Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
Vom Netzwerk:
würde. Doch viel zu sehen gab es sowieso nichts. Tiefe und rabenschwarze Wolken verdunkelten den Himmel und ich befürchtete, daß es gleich anfangen würde zu regnen. Das Kaminfeuer war über Nacht verloschen und fröstelnd schritt ich hinter den Vorhang, um mich für den Tag zu richten.
    Ich zog mir meine Kleider an, nahm mein Frühstück ohne großen Appetit ein und wartete, daß Alisa etwas ihrer kostbaren Zeit für mich entbehren konnte. Die letzten beiden Tage schaute sie nur kurz herein, da ihre Tante ihr zeitraubende Arbeiten aufgetragen hatte. Ich vermutete, unsere Zusammenkünfte wurden nicht gern gesehen, war ich doch eine Engländerin!
    Und obwohl ihr Onkel sich lautstark über ihre Veränderung ausgelassen hatte, trug sie noch immer ihre neue Frisur. Da sie noch nicht verheiratet war, konnte sie ihre hüftlange Haarpracht auch offen tragen, doch sie zog es vor, die aufwendige Arbeit des Hochsteckens auf sich zu nehmen. Und sie sah einfach hinreißend aus!
    Zaghaft klopfend trat sie dann endlich in der beginnenden Dämmerung ein.
    „Guten Abend, Susanna.“
„Alisa!“, rief ich erfreut und mit belegter Stimme. Sie war die erste Person, mit der ich heute reden konnte. Aber irgendwas war heute anders. Ihre Augen waren aufgerissen und eine gewisse Angst ging von ihr aus. Sie schlich sich regelrecht ins Zimmer, nachdem sie sich vorsichtig im Flur umgesehen hatte.
    „Was ist denn los?“, fragte ich erstaunt. „Warum flüsterst du?“
    „Psst. Nicht sprechen. Es sind wieder Soldaten im Schankraum. Sie suchen dich.“
    „Mich?”, flüsterte ich und wurde kreidebleich. Schnell lief sie zu mir und half mir stützend auf einen Stuhl.
    „Keine Angst.“ Tröstend tätschelte sie mir die Hand und sah mich an. „Niemand weiß, daß du hier bist. Nur ich, mein Onkel und meine Tante. Hier bist du sicher!“ Doch ihr Blick sagte etwas anderes aus.
    „Das sagst du. Aber was mache ich denn jetzt?“
    Händeringend sah ich mich um. Da gab es das kleine Fenster, doch ich befand mich unter dem Dach in der dritten Etage. Ein Entkommen schien aussichtslos. Oder die Türe. Dann würde ich den Soldaten direkt in die Arme laufen.
    „Bitte beruhige dich wieder. Sie werden nicht heraufkommen. Sie haben Onkel einen versiegelten Brief übergeben, aber da er nicht lesen kann, hat der oberste Offizier sich seiner angenommen. Und deshalb weiß ich auch, warum er hier ist.“ Sie machte eine kurze Pause. „Sie suchen nach deinem Robbie und eben auch nach dir.“
    „Alisa, ich glaube ich kippe gleich um. Mir ist ganz schlecht.“
    Besorgt stellte sie sich hinter mich und begann, meine Schultern zu massieren, wobei sie meinen Zustand nicht aus den Augen verlor. „Das wäre aber nicht so gut, den Knall würden sie unten bestimmt hören“, meinte sie trocken und ich mußte trotz allem leise lachen. „Nein, da hast du recht.“
    Wir warteten beide mit bangem Herzen. Mein Puls raste, mein Herz hämmerte und ich zerquetschte fast Alisas Hand, die sie aber nicht zurückzog. Nach einiger Zeit brach ich unser Schweigen.
    „Meinst du, sie sind noch im Haus?“
    „Soll ich nachsehen?“ Sie wollte zur Türe, doch ich hielt sie am Arm zurück.
    „Nein. Laß mich bitte nicht alleine.“
    Lächelnd rutschte sie mit ihrem Stuhl zu mir und nahm meine Hand wieder in die ihre. „Gut. Ich bleibe bei dir, bis das Alles überstanden ist.“
    Ihre Nähe tat gut und so verlor sich meine Anspannung ein wenig. Wir redeten leise und ab und zu brachte sie mich auch zum Lächeln. Fast hätte ich vergessen, daß unten meine Feinde saßen, als plötzlich schwere Stiefel auf dem Holzboden vor der Türe halt machten. Erstarrt vor Schreck blickten wir beide zur Tür.
    „Und was jetzt?“
    Flüsternd blickten wir uns an, doch Alisa zuckte nur mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“
    Schnell blies ich die Kerze aus und wir saßen im Dunkeln. Der Duft der erloschenen Kerze hing in der Luft und die dünne Rauchsäule, die aufstieg, verschwand langsam im Nichts.
    Ein hartes Pochen an der Tür dröhnte durch die unwirkliche Stille in mein Ohr, während mein Herz wild klopfte. Entsetzt hielt ich meine freie Hand an den Hals, während ich mit der Anderen erneut Alisas Hand zerquetschte.
    Der Türgriff bewegte sich langsam nach unten.
    „Nein. Bitte nicht“, flüsterte ich tonlos und erschaudernd stand ich auf. Ich wich einen Schritt zurück.
    „Werde jetzt bloß nicht ohnmächtig“, flüsterte ich mir zu und nur ganz kurz schloß ich die Augen.

Weitere Kostenlose Bücher