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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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herunter und entzog ihm meinen Fuß, den er in seinen großen Händen hielt.
    „Deine Füße aufwärmen.“
    Unnachgiebig rieb und knetete er meine Füße. Erst jetzt bemerkte ich, wie ausgeforen ich war und es schmerzte anfangs etwas. Doch als das Blut sich wieder erwärmte, empfand ich es als Wohltat. Dankbar sah ich ihn an. Dann fiel mir etwas Wichtiges ein.
    „Wo ist Robbie?“
    Ich hatte ihn noch nicht entdeckt und suchte nun erwartungsvoll die ganze Umgebung mit den Augen ab.
    „Sie haben ihn geschnappt.“
    Er spuckte angewidert aus und fingerte aus seiner Tasche, die er um die Schultern hängen hatte, den Umhang - meinen Umhang - heraus.
    „Zieh’ das über, sonst erkältest du dich noch.“
    „Danke. Ha-hatschi!“ Ich wischte mir die Nase und sah ihn erschrocken an. „Wer hat ihn erwischt?“
    „Dreckige Engländer.“
    Ich überhörte diese Anspielung. Dennoch machte sich eine große Angst in mir breit und ich faßte mir ans Herz.
„Wo haben Sie ihn gefangen?“ Ich gab ihm seine Decke wieder, die er sich geschickt durch den breiten Ledergürtel um den Körper wickelte, um die Enden dann an der linken Schulter mit einer alten, verbogenen Brosche festzustecken, wie ich es noch nie gesehen hatte.
    Flehend zog ich ihn nun am Ärmel. „Jetzt reden Sie doch endlich! Was geschieht nun mit ihm? Wissen Sie, wo er sich befindet? Wohin könnten sie ihn gebracht haben? Ist er verletzt?“
    Mit erhobener Hand gebot er mir Einhalt.
    „Aye. Erstens, das weiß ich nicht. Zweitens, ich nehme an, er wurde in eine Kaserne in der Nähe gebraucht und drittens, ach ja, das hab ich gerade geantwortet. Und nein, er war nicht verletzt.“
    „War nicht - verletzt?“ Eine neue Panik erfaßte mich und ich schlang meine Arme um meinen Körper, um dem Zittern Einhalt zu gebieten.
    „Als sie ihn schnappten, schien er noch wohlauf, meine ich.“ Seamus wiegte seine Kopf hin und her. „Was sie mit ihm gemacht haben, nachdem er aus meinem Blickfeld verschwand, weiß ich nicht.“
    „Sind noch welche in der Nähe? Diese Soldaten?“
    „Nein. Aber wir müssen jetzt trotzdem weiter. Er stand auf und lief voraus.
    „Warten Sie!“ Mit steifen Fingern versuchte ich, die Bänder des Umhangs zu verknoten, doch es gelang mir nicht. Seamus sah das und kam zurück, nachdem er entnervt die Augen verdreht hatte. Während er mit seinen dicken Fingern eine Schleife band, murmelte er etwas von Weibern, Dummheit und noch einiges Anderes vor sich hin. Doch aus Freude, nun wieder in Gesellschaft zu sein, hielt ich besser den Mund und nahm sein Gezeter hin.
    Wieder liefen wir im Eilschritt durch den Wald, über Lichtungen, durch die die spärlichen Sonnenstrahlen goldene Balken setzten, durch fast undurchdringliches Gestrüpp, durch Haine mit dunkelgrünen Tannen, überquerten einige Male einen Bach, der einmal dünn wie ein Ast und dann wieder reißend wie ein großer Strom war.
    Was für ein seltsamer Geselle mein Begleiter doch war! Nach einigem Betrachten bemerkte ich, daß auch er etwas mitgenommen und müde aussah, doch sein Tempo behielt er bei. Zeitweise machte er Halt, damit ich verschnaufen konnte, aber eine größere Pause wollte er indessen nicht einlegen.
    „Wir müssen sehen, daß wir hier rauskommen. Wenn wir jetzt immer Richtung Westen laufen, kommen wir direkt an die See. Das sollten wir bis Sonnenuntergang geschafft haben.“
    Obwohl ich fix und fertig war und meine Beine mich nicht mehr tragen wollten, schmunzelte ich in mich hinein. So viel hatte er in der ganzen Zeit, die ich ihn nun kannte, nicht geredet.
    „Sie werden ja richtig gesprächig.“
    Für diese Äußerung blitzte er mich bitterböse an und ich verstummte abrupt. Seamus drehte sich um, baute sich mit geblähtem Oberkörper vor mir auf und holte tief Luft.
    „Roy hat mich darum gebeten, dich in Sicherheit zu bringen und dann nach ihm zu sehen und das werde ich auch tun. Ich bitte dich nur um eins!“
    Abwartend sah ich ihn mit großen Augen an.
    „Rede nicht so viel!“
    „Aye.“ Dafür kassierte ich noch einen strafenden Blick, doch er beließ es dabei und wir kämpften uns weiter durch das unwirtliche Grün.
     
    Etliche Meilen und Stunden später wärmte ich nun zuerst meine Hände und dann mein Hinterteil am Feuer, während ich die Mahlzeit genoß, die Seamus mir zuteilte.
    Dabei hatte es bis dahin einige Zeit gedauert.
    Nachdem er meinem knurrenden Magen eine zeitlang zugehört hatte, gab er sich einen Ruck und, als er eine geeignete Stelle

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