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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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loszulachen, als ein gebrechlicher alter Mann mit Perücke versuchte, eine formvollendete Verbeugung mit Kratzfuß zu machen. Zum Glück konnten ihn einige der Umstehenden noch gerade rechtzeitig auffangen, damit er nicht auf dem Hosenboden landete. Doch ich riß mich zusammen und nickte höflich, stets ein freundliches Lächeln im Gesicht.
    „Sieht sie nicht hinreißend aus!“
    „Oh, ja. Sie ist nicht wieder zu erkennen!“
    „Welch eine Ähnlichkeit mit ihrer Frau Mamma. Das ist ja unglaublich!“
    „Sie ist ja eine richtige Dame!“
    „Und genauso bezaubernd wie ihre Schwester. Einfach umwerfend!“
    Als ich an den Gästen vorbeischritt, konnte ich die Bemerkungen der Damen hören, die mich ganz genau betrachteten. Ich fühlte mich ganz einfach stolz und glücklich, daß ich so gut ankam.
    Die Herren waren mit Worten nicht weniger zurückhaltend. Sie übertrafen sich dabei, mir Getränke zu servieren oder mich ganz einfach zum Lachen zu bringen, was den meisten ohne Anstrengung gelang. Kein Wunder, bei dem Getue.
    „Darf ich Sie zu Tisch begleiten?“
    Ich drehte mich lächelnd um und sah in das freundliche Gesicht von Sir David Limmeroy, einem Geschäftspartner von Vater. Wir wurden uns bereits vor einigen Monaten auf der Verlobungsfeier von Doreen und Eric vorgestellt und ich erkannte ihn sofort wieder. Damals hatten wir ein gutes Gespräch und verstanden uns auf Anhieb.
    Er, ein Junggeselle von annähernd fünfzig und noch verdammt gut aussehend, wie ich heute wieder feststellen mußte, war durch seine Größe nicht zu übersehen. Er trug die neueste Mode, jedoch ohne Perücke, seine Haare stattdessen weiß gepudert und der Zopf mit einem Seidenband im Nacken eingebunden. Sein hellblauer Rock mit Rüschenhemd und Jabot, an dem eine Brosche mit einem großen dunkelblauen Stein befestigt war, vervollständigte sein elegantes Aussehen.
    Einige der ledigen Damen hatten ein Auge auf ihn geworfen und da er aber seine Lebensweise nicht ändern wollte, hielt er mich für einen guten Anker, um sich diese Ladys vom Hals zu halten. Mir kam es auch zugute, hatte ich doch nun wieder etwas mehr Luft zum Atmen. Erfreut hielt ich ihm meine beringte Hand hin.
    „Das wäre ganz reizend von Ihnen, Sir Limmeroy.“
    Er nahm mich am Arm und führte mich in Richtung des weißen Saales, der für das Dinner perfekt ausgestattet war. Die beiden Tische maßen jeweils an die zwölf Meter, riesige Blumengestecke in gelb und weiß unterbrachen die strenge Porzellan- und Glasanordnung. Es brannten heute im ganzen Haus sowieso schon unzählige Kerzen, aber hier erblickte ich den absoluten Höhepunkt. Die vielen kostbaren Parfümkerzen strömten so viel Wärme aus und es hatte den Anschein, als ob ein Kaminfeuer brannte und es duftete herrlich nach Veilchen und Flieder.
    Flehend sah er mich an, nachdem er einigen Damen zunickte.
    „Wäre es möglich, wenn ich heute neben Ihnen und Ihrem Vater sitzen könnte?“
    Ich konnte ein Lachen nicht vermeiden, riß mich aber schnell wieder zusammen. „Aber ja doch.“
    Schnell schritt ich an die Tafel und begann, die zahlreichen Namensschilder zu lesen.
    „Kommen Sie! Helfen Sie mir, Ihr Schild zu finden, dann können wir sie austauschen.“
    Limmeroy schritt auf die andere Seite des Tisches und gemeinsam machten wir uns an die Arbeit.
    So kam es, dass Sir Limmeroy mir gegenüber saß, während Vater an der Kopfseite des langen Tisches Platz genommen hatte. Durch meinen Platz am Ende der Tafel konnte ich das lustige Treiben gut beobachten. Die Damen kokettierten kichernd mit ihren Tischnachbarn, während die älteren Herrschaften nur Augen für das Mahl zu haben schienen. Neben mir saß ein mir völlig unbekannter junger Mann, der aber aus Verlegenheit kein Wort herausbrachte. Als ich mit ihm Konversation über das Wetter machen wollte, begann er so heftig zu stottern und zu stammeln, was sogar mich erröten ließ und ich mich nun doch lieber meiner Suppe zuwandte. Sir Limmeroy hingegen unterhielt sich angeregt mit Vater über ein Thema, das mich nicht interessierte und bei dem ich mich auch nicht beteiligen wollte. Wortlos prostete er mir zu und verbeugte sich leicht in meine Richtung.
    Lächelnd nickte ich zurück. Daß ich nun im Endeffekt keinen Gesprächspartner bei Tisch hatte, machte mir nichts aus. Ich war einfach glücklich und nickte stattdessen über den Tisch hinweg jedem zu, der mich auch nur im Entferntesten ansah.
     
    Nach dem Dinner gingen einige der Gäste in den Garten,

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