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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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siebzehnhundertzwanzig. Jetzt Dreiundzwanzig - und am Leben“, flüsterte er. „Wenn es den hohen Herren in London beliebt, dann können sie mich sofort hängen.“
    „Hän-hängen?“
    Eine eisige Hand legte sich auf meine Haut und mit großen Augen blickte ich zu ihm. „Aber du hast doch gesagt, man kann dir diese Tat nicht beweisen!“
    Er drehte sich zu mir herum und lächelte mich an. „Du bist so unschuldig und unbedarft. Das gefällt mir. Doch die wirkliche Welt sieht anders aus.“
    Robbie verschränkte die Arme auf dem Rücken und wir gingen langsam wieder zurück.
    „Ja, die wirkliche Welt sieht anders aus. Da gibt es keine Gnade. Du mußt in deinem Leben um alles kämpfen!“ Er senkte schüttelnd den Kopf und murmelte: „Mein Leben!“
    Dann schien ihm noch etwas einzufallen. Wir waren fast am Haus angekommen, als sich seine Miene aufhellte.
    Ach ja … was meinen Namen angeht -“ Wir blieben stehen und er blickte zweifelnd auf mich herab. „Willst du ihn wirklich wissen?“
    Da ich nickte, sagte er ruhig: „Mein Name ist -“
    „Susanna, da bist du ja endlich.“
    Mary watschelte im Eilschritt auf uns zu und hielt sich eine Hand an die Brust.
    „Gott sei Dank. Wir suchen dich überall.“ Da erst schien sie meine Begleitung zu bemerken. Augenblicklich strahlte sie über das ganze Gesicht.
    „Guten Abend, Mister -“
    Er unterbrach sie auf sehr unhöfliche Weise, wie mir schien.
    „Guten Abend, Miss Mary. Ich werde mich jetzt ebenfalls zurückziehen. Wenn Sie mich nun bitte entschuldigen wollen.“
    Formvollendet nahm er meine Hand und drückte einen Hauch von Habe die Ehre Miss Taylor und einen Kuss darauf. Ich war verblüfft von dieser Vornehmheit und bemerkte ein belustigtes Blitzen in seinen Augen.
    Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, was da eben passiert war, schob mich Mary mit sanfter Gewalt vorwärts.

6
    Festlichkeiten und Küsse
    Das Fest war ein großer Erfolg.
    Die Flügeltüren, die in den Park führten, standen offen, obwohl das Gartenfest aufgrund des heftigen Regens abrupt beendet wurde und das Feier nun im Haus stattfand. Eine leichte Brise zog in den Saal und erfrischte die Luft. Es erschienen eine Menge Leute, die ich noch nie gesehen hatte. Elegante Damen in rauschenden Kleidern, hoch aufgetürmten Perücken, einige nach französischer Art, die Herren ebenfalls frisiert und teilweise mit weiß gepuderter Perücke.
    Ich trug mein nagelneues dunkelblaues Kleid aus schwerem Atlas und Taft, mit einem mir ungewohnt tiefen Ausschnitt und einem Korsett, das meinen Busen enorm nach oben drückte, eben ganz nach der neuesten Mode. Der Stoff des Kleides, durchwirkt mit hauchdünnen Silberfäden, glitzerte im Kerzenschein wie ein Sternenhimmel. Mary hatte mir eine zauberhafte Frisur gesteckt und mit weißen und rosafarbenen Rosenknospen verziert. Als Krönung gab mir Mamma eine wunderschöne Kette aus Rosenquarz aus ihrem Schatz, bevor wir in den Saal gingen. Sie betonte, dass sie diese Kette einst von meinem Vater zur Verlobung bekommen hatte.
    „Sie ist sehr alt“, sagte sie, als sie mir die Steine um den Hals legte. „Deine Großmutter väterlicherseits hat sie von ihrer Mutter bekommen - ebenfalls zur Verlobung.“
Überwältigt betrachtete ich mein Spiegelbild. Das sollte ich sein? Ich erkannte mich nicht wieder. Alles kindliche verschwand an diesem Abend aus meinem Gesicht.
    Befangen berührte ich die wertvolle Kette, die auf meiner weißen Haut einen wunderbaren Kontrast bildete. In der Mitte hing ein großer Saphir in Form eines Tropfens auf meinem Dekolleté herab. Mamma stand hinter mir, die Hände auf meinen Schultern und lächelte meinem Spiegelbild zu.
    „Du siehst heute sehr schön aus. Ich bin stolz auf dich.“
    „Und ich bin es auch.“
    Vater, im kompletten Feststaat, trat ins Zimmer, ohne daß wir es bemerkt hatten. Ich drehte mich um und strahlte über das ganze Gesicht.
    „Oh, Vater. Ich bin so aufgeregt! Hoffentlich enttäusche ich euch nicht!“
    Ich legte noch schnell drei meiner schönsten Ringe an, nachdem meine Eltern mich noch einmal gedrückt hatten und ging in freudiger Erwartung meiner neuen Gesinnung entgegen.
     
    Im Saal angekommen, wurden wir sofort von den Massen der Gäste begrüßt.
    Von den Damen, die teilweise saßen, mit einer höflichen Floskel und einem gnädigen Nicken, von den Gentlemen mit einer zum Teil übertriebenen Verbeugung, Handkuß inklusive. Es viel mir schwer, den Ernst zu bewahren und nicht lauthals

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