Alba und Albion
etwas ganz Natürliches. Die Pferde tun es, die Vögel, die Bären …“
Ich hob mit zusammengekniffenen Lippen die Hand, empört über seine Unverfrorenheit. Schnell griff er mein Handgelenk und flüsterte mir leise ins Ohr.
„Ist es das etwa nicht? Ist es etwas schlimmes, wenn ich jetzt bei dir liegen möchte? Weil ich dich begehre?“
Bei dem Blick in seine tiefgründigen Augen schmolz ich dahin und ich wehrte mich nicht mehr, während ich auf seinem Schoß sitzen blieb. Er streichelte meinen Busen, verwöhnte mich. Die Kälte verschwand ganz plötzlich aus meinem Körper und ich meinte, auf einem Vulkan zu sitzen.
Vorsichtig legte er mich auf seine Decke, die er zwischen seinen innigen Küssen auf den Boden hatte fallen lassen und als ich nun in freudiger Erwartung dalag, hob er sanft meine Röcke. Die eisige Luft, die meine Beine streifte, ließ mich kurz erschaudern und dann war Robbie über mir, wärmte mich mit seinem starken Körper und ich spürte seine Kraft. Wir waren so sehr nach der Nähe des Anderen ausgehungert, daß wir nach wenigen Minuten keuchend auf den höchsten Wellen der Lust dahin schwammen. Heiß pulsierend konnte ich seine Erlösung spüren und dankte allen Heiligen für diesen Mann.
19
Allein
Hand in Hand mit Robbie, schritten wir langsam durch ein Dickicht, mit einem schweigsamen Seamus und einem Pferd im Schlepptau. Obwohl ich das Gefühl hatte, ein wandelnder Eisklotz zu sein, fühlte ich mich glücklich an der Seite meines Liebsten.
Unter unseren Schuhen knirschte das gefrorene Laub, während von oben die Raben und Krähen in den Bäumen ihr Gekrächze anstimmten. In einiger Entfernung lag Blackpool vor uns. Bald würde es sich vor uns auftun. Es dürfte nur noch eine halbe Tagesreise sein, wie Robbie mir freudig eröffnete und ich war sehr aufgeregt.
„Heute werden wir es aber nicht mehr schaffen, deshalb schlagen wir noch einmal ein Lager auf. Wir werden im Wald übernachten und morgen unser Glück am Hafen versuchen.“
Und wieder pfiff und sang Robbie leise vor sich hin, während er mir ab und zu einen fröhlichen Blick zuwarf, den ich gerne erwiderte.
„Das heißt, Seamus geht morgen alleine dorthin, um zu sehen, ob man nach uns sucht. Wenn nicht, dann nichts wie auf’s nächste Boot!“ Bei diesen Worten schleuderte er einen Stein, den er aufgehoben hatte, vor uns auf den Weg, daß dieser mehrmals aufsprang und in die Höhe hüpfte.
Seamus, der den Weg voran ging, schnaubte.
„Was ist los, a Charaid?“ Robbie zog mich an der Hand hinter sich her, bis wir auf gleicher Höhe wie Seamus liefen, der sich mit zusammengekniffenen Augen umsah.
„Ich rieche Dragoner.“
Wie Robbie, blickte ich mich verstohlen um, doch weder roch, hörte oder sah ich etwas, das nach einem roten Rock aussah.
Er wurde unruhig.
„Du hast recht, sie sind hier“, sagte Robbie emotionslos, ging schnell in die Hocke und zog mich mit hinunter. Er nahm mein Gesicht in seine kalten Hände und seine Stimme wurde nun leise, aber sehr eindringlich. Aufmerksam sah ich ihm in die Augen.
„Susanna, mein Herz, jetzt hör’ mir mal genau zu. Wenn wir getrennt werden sollten, dann lauf so schnell es geht in die nächste Ortschaft. Wenn es möglich ist, dann verstecke dich in einer Scheune. Dort werde ich dich dann finden. Und sollten sie dich fassen, hab’ keine Angst. Sie werden dir nichts antun.“ Er küßte mich hart. „Und ich hole dich! Sei unbesorgt, mein Herz!“
„Aber -“
„Psst. Nichts sagen. Tu’ was ich dir gesagt habe. Entweder finde ich dich in einem Stadel oder ich befreie dich.“ Er küßte meine kalte Hand und drückte sie leicht. „Versprochen.“
„Ich will aber nicht, daß dir was passiert.“
„Um mich brauchst du keine Angst haben. Ich komme zurecht!“ Er hob den Kopf und horchte. Nun konnte ich es auch hören. Pferdegetrampel, leise Rufe, klirrende Schwertgehenke, die rhythmisch schepperten. Mein Herz begann wie wild zu klopfen.
„Robbie. Du darfst mich hier nicht verlassen. Ich kenn’ mich doch gar nicht aus in dieser Gegend.“
Ängstlich blinzelte ich abwechselnd zu Robbie und zu Seamus, der das Pferd losmachte und mit einem Schlag auf die Kruppe entließ er es aus unseren Diensten.
„Sie dürfen uns nicht zusammen schnappen, verstehst du? Wenn jeder in eine andere Richtung geht, dann haben wir alle drei bessere Chancen, mit heiler Haut durchzukommen. Du läufst einfach hier entlang!“
Mit einer Handbewegung gab er mir die Richtung an und
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