Alba und Albion
diesen Worten schob er mich sanft vorwärts. Daß er Robbie nun meinen Mann nannte, erwärmte mein Herz augenblicklich und ich spürte, er hatte mich somit auch als seine Frau akzeptiert. Das konnte nur bedeuten, er würde auch mich bis zum Letzten beschützen und verteidigen und dieser Gedanke beruhigte mich ungemein.
Wir schritten in den Gasthof der Ortschaft, die nur noch eineinhalb Meilen vor Blackpool sein würde.
Seamus schien eine enorme Autorität auszustrahlen und sofort wurde ich in eine relativ saubere Kammer unter dem Dach geleitet, in der sogar das Feuer in einem kleinen Kamin brannte. An der Türschwelle verabschiedete sich Seamus verlegen von mir.
„Ich komme zurück, so schnell ich kann. Wenn du etwas brauchst, dann geh zum Wirt. Er ist ein guter Freund von mir und wird in der Zwischenzeit ein Auge auf dich haben. Hicks.“
Und somit verschwand er und ich blieb mir selbst überlassen.
Nachdem ich kichernd die knarrende Türe fest verriegelt hatte, sah ich mich um. Die Kammer war dunkel, einfach, aber trotzdem sehr freundlich eingerichtet, jedoch ließ das kleine Fenster nicht viel Tageslicht herein.
Es befanden sich hier ein kleiner Tisch mit klapprigem Stuhl, eine Kommode, hinter einem bunten, verrupften Vorhang das Waschabteil, wie ich mit einem Blick erkannte. Und ein, wie ich fand, riesiges Bett. Sehnsüchtig holte ich mir die Nächte mit Robbie in Erinnerung.
Dabei mußte ich unwillkürlich schlucken.
Ich vermißte ihn sehr.
Was, wenn Seamus ihn nicht zurück brachte?
Schnell vertrieb ich diesen unangenehmen Gedanken wieder. Er hatte sein Wort gegeben und daran würde er sich halten, koste es, was es wolle. Ich blickte aus dem winzigen Fenster und konnte in der Ferne hinter dem Dunst das Meer erkennen, das uns, Robbie und mich, in unsere sichere Zukunft bringen würde. Auf dem Weg hierher hatte Seamus mir seinen Befreiungsplan für Robbie erklärt.
„Zuerst werde ich zurückgehen an die Stelle, wo wir auseinander gegangen sind, dann -“
„Sie finden diese Stelle wieder?“, unterbrach ich ihn. Durch den relativ hohen Alkoholkonsum, den ich inzwischen intus hatte, fühlte ich mich etwas ausgelassener als sonst. Mit offenem Mund starrte ich ihn an, da ich es nicht fassen konnte. Für mich sah jede Stelle im Wald gleich aus.
Seamus blickte mich böse an, war er es doch nicht gewöhnt, daß eine Frau ihm einfach so ins Wort fiel.
„Willst du es nun hören oder magst du weiter plappern?“
Ich machte eine einladende Handbewegung und erteilte ihm somit das Wort. So langsam bekam ich wieder einen albernen Lachanfall ob seinem autoritären Gehabes, das ich im jetzigen Zustand nicht mehr so ernst nahm.
Er sah es, sprach aber weiter, ließ mich jedoch im Augenwinkel nicht los.
„Aye. Dann suche ich die Spuren, die ich dann verfolge, soweit es möglich ist. Da die Soldaten zum Teil mit Pferden unterwegs waren, dürfte es nicht so schwer sein, deren Weg zurück zu verfolgen.“
„Und dann kommt ihr beide und holt mich hier wieder ab.“
Schwungvoll drehte ich mich um und blickte ich in die Richtung, in der ich Robbie vermutete und meine schmutzigen Röcke bauschten sich auf.
Seamus zog wieder seine Flasche hervor und trank sie vollends aus. Mir bot er nichts an, wahrscheinlich hatte ich ihn mit meiner Albernheit diesmal wirklich verärgert.
„So wird es wohl sein“, sagte er und zog mich brummend wieder in die richtige Richtung. „Du solltest keinen Alkohol trinken. Ist nicht gut für dich.“
„Aber vorhin haben Sie gesagt, daß es schon gut ist. Sie haben mich regelrecht dazu gedrängt, wegen der Wärme, haben Sie gesagt.“ Ich riß mich zusammen und schritt brav an seiner Seite, während er leise in dieser fremdartigen Sprache vor sich hinschimpfte.
Er hickste leise, wobei er mich erstaunt ansah. Als ich das bemerkte, kicherte ich erneut in meinen Umhang, trotz allem bemüht, ein ernstes Gesicht zu machen. Er drehte mich um, da mir vor verhaltenem Lachen die Tränen in die Augen stiegen.
„Was ist denn - hicks - jetzt los? So - hicks - so was hatte ich zuletzt in mei - hicks - ner Kinderzeit.“
Kopfschüttelnd und von einem hartnäckigen Schluckauf befallen, setzten wir unseren Weg fort, während ich vergeblich versuchte, mein Lachen zu unterdrücken.
Nun saß ich hier in dieser Kammer, die für die nächsten Stunden und Tage ein Zuhause für mich darstellte. Und es hieß nun wieder warten. Nur wie lange, das hatte Seamus mir nicht gesagt.
Was machte ich
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