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Albertas Schatten

Albertas Schatten

Titel: Albertas Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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für einzigartig.«
    »Das ist so mit den Frauen«, sagte Kate. »Sie sitzen jede für sich in ihrem Heim und fühlen sich sofort als Ungeheuer, wenn sie einmal einen Augenblick lang nicht glücklich sind über ihre kleinen Kinder und ihren Mikrowellenherd. Wir Frauen müssen miteinander reden – ich meine, manchmal ist das wichtiger als juristisch abgesi-cherte Gleichberechtigung – ehrlich miteinander reden und so feststellen können, daß keine von uns ein einzigartiges Ungeheuer ist.«
    Biddy lächelte. »Wir sind noch nicht zu Alberta vorgestoßen; das ist mir schon klar.«
    »Irre ich mich, wenn ich vermute, daß Alberta die andere Frau war?«
    »Ich glaube, das ist ziemlich offensichtlich. Sie hat Martin irgendwo bei irgendeinem Miniseminar über Charlotte Stanton kennengelernt; sein Beitrag stellte die Verbindung zu Graves und den anderen Autoren her, die nach dem Ersten Weltkrieg in Oxford waren. Ich gebe zu, ich war überrascht, als ich sie zum ersten Mal sah.
    Sie war ganz und gar nicht so, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Irgendwie stellt man sich immer vor, Männer wären auf viel jüngere Frauen aus, mit viel größerer sexueller Ausstrahlung, aber vermutlich haben wir auch diese Vorstellung wieder nur aus Seifenopern übernommen.«
    »Für einige Männer trifft das sicher zu. Für Stan Wyman, könnte ich mir denken, und für diesen Kongreßabgeordneten, diesen Fun-damentalisten, von dem sich herausstellte, daß er mit einer sechzehn-jährigen Hotelangestellten geschlafen hatte. Wir sind sicher beide zu sehr daran gewöhnt, in unkonventionellen Bahnen zu denken, um Alberta als Liebchen von irgend jemandem einzustufen.«
    »Wie dem auch sei«, sagte Biddy, »Alberta ist 1980 nach Houston gereist, um mit Martin zusammenzusein. Es war eine ideale Gelegenheit. Sie konnte sagen, daß sie sich das Referat über die Stanton anhören wollte, und das fand im selben Seminar statt wie seines. Ich war nicht dort. Sie waren meilenweit von zu Hause entfernt und konnten eine schöne, sorgenfreie Woche verbringen. Ich erinnere mich, daß Martin sagte, er werde länger fortbleiben und noch die Universität von Austin aufsuchen, weil es dort Unterlagen gäbe, die er sich ansehen müsse. Ich war mit den Kindern zu Hause und führte die Art von Leben, die wir nur führen können, wenn er nicht da ist. Keiner von uns hatte irgendeinen Zeitplan; wir lebten so dahin, spontan und ohne Routine.«
    Kate nahm ein Stück Obst und schenkte Wein nach. Sie blieb einen Moment lang stehen und streckte die Beine; dann setzte sie sich wieder. »Wann sind Sie Alberta das erste Mal begegnet?« fragte sie.
    Biddy nippte an ihrem Wein. »Sie können sich nicht vorstellen, wie erleichtert ich bin, über diese Dinge mit jemandem sprechen zu können, der Verständnis zu haben scheint. Es tut mir leid, daß ich gestern so abweisend war; ich fühlte mich beinahe überrumpelt. Ich hatte immer gedacht, Alberta sei dort, wo ich sie vermutete, ganz real; es war so ein Schock für mich zu hören, daß sie verschwunden ist.«
    »Ich habe die ganze Sache schlecht geschildert«, sagte Kate. »Es ist schon gut; jetzt ist ja alles geklärt. Wenn wir nur Alberta finden könnten…«
    Sie ließ den Satz im Raum stehen. »Fahren Sie mit Ihrer Erzählung fort.«

    »Da ist gar nicht mehr sehr viel zu erzählen. Ich habe Alberta ganz zufällig getroffen; unsere Wege haben sich einfach gekreuzt.
    Wir kamen beide zu derselben Vorlesung. Eine Dozentin für Englische Renaissance sprach in New York, und ich wollte sie unbedingt hören. Alberta war hingegangen, weil die Referentin eine Frau war, die Charlotte Stanton gekannt hatte; und Alberta wollte sie entweder nach dem Vortrag sprechen oder nur einfach den Oxford-Akzent wieder einmal hören. Ob Sie es nun glauben oder nicht, wir saßen nebeneinander. Oh ja, ich weiß, die Wahrheit ist unglaubwürdiger als jeder Roman; aber wenn Sie darüber nachdenken, ist es schon etwas weniger unwahrscheinlich. Die meisten Plätze waren schon zeitig besetzt, und wir kamen beide zu spät; man führte uns in einen Teil des Raumes, der in letzter Minute geöffnet worden war. Wir lächelten einander an und später, am Ende des Vortrags und während der Fragestunde, unterhielten wir uns. Ich fragte sie, ob sie eine Tasse Kaffee mit mir trinken wollte, bevor ich mich auf die Heimfahrt machen mußte. Die wenigsten Leute schienen zum Vortrag allein gekommen zu sein, und wir waren froh, daß wir zusammen weggehen und unser Gespräch

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