Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
Vom Netzwerk:
lustig machen?
    Es entstand ein verlegenes Schweigen, das Robbie schließlich beendete.
    „Ich möchte mich bei Ihnen in aller Form für mein Benehmen gegenüber Ihren Bediensteten entschuldigen“, sagte er leise und ich konnte spüren, wie er sich leicht verbeugte.
    Überrumpelt von seiner unerwarteten Ansprache stammelte ich: „Selbstverständlich … ich nehme sie an …“
    Mir schoß das Blut ins Gesicht, und um das zu verbergen, stand ich auf und ging ein paar Schritte in Richtung Garten.
    „Wenn es Ihnen Recht ist, dann begleite ich Sie ein Stück.“ Schon war er neben mir, nachdem er sich verstohlen umgesehen hatte.
    Gemeinsam spazierten wir durch die weitläufige Gartenanlage. Ich versuchte, ihn heimlich zu beobachten, aber anscheinend hatte er es bemerkt. Ich konnte riechen, daß er sich frisch gewaschen hatte, denn er duftete nach Kernseife und frischer Wäsche. Robbie blickte auf mich herab und grinste und seine makellosen weißen Zähne blitzten in der Dunkelheit auf.
    „Sie haben morgen Geburtstag?“
    „Wenn Sie es bereits wissen, warum fragen Sie dann?“
    „Wie alt werden Sie?“
    Ich überlegte kurz, ob diese Frage zu persönlich sei und gegen die Etikette verstieß, verwarf den Gedanken aber sofort wieder.
    „Ich werde morgen siebzehn. Das Fest soll mich offiziell in die Gesellschaft einführen.“ Ich mußte lachen. „Können Sie sich das vorstellen, ein Fest unter einem solchen Vorwand zu geben, was eigentlich nur bedeutet, daß man ab sofort um meine Hand anhalten darf.“
    „Na, dann wünsche ich Ihnen viel Glück“, murmelte er.
    Verlegen hielt ich inne, während wir einige Zeit schweigend nebeneinander her gingen.
    Ich strich mit der Hand über die prallen Rosenknospen und sah zu ihm empor. „Jetzt bin ich dran mit Fragen!“
    Anscheinend konnte er sich nicht vorstellen, daß er mich wirklich interessierte und ich tatsächlich mehr von ihm erfahren wollte. Zweifelnd blickte er zu mir herab.
    „Was wollen Sie denn wissen?“
    „Woher kommen Sie? Man hört einen leichten Akzent heraus, wenn Sie sprechen.“ Meine Neugierde war wieder geweckt und ließ mich alles vergessen, was ich über gutes Benehmen gelernt hatte.
    „Aye.“
    Er schien erstaunt und rieb sich den Nacken, während er nachdachte.
    „Hmm … wo soll ich anfangen … Daß ich nicht von dieser Gegend bin, haben Sie ja schon gemerkt. Eigentlich komme ich aus dem Norden, aus -“
    „Aus dem Norden? Da, wo die Barbaren -“, platzte ich heraus und blieb abrupt stehen. Entsetzt hielt ich mir die Hand vor den Mund.
    „Genau, aus dem Norden, wo die Barbaren wohnen, und die Wilden und die Frauenschänder“, sagte Robbie lapidar. Er hielt inne, als er mein schockiertes Gesicht sah.
    „Verzeihung, Miss. Aber das wird von uns behauptet. Und da Sie nicht in Ohnmacht fallen, ist es Ihnen sicherlich bekannt.“ Mit einem kurzen Nicken entschuldigte er sich in meine Richtung.
    „Soll ich wirklich weiter erzählen?“ Er sah mich zweifelnd an, ob ich seine Offenbarung auch ertragen würde.
    Begeistert von der Aussicht auf eine romantische und gleichzeitig dramatische Geschichte hakte ich mich kameradschaftlich bei ihm ein.
    „Ja, bitte erzählen Sie mir, wie Sie in diese Gegend gekommen sind!“
    Überrascht von der plötzlichen körperlichen Nähe sah er auf mich herab, ließ meine Hand aber in seiner Armbeuge und wir gingen ein wenig weiter in den Garten hinein.
    „Also, was soll ich erzählen … Aye, genau! Erstens, ich bin Schotte und komme aus einem Ort namens Armadale auf der Insel Skye, was soviel wie die Neblige Schöne bedeutet.“
     
    Und er erzählte mir seine Geschichte, die allerdings alles andere als romantisch war.
    Sein Leben veränderte sich schlagartig am Vorabend seines siebzehnten Geburtstags. Was für eine Ironie des Schicksals!
Es kam eine Patrouille in seinen Ort, beschuldigte seinen Vater der Spionage und des Verrats. Er wurde auf der Stelle verhaftet und mitgenommen. Nach ein paar Tagen stellte sich allerdings heraus, daß diese Anschuldigungen nicht haltbar waren und er kam wieder nach Hause. Aber er hatte sich verändert und war verschlossen, bis man ihn ein paar Wochen später in einer Heumiete fand. Erhängt.
    „Sie hatten ihn ausgepeitscht und wer weiß, was sie ihm noch alles angetan haben. Das hat er anscheinend nicht verkraftet. Und nun waren wir alleine - Mutter, meine beiden jüngeren Brüder, die noch nicht zu größeren Arbeiten taugten, meine Großeltern Und die gesamte

Weitere Kostenlose Bücher