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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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Gemahl!“
    Genervt blitze ich mein Gegenüber an.
„Sie wollen also damit sagen, sie sind mit ihm verheiratet, ohne je einen Priester aufgesucht zu haben?“ Auch diese Frage wurde mir zum x-ten Mal gestellt.
    „Ja, verdammt noch mal! Ich bin verheiratet mit diesem Mann und nein, wir wurden noch nicht richtig getraut.“
    So langsam verlor ich die Geduld bei diesem Spiel. Ich saß auf einem harten und unbequemen Stuhl, links und rechts hinter mir standen zwei Soldaten in Position und bewachten mich sozusagen. Doch an Flucht wäre gar nicht zu denken gewesen. Erstens wußte ich nicht genau, in welche Richtung ich mich wenden mußte, sollte ich es schaffen, dieses Gebäude ungeschoren zu verlassen und zweitens war die Kasernenanlage so riesig, daß ich nur unsichtbar zum Ausgang spazieren konnte.
    Welch ein Glück für Lastman, daß ein wuchtiger Schreibtisch zwischen uns stand, sonst hätte ich ihm längst die Augen ausgekratzt.
    Lässig drehte er einen Gänsekiel zwischen den Fingern, ohne mich aus den Augen zu lassen.
    „Ich frage mich die ganze Zeit, wie man dann verheiratet sein kann.“
    „Glauben Sie mir, man kann es.“ Giftig zischte ich ihn an. „Wieso halten Sie mich hier fest? Wer hat Ihnen den Auftrag dazu gegeben?“
    Noch immer wußte ich nicht, weswegen ich hier saß und drehte ungehalten meinen Silberring. Ich vermutete, meine Familie, die mich suchte, steckte dahinter, wie es Robbie von Anfang an vorausgesagt hatte. Oder es war Stephen.
    Mein Gott, in der ganzen Zeit hatte ich nicht mehr an ihn gedacht! Doch diese Gedanken schüttelte ich schnell wieder ab. Im Moment konnte ich sie nicht gebrauchen.
    „Also, was haben Sie mit mir vor?“
    Ich betrachtete ihn verstohlen. Lastman sah vornehm aus mit seiner Perücke und seiner roten Uniformjacke, mit goldenen Knöpfen und goldgelben Litzen verziert. Er war tadellos gekleidet, was man von mir nicht sagen konnte. Meine Kleidung ließ sehr zu wünschen übrig.
    Abrupt stand er auf und verließ das Zimmer.
    Ich sah ihm erstaunt nach, hatte ich doch eine Antwort erwartet. Ich wagte es, ebenfalls aufzustehen und machte vor dem vergitterten Fenster halt. Die beiden Wachen blieben unbeweglich in Position und hielten mich auch nicht auf, als ich begann, im Zimmer auf und ab zu gehen. Am Liebsten hätte ich gegen die Steinwände gehämmert, doch ich konnte mich zusammenreißen und die Unbeeindruckte mimen. Als ich nun wieder vor dem Fenster stand und in die Dunkelheit hinaus blickte, merkte ich, wie meine Fassade langsam zu bröckeln begann. Ein leichtes Zittern durchfuhr meinen Körper. Lange würde ich diesen Fragen nicht mehr standhalten können. Trotz der Aufregung fühlte ich mich hundemüde und das Letzte, was ich wollte, war ein Nervenzusammenbruch. Ich empfand es als das Beste, wenn ich in der Zeit, die ich hier befragt und aufgehalten wurde, Robbie aus meinem Gedächtnis verbannte. Doch das fiel mir nicht so leicht. Eine übergroße Sehnsucht packte mich und Tränen strömten mir in die Augen. Schnell schluckte ich sie herunter und setzte mich wieder.
    Robbie!
    Ich wußte, er würde mich nicht alleine lassen! Er würde mich suchen und finden! Er hatte es versprochen! Dieser Gedanke hielt mich letztendlich aufrecht, auch wenn dies eine ereignisreiche Nacht war.
     
    Der Schock war schon groß gewesen, als man mich wie einen Schwerverbrecher unter den neugierigen Blicken der anderen Zimmerbewohner aus dem Gasthof geführt wurde. Als man mir auch noch verwehrt hatte, mich von Robbie - meinem Mann! - zu verabschieden, das konnte ich niemandem verzeihen. Noch immer sah ich sein schmerzverzerrtes Gesicht vor mir, durch die Soldaten mit Waffengewalt von mir ferngehalten. Seine Lippen formten nur ein Wort: „Verzeih.“
    Ich warf ihm noch schnell eine Kußhand zu und so verfrachtete man mich in eine noble Kutsche, innen äußerst luxuriös mit blauem Samt ausgelegt, mit feinen Kissen auf den Sitzbänken, Vorhängen aus Brüsseler Spitze, wie ich vermutete. Ich wußte sofort, man hatte mich nicht verhaftet, sondern nahm mich lediglich in Gewahrsam. Nun wartete Lastman, daß mich jemand von meiner Familie abholte und ich
    nahm an, daß ich einer der lästigeren Aufträge war, die er auszuführen hatte, wie ich an den Mienen der Engländer entnehmen konnte.
    Lastman saß mir gelangweilt gegenüber, den Dreispitz auf dem Schoß, neben ihm ein junger, bewaffneter Soldat, der für meine Unversehrtheit verantwortlich zu sein schien, denn um diese

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