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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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Respekt zollen, denn was er da gerade macht, ist äußerst gefährlich.“
    „Wieso denn das? Er geht doch nach Hause zu seinen Leuten.“
    „Aye, aber er läßt mich sozusagen unter Wölfen zurück.“
    „Oh.“
    „Wenn er Pech hat, glauben sie ihm kein Wort und legen ihn kurzerhand um.“ Robbie sprach ohne weitere Gefühlsregung, während sich eine eisige Hand in meinen Rücken krallte.
    „Aber das ist doch bar-“ Ich schluckte. „Entschuldige, das ist mir so rausgerutscht.“
    „Schon in Ordnung.“
    Wie zur Bestätigung drückte er meine Hand. „Er wird die Situation schon meistern. Er ist schon mit schwierigeren Dingen zurecht gekommen.“
    Beruhigend legte ich meine Hand auf seinen Arm. „Du wirst alles erfahren, was zu Hause passiert ist, wenn er erst wieder zurück kommt.“
    „Er kommt nicht zurück.“
    „Wa-warum denn nicht?”, fragte ich und inzwischen klapperten meine Zähne vor Kälte.
    „Ich habe Seamus beauftragt, in meinem Namen auf Armadale und in meinem Gebiet alles ins Reine zu bringen, mit der Unterstützung meiner Brüder. Kurz gesagt: Er ist jetzt der Herr und entscheidet, wer von meinen Brüdern der Chief ist, bis ich wieder dort bin. Und falls nicht, dann bleibt einer von ihnen der Chief bis an sein Lebensende.“
    Mir ging so viel im Kopf herum, die Gedanken schlugen Purzelbäume, da ich die ganze Angelegenheit, Robbies Angelegenheit, nicht richtig erfaßte.
    „Sag’ mal, Robbie, warum ist es euch eigentlich so wichtig, einen eigenen Regenten zu haben. Wie ich sehe, leben die Menschen in Schottland genauso gut oder schlecht, wie im ganzen Land.“
    „Hier geht es um mehr als nur die Ehre.“ Er straffte die Schultern und kniff die Lippen zusammen. „Wir Schotten haben seit Jahrhunderten ein Anrecht auf einen eigenen König.“
    Er blickte in mein unverständliches Gesicht und fuhr er fort. „Du tust dir schwer damit, die Politik in meinem Land zu verstehen, nicht wahr?“
Sanft schob er eine vorwitzige Locke zur Seite, die auf meiner Stirn tanzte.
    „Ja, da hast du recht.“
    Er nickte. „Gut. Dann möchte ich dir etwas rezitieren.“
Sein Blick wanderte in die Ferne und er bekam einen eigenartigen Glanz in seinen Augen, während er mit leiser Stimme weiter sprach. „Etwas, was seinerzeit Robert the Bruce in der Deklaration von Arbroath am sechsten April im Jahre des Herrn dreizehnhundertzwanzig, seinem fünfzehnten Regierungsjahr aufsetzen ließ. Vielleicht kannst du dann den Grund verstehen, warum wir so vehement um unsere Freiheit kämpfen.“
    Mit großen, erwartungsvollen Augen blickte ich ihn an.
    „Da heißt es einem Absatz:
     
    Doch sollte er aufgeben, was er begonnen hat und billigen, daß man uns oder unser Königreich dem König von England oder den Engländern unterwirft, so würden wir sofort alles Aufwenden, um ihn als unseren Feind und Zerstörer seiner eigenen Rechte wie der unsrigen zu vertreiben und würden einen anderen Mann, der uns geeignet scheint, uns zu verteidigen, zu unserem König machen.
    Niemals, solange auch nur einhundert von uns überleben, wird man uns, zu welchen Bedingungen auch immer, unter englische Herrschaft zwingen. Wahrlich und wahrhaftig, wir kämpfen weder für Ruhm, Reichtum oder Ehren.
    Wir kämpfen für die Freiheit - das Einzige, das ein ehrenhafter Mann nicht einmal um seines Lebens Willen aufgibt.“

Robbie machte eine kurze Pause und schien in Gedanken weit von mir entfernt zu sein. Ein Ruck ging durch seinen Körper und er tätschelte lächelnd meine Hand.
„Das war das Erste, was ich in meinem Leben auf Wunsch meines Vater auswendig lernen mußte. Aber nun komm, a mo run. Laß uns umkehren, sonst erfrierst du mir noch.“

39
    Vergnügungen
    „Wie war es gestern?“
    Seit geraumer Zeit hielt ich hinter Tür, die ich einen Spalt geöffnet hatte, Ausschau nach Alisa und zog sie aufgeregt ins Zimmer. Aufgeregt schob ich sie an die Sitzgruppe, auf deren Tischchen bereits duftender Tee und diverses Gebäck wartete.
    „Los, erzähl’!“
    Sie verstand sofort und strahlte mich an.
    „Er hat mich geküßt!“
    „Wie schön!“
    „Aye. Er hat mich schon vor meiner Kammer erwartet und sogar einen kleinen Fuhrmannswagen organisieren können. Und wie gut er aussah in seinem Kilt!“ Schwärmerisch schloß sie die Augen.
    „Da fällt mir ein“, ich reichte ihr eine Tasse Tee und geistesabwesend nahm sie mir diese ab, „ich hab ihn noch gar nicht gesehen. Ich weiß überhaupt nicht, wie er

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