Alba und Albion
sich der rothaarige Riese an mich.
„Ronald meint“, er wies mit dem Kopf in dessen Richtung, „der schnellste Weg nach Schottland ist einfach geradeaus nach Norden.“
„Ja, und?“ War ich wirklich so blöd, daß ich nicht verstand? Robbie räusperte sich.
„Aye, ich werde es dir erläutern.“ Er setzte sich bequemer hin und starrte ins Feuer.
„Wenn wir schnurgerade aus Richtung Norden gehen, ist das zwar der schnellste Weg, aber auch der Gefährlichste.“
Er winkte ab, als ich ihn unterbrechen wollte.
„Überall sind Patrouillen unterwegs, es wurden in den letzten Monaten im ganzen Land Kasernen errichtet, zahlreiche kleinere Stellungen wurden bezogen. Du kannst dir bestimmt vorstellen, wie viele von den verdammten Engländern“, verzeihend blickte er mich an, während einige Männer bei den Worten verächtlich ausspuckten, „hinter uns her sein werden.“
„Du meinst, Lord Peter wird uns weiter verfolgen?“
Ich schniefte vor Kälte und Robbie hielt mir sein stets präsentes Taschentuch vor die Nase.
„Aye. Er wird in Liverpool Spione, wenn nicht sogar wieder Militär auf uns ansetzen, sobald wir uns dort blicken lassen, falls er nicht selber dort auftaucht.“
Gedankenverloren rührte er mit einem Stock im Feuer herum und die Funken toben wie kleine Sternschnuppen auf und erloschen.
„In Kürze wird er herausgefunden haben, daß alles nur gespielt war, der Überfall und das Alles.“
„Ach ja?“ Ich sah den rothaarigen Grabscher eindringlich an, doch der grinste nur frech zurück und Robbie setzte noch einmal an.
„Du darfst nicht vergessen, Susanna. Er will dich.“
„Ich verstehe. Aber warum sollte ich das nicht schaffen?“
„Nun ja, es ist sehr anstrengend. Und weil du eine …“ Robbie stockte, als ich entnervt die Augen verdrehte.
„Weil ich eine Frau bin, willst du das damit sagen?“
Zögerlich nickte er, während die Männer verlegen zu Boden blickten.
„Aye, ja, das will ich damit sagen.“
„So ein Schwachsinn!“
Zornig stand ich auf und hieb mit dem Fuß in ein kleines Bäumchen und die letzten Blätter fielen wie Schnee auf mich herab.
„Susanna.“
Robbie sah mich abbittend an, einen erneuten Zornesausbruch befürchtend.
„Bitte sei vernünftig. Es bringt niemandem etwas, wenn sie uns wieder schnappen. Du weißt, was dir dann blüht. Und ich“, er zuckte mit den Schultern. „Vielleicht lassen sie mich wieder gehen, vielleicht stellen sie mich aber auch wegen Verschleppung und Vergewaltigung“, bei diesem Wort errötete ich und auch er hatte rote Ohren bekommen, „vor Gericht. Und wenn ich an das letzte Zusammentreffen mit Lord Peter denke“, er seufzte, als er mein zorniges Gesicht sah, „ein zweites Mal wird so etwas wie gestern nicht klappen.“
Mit fahrigen Bewegungen setzte ich mich wieder zu ihm unter die Decke und blitze vorher jeden noch einmal an.
„Nun gut. Dann heckt einen guten Plan aus, bei dem ich nicht hinterher hinken muß. Ich komme mit. Koste es, was es wolle!“
18
Reisevorbereitungen
Wir befanden uns nun wieder einige Meilen entfernt von Liverpool in nördlicher Richtung.
Da nun die Chance vertan war, auf relativ einfachem Weg von Liverpool aus nach Schottland zu gelangen, wurde die ganze Nacht debattiert und diskutiert, während ich in Robbies Schoß friedlich schlummerte. Sie kamen zu dem Schluß, daß es drei Möglichkeiten gab.
Die Erste wäre für uns beide am Einfachsten.
Mit einem Fischerboot über die Isle of Man nach Irland zu schippern, dort an der Küste entlang bis nach Larne zu wandern, um dann wieder mit einem Kutter zurück über die Inseln nach Skye zu gelangen. Doch das wäre auch der längste Weg. Vor dem nächsten Frühjahr würde Robbie nicht zu Hause sein und in Anbetracht dessen, daß der Winter vor der Tür stand, schied diese Route im Vorfeld aus.
Die Zweite Möglichkeit bestand darin, sich bis Blackpool durchzuschlagen und von dort aus ein Boot zu finden. Das wäre zu schaffen, doch wir befürchteten auch dort Späher, die nach uns Ausschau hielten.
Und schließlich Drittens. Die Variante, die eigentlich die Gefährlichste war. Schnurgerade in Richtung Norden und im Zickzackkurs den Soldaten aus dem Wege gehen - worin allerdings das größte Risiko lag. Hier schien die Chance, ungeschoren hindurch zu kommen gleich Null.
Man kam zu dem Schluß, daß es nur eine einzige Alternative gab.
Blackpool!
Noch immer in meinen Träumen gefangen, bemerkte ich nicht, wie sich die Männer bei
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