Alba und Albion
fand, wies er mich an, ein Feuer zu machen.
Ich hatte keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte und das war leichter gesagt als getan. Zwar hatte ich Robbie oft dabei zugesehen, wie er das machte, doch ob ich das zuwege brachte, daran zweifelte ich. Ich ging zu Seamus und sagte es ihm.
„Du mußt es versuchen, dann erst weißt du, ob du es kannst. Ich gehe jetzt etwas jagen. Ich habe Hunger.“
Er verschwand im Dickicht und ließ mich mit dem Zunderpäckchen alleine.
Zweifelnd blickte ich auf die Stelle, die er dem Feuer zugedacht hatte und begann emsig wie eine Elster alles einzusammeln, was nach brennbarem Holz aussah. Inzwischen hatte ich aufgehört, mir über meine zarten Hände den Kopf zu zerbrechen, da sie bereits ziemlich zerschunden aussahen mit den abgebrochenen Fingernägeln. Sorgsam häufte ich meine Sammlung auf. Das Reisig und die kleinen Äste waren vom Frost etwas feucht und ich hatte noch immer Bedenken, ob es brennen würde.
Tief holte ich Luft und strich den Zunder an. Ein Funke sprang sofort über, aber ich konnte weder Rauch noch den Hauch eines Flämmchens entdecken. Ich versuchte es noch einmal und ein drittes, viertes, fünftes Mal. Doch nichts passierte.
Entnervt setzte ich mich auf die Fersen und schob mit dem Handrücken meine Haare zurück. Ratlos blickte ich auf das Lager ohne Feuer. Was hatte ich falsch gemacht? In höchster Konzentration holte ich mir jeden Handgriff von Robbie in Erinnerung.
Eine Krähe, die mich anscheinend von einem Ast aus beobachtete, krächzte spottend auf mich herab.
„Verschwinde, wenn du mir nicht helfen kannst!“
Erbost über den Vogel schmiß ich einen kleinen Stein in die Richtung, aus der ich die Krähe vermutete und hörte ihr Schimpfen, als sie davonflog.
„Ich darf mich nicht entmutigen lassen. Wenn andere es können, kann ich es auch“, flüsterte ich mir zu und versuchte es noch einmal.
Und siehe da!
Es war ein zartes, fast unsichtbares Rauchfähnchen zu sehen. Sofort kniete ich mich wieder hin und begann, behutsam in den Rauch hinein zu blasen. Das Qualmen nahm zu. Vorsichtig hielt ich einen der trockeneren Strohhalme in den Rauch, der sofort Feuer fing. Lachend über meinen Erfolg setzte ich mich auf und klatschte erfreut in die Hände.
„Ich hab es geschafft! Mein Gott, ich habe mein erstes Feuer gemacht!“
Ich hüpfte und tanzte herum, hob meine Röcke empor und drehte mich im Kreis, als mir einfiel, es könnte ja auch wieder ausgehen. Sofort legte ich einige dünne Äste in die knisternden Flammen.
Nach einer Weile brannte es friedlich vor sich hin und stolz erwartete ich die Rückkehr meines Begleiters.
„Ich sehe, dich kann man hier gebrauchen.“
Brummig trat Seamus in die Wärme des Feuers und rieb sich darüber die Hände. Mir warf er zwei kleine Vögel vor die Füße mit dem Hinweis, das sei Weiberarbeit. Ich konnte aber damit nichts anfangen, hatte ich doch noch nie ein Tier ausgenommen, geschweige denn, es bratfertig gemacht.
„Ich kann das nicht.“ Angewidert schob ich ihm mit dem Fuß die toten Körper zu.
„Dann gibt’s auch nichts zu essen.“
Gemächlich legte er einige große Holzblöcke in die Flammen. Ich setzte mich auf einen Baumstumpf, blickte stur an ihm vorbei und ignorierte seinen Fang. Doch auch er schien es nicht eilig zu haben. In seiner Decke, die er um seine Schultern geworfen hatte, begann er, sein Messer an einem großen Stein zu schärfen. Mein Magen knurrte und knurrte, als wolle er jeden Moment herausspringen und die Beute mitsamt den Federn vertilgen.
So saßen wir uns einige Zeit schweigend gegenüber. Die Peinlichkeit meines Magens machte nun Platz für meinen Ärger über Seamus, aber hauptsächlich über mich. Inzwischen hatte ich begriffen, auch ich war für ihn nur eine der Frauen, wie er sie kannte. Und die waren zuständig für Kochen und Kinder.
Wütend stand ich auf, riß ihm unwirsch das inzwischen ultrascharfe Messer aus der Hand, worauf er von meiner Heftigkeit erstaunt aufblickte und begann, ungeschickt und mit spitzen Fingern auf die schlaffen Vögel einzuhacken.
Schnell kniete er neben mir und legte seine große Hand auf meine.
„Halt, du mußt erst einmal mit dem Kopf und den Federn anfangen, die man -“
„Igitt! Das ist ja barbarisch! Hören Sie auf!“
Voller Ekel drehte ich mich ab, als er vor meinen Augen den armen Tieren den Kopf abschnitt. Ein leichter Würgereiz machte sich in mir breit und schnell hielt ich mir die Hand vor den Mund. Seamus
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