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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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verlor. Aber er hielt ihn fest, als wäre Robbie in eisernen Ketten gefangen. Keinen Millimeter konnte er sich winden unter den kräftigen Händen seines treuesten Freundes.
    Stielmann schnitt mit höchster Konzentration, das Blut quoll nur so heraus, er wechselte ständig die Größe seiner Messer, schnitt immer tiefer und, als Robbie gottseidank in Ohnmacht fiel, holte er schließlich mit einem löffelartigen feinen Instrument eine Eisenkugel heraus in der Größe einer Erbse.
    „Geschafft!”, flüsterte Stielmann, hielt die Kugel wie eine Trophäe in die Luft, wischte sich mit dem Handrücken die Stirn und ich sackte erschöpft zusammen.
„Was macht der Patient?”, fragte Jonas und Stielmann beugte sich über ihn, hob ein Augenlid.
„Ob er schon lange ohnmächtig ist?”, fragte er und blinzelte uns an.
    „Aye.“ Seamus, der genauso schwitzte und genauso blaß war, wie ich, nickte. „Schon eine ganze Weile.“
    „Gut.“
    Sorgfältig schnitt er das brandige, faulige Fleisch weg, nähte die Wunde mit feinem Nadelzeug zusammen und zitierte Jonas an seine Seite, um die Wunde zu reinigen und diesmal mit einem festen Brustverband zu verschließen. Robbie atmete inzwischen wieder ruhig und regelmäßig und Stielmann nickte.
    „Er ist inzwischen eingeschlafen. Das ist gut. Sehr gut.“ Dann klopfte er mir auf die Schulter.
    „Sie haben das gut gemacht, Mädchen. Sehr tapfer. Und nun ruhen Sie sich auch ein wenig aus. Sie werden sehen, im Nu wird er wieder auf den Beinen sein. Er ist ein kräftiger junger Mann mit einem enormen Lebenswillen.“
    Zweifelnd blickte ich auf Robbie, wie er da lag, eingebunden, blaß und eingefallen. „Woher wollen Sie das wissen?“
    „Nicht viele überleben einen solchen Eingriff, nicht viele. Der Schock ist für die Meisten zu groß, daß das Herz einfach stehen bleibt.“
    Kopfschüttelnd ging er aus dem Zimmer und wanderte nachdenklich im Garten umher. Ich ging zum Fenster und folgte seiner Gestalt. Seamus trat hinter mich, drückte mir die Schultern und nickte.
    „Ich hab’s ja gleich gewußt“, flüsterte er mit tiefer Stimme. „Nur ein Jude kann unseren Jungen noch retten.“  

48
    Wieder vereint
    Wie es Stielmann voraus gesagt hatte, erholte sich Robbie zusehend mit jeder Stunde und jedem Tag, der verging.
    Bereits nach zwei weiteren Tagen konnte Robbie schon wieder aufrecht sitzen, löffelte seine Suppe, die ich unter Anweisung von Jonas zubereitete und erfreute sich an Stromer, der nicht mehr von seiner Seite wich. Die beiden Juden sahen täglich nach Robbie, wechselten den Verband und die Auflagen, beglückwünschten ihn zur schnellen Gesundung und verließen uns stets, bevor die Nacht herein brach. Ihre Abende wollten sie viel lieber in ihrem Dorf, das eine Stunde von hier entfernt lag und bei ihren Familien verbringen. Sogar Seamus war damit einverstanden und hatte keinerlei Einwände. Unbehelligt durften sie ihres Weges ziehen.
    Fröstelnd kam er in den Salon, der für uns inzwischen neben der Küche unsere Zuflucht war, während die alte Lady wieder in ihren Zimmern im oberen Geschoss verweilte. Nur ab und zu blickte sie kurz herein, um nach Feuerholz oder etwas zu Essen zu bitten.
    „Na, alter Kumpel. Du siehst ja schon wieder blendend aus!“ Vorsichtig klopfte er Robbie auf die unverletzte Schulter.
    „Aye. Bei der Fürsorge von euch ist das auch kein Wunder!“
    „Weißt du eigentlich, was heute für ein Tag ist?“
    „Nein.“
    „Hogmanay!“, rief Seamus und rieb sich die Hände über dem Feuer.
    „Wirklich? Sind wir schon so lange unterwegs?“
    „Aye, mein Freund. Und zur Feier des Tages“, mit einem verschmitzten Lachen holte er unter seinem weiten Plaid ein weißes, schlaffes Kaninchen hervor, das er uns an den Ohren präsentierte, „gibt’s einen Braten. Deine Gattin ist sicherlich so nett und bereitet daraus ein Festmahl.“
    Er legte mir das tote Tier auf den Rock und ich wandte mich angewidert ab. „Ich kann das nicht.“
Mit leichter Übelkeit fiel mir die Zeit im Wald ein, als mir Semaus schon einmal so etwas vor die Füße gelegt hatte.
    „Tu’ es einfach. Deinem Mann zuliebe.“
    Frech zwinkerte mich Seamus an und mit einem Blick zu Robbie blieb mir nun nichts anderes übrig. Mürrisch trug ich das schlaffe Häschen in die Küche und schepperte wütend die Türe zu.
    Nun saß ich davor, wußte eigentlich gar nicht, wie ich daraus etwas Genießbares zaubern sollte. Am Besten, ich ließ es erst einmal so liegen. Vielleicht

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