheit nicht mehr aus.
Er sah sie verwundert an. „Meinst du jemand Bestimmtes oder warum fragst du?“
Er kniff leicht die Augenbrauen zusammen und hob seinen Krug zum Mund. Alisa errötete. Anscheinend wußte er ganz genau, was sie meinte. Nun gut, dann könnte sie ja auch ganz direkt fragen.
„Ich meine ein Mädchen, das mich vorhin recht böse angeschaut hat“, sagte Alisa. „Die mit den blonden Haaren und dem grünen Rock. Hast du sie nicht bemerkt?“
Er hob den Kopf und blickte suchend durch die Menge, erblickte aber niemanden, auf den diese Beschreibung passen könnte.
„Nein. Und ich sehe auch keinen grünen Rock.“ Michail sah Alisa mit gesenktem Kopf an. „Warum denkst du, bin ich mit dir hier und nicht mit einer Anderen?“
Seine Direktheit entmutigte sie ein wenig und sie lächelte verschämt. „Entschuldige. Ich wollte dich nicht beleidigen.“
Michail nickte und drückte ihre Hand. „Nein, das hast du auch nicht. Es ist verständlich, daß du so was fragst. Immerhin bin ich fast jeden Freitag hier im Gasthof.“ Er nahm erneut einen tiefen Schluck, dann hellte sich seine Miene auf.
„Ja!“, rief er plötzlich und verschluckte sich fast, „jetzt weiß ich, wen du meinst. Das ist Clara, ein Mädel aus dem Dorf hier. Sie möchte gerne mit mir zusammen sein, aber ich habe kein Interesse.“ Er sprach gerade heraus über seine Gefühle und Alisa fühlte sich darin bestärkt, daß er sie mochte. Wenn er nur mit Mädels ausging, die ihn interessierten … Um so besser für sie!
Schließlich
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