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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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ausmachen und das Mieder - nun ja, es war aus einem dicken stabilen Stoff gewebt und schien noch einigermaßen in Ordnung.
    Jetzt erst fiel mir ein, mein anderes Kleid, das Tannengrüne von Zuhause, hatte ich nicht mehr bei mir. Bei irgendeiner Rast mußte ich es verloren haben. Und dabei hätte ich es jetzt so gut gebrauchen können!
    „Mann, bin ich blöde“, schalt ich mich grimmig und machte mich sofort kopfschüttelnd daran, meinen Körper zu reinigen, obwohl das Wasser im Krug mich frösteln ließ. Doch das war mir egal. Emsig schrubbte ich mich, bis ich mich wieder sauber fühlte, griff mir das Laken vom Bett und legte es mir um die Schultern, wie ich es bei Seamus gesehen hatte. Erstaunt, wie praktisch diese Art war, drehte ich mich um mich selbst und bemerkte, daß es mich kaum in meinen Bewegungen behinderte.
    Ein zaghaftes Klopfen schreckte mich auf und ich hielt mir die Hand auf mein übernervöses Herz.
    „Miss!“
    Ich atmete aus, es war eine junge Stimme einer Magd. „Wenn Sie etwas benötigen, dann sagen Sie es mir bitte.“ 
    „Ja. Danke.“
    „Mister Seamus hat uns beauftragt, alles zu besorgen, was Sie brauchen.“ Die Schritte wollten sich wieder entfernen.
    „Warten Sie bitte.“ Eilig tapste ich zur Tür und flüsterte der Person auf der anderen Seite zu.
    „Hören Sie, ich brauche etwas Frisches zum Anziehen. Können Sie mir da behilflich sein? Meine Kleidung ist total hinüber.“
    „Ja. Wenn Sie sich einen Augenblick gedulden.“ Die unsichtbare Person verschwand auf der anderen Seite der Tür.
     
    Ich fühlte mich rundherum wohl. Abgesehen davon, daß ich von allen verlassen war, umgeben von wildfremden Menschen und meilenweit von Zuhause und meinem Liebsten entfernt.
    „Es steht Ihnen gut, Miss.“ Aufmunternd nickte mir das junge Fräulein zu, die so nett gewesen war, mir anständige und vor allem saubere Wäsche zu besorgen.
    Ich empfand es als großes Wunder. Auch diesmal paßte ein fremdes Kleid wie angegossen. Vom Stil her sah es genauso aus, wie meine alte Kleidung. Ein gelbliches Leinenhemd, ein rotes Mieder und ein grauer Rock. Dazu die passenden Strümpfe und endlich wieder anständige Schuhe!
    Doch die Krönung war der hüfthohe und etwas blinde Spiegel, den sie stöhnend in meine Kammer schleifte. Nach Tagen konnte ich mich endlich wieder einmal im Ganzen betrachten. Übermütig drehte ich mich und lachte mein Bild an, was den Fußboden gefährlich knarren ließ. Aber ein tieferer Blick hinein erschreckte mich fürchterlich. Meine Nasenspitze blitzte rot, genauso meine Wangen, was von meinem langen Aufenthalt im Wald her rührte. Das würde wieder verschwinden. Aber mein Haar, mein ganzer Stolz wegen seinem Glanz - grauenvoll!
    Mein Kinn zitterte und beinahe hätte ich die Beherrschung verloren und zu weinen begonnen. Doch Alisa, die mich trotz allem bewunderte, bemerkte, sie hätte noch nie so schönes gelocktes Haar gesehen. Das tröstete mich ein wenig.
    „Wenn Sie möchten, dann kämme ich Ihnen die Knoten heraus.“
    Mit ihrem süßen Mausgesicht blickte sie mich an und ich nickte. Schon lange hatte mich niemand mehr gekämmt. Und selber mochte ich es nicht so gerne tun. Ich holte meine einzige Habe aus dem Beutel, den mir Seamus gnädigerweise überlassen hatte und übergab sie ihr.
    „Entspannen Sie sich, Mylady. Ich versuche, Ihnen nicht weh zu tun.“
    In der Vorfreude der folgenden Zuwendung schloß ich genüßlich die Augen und versuchte, mir Robbies Lachen ins Gedächtnis zurück zu holen. Doch das schien unmöglich.
    Seit Tagen hatte ich keine richtige Haarpflege mehr betrieben, es war jedes Mal aufgrund der Müdigkeit nur ein flüchtiges Durchziehen der Bürste. Und das mußte ich jetzt büßen.
    „Aua, das ziept.“
    „Langsam! Du reißt mir ja alle Haare aus!“
    „Es ist genug! Bitte hör’ jetzt auf!“
    Ich wand mich und schrie, doch Alisa führte ihr Arbeit mit einer Beharrlichkeit durch, die mich erstaunte. Trotz ihrer Größe - sie ging mir gerade mal bis zur Schulter - hantierte sie doch energisch genug und schaffte es, mich auf dem Stuhl festzuhalten. Und das Ergebnis konnte sich sehen lassen.
    „Nun, Miss. Sie sehen wieder sehr hübsch aus.“ Augenzwinkernd gab sie mir die Bürste zurück, nachdem sie die ausgerupften Haare davon entfernt hatte und ins Feuer schmiß. „Ich finde, es war die Mühe wert.“
    Da hatte sie allerdings recht. Sie hatte Locke für Locke und Strähne für Strähne ausgebürstet und nun erkannte ich wieder

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