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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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gesagt?“
    „Sag ihnen, sie sollen es tun. Ich spüre selbst, daß da etwas ist, was da nicht rein gehört.“
    „Guter Junge,“ strahlte Stielmann und begann unverzüglich, seine Werkzeuge auszupacken und ordentlich auf dem Tisch zu arrangieren.
    „Wären Sie so gütig, uns heißes Wasser zu besorgen?“, wandte er sich an mich. „Wir brauchen auch saubere Leinentücher, ein Stückchen Holz und Whisky.“
    Bei dem letzten Wort hob ich fragend die Augenbrauen. „Whisky?“
    „Für Ihren Gatten. Als Narkotikum.“
    Unverständlich sah ich erst ihn, dann Robbie an, der mich mit roten Augen anblinzelte und ein Grinsen versuchte.
    „Siehst du, mein Schatz, diese netten Leute denken erst an mein Wohlergehen, bevor sie sich selbst zuschütten.“
     
    Die Operation war grauenvoll.
    Nachdem Robbie einen kleinen Löffel mit Whisky bekam, spie er hin auch gleich wieder hinaus, so sehr wehrte sich sein Körper gegen den Alkohol. Auch diverse andere Mixturen, die Stielmann ihm reichte, behielt er nicht lange im Magen. Letztendlich kamen sie zu dem Schluß, daß es eben ohne einschläfernde Mittelchen gehen müßte.
    „Holen Sie diesen kräftigen Herrn und bitten Sie ihn, uns zu helfen“, sagte Stielmann mit seiner beruhigenden Stimme.
    Ich verstand und rannte zu Seamus, der bereits ein tiefes, breites Loch ausgebuddelt hatte und ohne Wiederworte ließ er alles stehen und liegen und kam er mit ins Haus.
    „Bitte waschen Sie sich erst die Hände. Mit den heißem Wasser dort.“
    Jonas wies ihn zum Kessel, der auf dem Kaminfeuer balancierte und gehorsam tat er, was man von ihm verlangte, wenn auch knurrend und schimpfend. Jonas hob entschuldigend die Schultern.
    „Sauberkeit ist in unserem Beruf das A und O“, entschuldigte er sich und Stielmann nickte zustimmend. Mit ernstem Gesicht stand er da, winkte uns an seine Seite und senkte seine Stimme.
    „Gut. Wir müssen es jetzt bei vollem Bewußtsein machen. Laudanum kann ich ihm in diesem Zustand nicht geben, da ich befürchte, daß er dann nicht mehr aufwacht.“
Er warf einen flüchtigen Blick zu mir und sah, wie ich bei diesen Worten erblaßte. Er drückte meinen den Arm.
    „Wenn wir Glück haben, wird er bewußtlos, aber wenn nicht …“, er warf einen zaghaften Blick auf Robbie, der dämmrig ins Feuer starrte, während die alte Lady summend seine Hand tätschelte. Ich bückte mich und streichelte ihm tröstend Wange.
    „Wie kann er sich denn so oft übergeben, wenn er nichts im Magen hat?”, flüsterte ich und Stielmann nickte.
    „Ja, das ist in der Tat ein Problem. Sein Gallenwasser tut nicht gut in seinem Magen und im Hals. Tss, tss, tss.“
    Nachdenklich schüttelte er den Kopf. Dann rief er „Heureka!“, suchte in seinem Koffer, holte ein bräunliches, schlammig aussehendes Pulver hervor und schüttete eine Prise davon in ein kleines Glas Wasser. Das flößte er Robbie ein, der sich erst dagegen sträubte und angespannt warteten wir auf einen erneuten Brechreiz. Doch er behielt es und lächelte matt.
„Was war das?”, fragte er schwach und auch ich blickte neugierig zu dem Juden.
„Das ist heilende Erde. Sie bindet sozusagen das Magenwasser. Ein uraltes Hausmittel, das ich sehr gerne anwende.“
    „Danke, Stielmann. Fangen Sie an.“
    „Mister Seamus, bitte helfen Sie, dass Mister Robbie“, er grinste, „bewegungslos daliegt, sobald ich mit dem Messer an die Wunde gehe. Jonas, du hilfst ihm mit dem Holz“, und drückte ihm auch schon einen kleinen Holzkant in die Hand. Er kniete sich vor Robbie und hielt ihm das Holz vor den Mund. „Bitte beißen Sie darauf, bevor Sie sich die Zähne abbrechen.“
    Mir war das alles ziemlich neu und unheimlich. Neugierig starrte ich auf Jonas, Robbie nickte und hatte auch schon den Holzklotz im Mund. Stielmann legte seine Hand auf meine Schulter und lächelte mich freundlich an.
    „Und Sie, Misses Susanna, helfen Sie ihrem Gatten, mit dieser Prozedur fertig zu werden. Halten Sie seine Hand, geben Sie ihm Zuwendung. Er kann das jetzt brauchen.“
    „Ja. Gut.“ Ich schluckte. Hoffentlich fiel ich nicht beim ersten Schrei in Ohnmacht. Ich nahm noch einmal die Flasche Whisky in die Hand und setzte an. Seamus starrte auf mich, streckte die Hand aus und nahm ebenfalls einen großen Schluck. Entschuldigend hob er die Schultern. „Zur Vorbeugung.“
    „Dann fangen wir mal an. Bereit?“
    Bereits beim ersten Schnitt schrie Robbie wie am Spieß, daß Seamus genauso wie ich sämtliche Farbe aus dem Gesicht

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