Alba und Albion
Feuer, an dem sie sich schwatzend niederließen.
Zitternd vor Erschöpfung und abfallender Angst glitt ich etwas abseits zu Boden und zog die Beine unter meinem Rock an meinem Körper. Zum Glück hatte ich noch immer meinen kleinen Dolch im Strumpfband, auch wenn es mich im Notfall gewiß nicht lange schützen konnte.
Gefaßt wartete ich darauf, daß man mich erneut attackierte, doch nichts passierte. Die Männer hüllten sich in ihre Decken, setzten sich in die Runde und redeten über allerlei Dinge, ohne mich weiter zu beachten. Es wurde eine Feldflasche herumgereicht, die auch mir angeboten wurde. Ich war durstig und so nahm ich dankend an.
Ich hätte den Schluck etwas kleiner halten sollen, denn es war purer Whisky und er brannte verteufelt heiß in meiner Kehle. Die Männer klatschten sich brüllend auf die Schenkel, während ich mir mit rotem Kopf die Lunge aus dem Leib hustete. Als ich wieder zu Atem kam, nahm ich mit tränenden Augen demonstrativ noch einen Schluck, hoffend, es diesmal mannhaft zu überstehen. Und das kleine Feuer, das nun in meinem Magen brannte, löste die letzten Verspannungen. Mit einem dezenten Hüsteln gab ich die Flasche wieder zurück. Durch den Alkohol hatte ich nun wieder enormen Mut bekommen.
Energisch stand ich auf und blickte jeden Einzelnen ins Gesicht. Ich mußte mich an einem Baum festhalten und da ich mich nun nicht mehr so standfest fühlte, schloß ich kurz die Augen und holte tief Luft.
„Also gut.“
Hoffentlich sprach ich noch deutlich genug.
„Warum habt Ihr mich nicht meines Weges gehen lassen?“
„Sie dürfen gehen, wohin Sie wollen, Mylady. Es wird Sie niemand aufhalten.“
„Aber wollen Sie denn kein Lösegeld für mich?“ Langsam kam ich mir vor, als würde ich schweben und ich umklammerte den Baum etwas fester.
Verdutzt starrten mich die Männer an, als einer von ihnen aufstand.
„Nein. Wir wollen kein Lösegeld. Wir haben unseren Auftrag ausgeführt und werden hier warten.“
Ich verdrehte meine Augen. „Jetzt sagen Sie mir doch endlich, was Sie dann von mir wollen, zum Henker! Wer ist Ihr Auftraggeber und auf was warten wir hier?“
Endlich schien sich einer angesprochen zu fühlen, auch wenn ich sah, daß er die von mir gewählten Worte mißbilligte. Gemächlich stand er auf.
„Der Herr, der uns gebeten hat, Sie zu befreien -“
Weiter kam er nicht. Ich fiel ihm um den Hals, obwohl er vor Dreck starrte und drückte ihm einen Kuß auf die Wange.
„Es ist Robbie, stimmt’s?“
Freudig erstaunt hielt er mich fest, damit ich nicht ins Feuer torkelte. „Ja, so nannte er sich.“
Glückselig klatsche ich in die Hände. „Wann wird er hier erwartet?“
Der Mann hatte sich wieder gesetzt und sich seinen Kumpanen zugewandt.
„Er kommt, wenn er kommt.“
Nun wartete ich auf meinen Liebsten, ungeduldig und zappelig.
Die Nacht brach herein und mir wurde ein Stück Brot und etwas gebratenes Kaninchenfleisch gereicht, das ich vor Aufregung nicht essen konnte. Er ließ auf sich warten. Das Lagerfeuer wurde kräftig geschürt, damit es hoch brannte und auch noch in der Ferne zu erkennen war. Die Männer redeten, erzählten sich Geschichten, schnitzten, schärften ihre Messer und ab und zu verschwand einer im dunklen Wald, um sich zu erleichtern.
Mit der Zeit saßen immer weniger am Feuer. Nur noch zwei von ihnen hielten Wache, während die Anderen rings um das Lager schnarchend danieder lagen.
„Sie sollten sich auch hinlegen. Wenn er kommt, wird er Sie hier bestimmt nicht alleine zurück lassen.“ Eine freundliche Stimme aus dem Hinterhalt hielt mir einen Umhang vor die Nase.
„Ich danke Ihnen. Müssen Sie Wache halten?“
„Aye.“
Ein Schotte! Ich hatte es gewußt! „Sie kennen Robbie?“
„Oh ja. Ich kenne ihn von klein auf. Sein Vater war mein Herr.“
Inzwischen hatte er sich in einiger Entfernung in seiner Decke neben mich gesetzt und begann zu schnitzten, während ich mich in den Umhang gehüllt gegen einen Baum lehnte. Er nahm einen Schluck aus seiner Feldflasche und hielt sie mir hin. Noch immer leicht beschwipst, nahm ich trotzdem noch einen kleinen Schluck Whisky. „Bestimmt gestohlen“, dachte ich, doch fand ich diesen Gedanken im Augenblick als sehr belustigend.
„Wo ist er jetzt?“
„Er kämpft sich durch den Wald hierher. Zu Ihnen.“ Breite Zahnlücken grinsten mich an, seine wettergegerbte Haut lag in tausend Falten und sein Alter war nicht zu erraten. Er hatte sofort meine Sympathie, war er doch
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