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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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etwas Glanz auf meinem dunklen Schopf.
    „Sind Sie zufrieden?“ Alisa hatte ihre Arme vor der Brust verschränkt und nickte mir zu. „Aye, ich bin’s!“
    Noch mit den Tränen des Schmerzes in den Augen blickte ich sie neugierig an. „Du bist Schottin?“
    „Aye. Alle hier im Haus sind’s, aber es ist besser, wenn’s keiner weiß.” Verschwörerisch beugte sie sich über meine Schulter, während sie meine Haare zu einem schönen dicken Zopf flechtete und kicherte leise. „Der Wirt und seine Frau sind hier sozusagen im Untergrund.“
    „Was meinst du damit? Im Untergrund?“ Mit großen Augen hatte ich nun ebenfalls die Stimme gesenkt.
    Alisa sah sich noch einmal zur Tür um. „Schmuggel. Und Verschwörung.“
    „Ach so.“
    Ich zuckte mit den Schultern, als ob das etwas ehrenhaftes und normales wäre. Mit einem hübschen Band drehte sie mir das Haar zu einem Knoten zusammen und verließ dann wieder leise das Zimmer.
     
    Alisa wurde so etwas wie eine Freundin von mir. Die meiste Zeit des Tags saßen wir gemeinsam in meiner Dachstube und machten irgendwelche Handarbeiten. Alisa war sehr geschickt im Besticken von Tischtüchern, sie fertigte sehr schöne geschwungene und verknotete Muster, wie ich sie noch nie gesehen hatte.
    „Woher kennst du diese bezaubernden Muster? Sie sind sehr hübsch.“
    Anerkennend begutachtete ich ihre letzte Arbeit. Wenn ich jedoch auf meinen Versuch blickte, ein Taschentuch mit meinem Monogramm zu versehen, so mußte ich eingestehen, daß es eher stümperhaft aussah.
    „Das hab’ ich von meiner Großmutter gelernt. Sie hat mir auch erzählt, diese Muster seien tausende von Jahren alt, doch die Bedeutung kennt niemand mehr genau. Sie sollen von den Nordmännern kommen. Außer diesen verschlungenen Mustern gibt es noch Labyrinthe. Aber die sehen auf einer Tischdecke nicht so gut aus.“
    Wir lachten.
    Da sie wie Robbie aus Schottland kam, faßte ich schnell zu ihr Vertrauen. Sie erzählte mir von ihrem Zuhause, das in den Grampians lag und ich wollte mehr von ihr erfahren.
    „Wie weit ist es von hier bis zu deinem Dorf?“
    „Mit dem Pferd so ungefähr dreißig Tagesreisen, wobei man bedenken muss, daß man nicht jeden Tag die gleiche Strecke zurücklegen kann. Zu Fuß braucht man entsprechend länger. Da war ich auch schon mehrere Wochen unterwegs.“ Aufgebracht stieß sie die Nadel durch den Stoff im Stickrahmen.
    „Du bist schon öfters hier gewesen?“
    „Aye. Das letzte Mal mit elf Jahren und wie gesagt, zu Fuß.“
    Ich starrte sie ungläubig an und fühlte mich zutiefst erschüttert bei dem Gedanken, dass ein elfjähriges Mädchen den ganzen weiten Weg auf den kleinen Füßchen zurücklegen mußte. Hinter meinem geistigen Auge sah ich ihre wunden und blutenden Füße und es tat mir unendlich leid.
    Hastig fuhr sie fort. „Meine Heimat ist hügelig und grün. Fast so wie hier.“ Hinter vorgehaltener Hand fügte sie hinzu: „Bei uns sind aber die Menschen netter.“
    Anscheinend hatte sie vergessen, daß auch ich Engländerin war, doch ich ließ mir nichts anmerken.
    „Das Dorf, aus dem ich komme, hat gerade mal drei Crofts, eine kleine Kirche am Hang und einen Gasthof. Ist ziemlich winzig und viel los ist auch nicht. Es heißt Dalwhinnie und liegt am Flüßchen Spey.  Wir leben dort sehr abgeschieden und rings um mich herum nur junge Burschen, Kühe und Whisky. Deshalb habe ich dort keine richtige Freundin, mit der ich mal ein wenig zusammensitzen könnte. Und damit ich nicht so einsam bin, hat mich mein Vater hierher geschickt.“ Sie machte eine ausladende Handbewegung. „Zu meinem Onkel, dem Wirt!“
    Sie lachte. „Mein Vater denkt, ich wüßte nicht, warum ich in Wirklichkeit hier bin.“ Sie beugte sich über den Tisch zu mir herüber. „Er hat Angst, ich könnte zu früh heiraten!“
    Amüsiert lachte ich sie an. „Hätte er den Grund dazu gehabt?“
    Alisa lächelte verträumt, starrte ins Feuer und hielt in ihrer Arbeit inne. „Es gibt da Einen, der würde mir gefallen. Aber bisher hat er mich noch nicht zur Kenntnis genommen.“
    „Erzähl’ mir von ihm.“ Neugierig legte auch ich das Taschentuch beiseite, während Alisa wieder begonnen hatte, ihr Werk fortzuführen.
    „Er ist groß, hat dunkelbraunes Haar, schöne blaue Augen und ist einfach süß!“
    Sie kicherte und ich konnte erkennen, dass sie leicht errötete.
    „Du bist verliebt!“, rief ich und klatschte dabei in die Hände.
    „Aye, ich glaube schon. Aber er interessiert sich eher

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