Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Albertas Schatten

Albertas Schatten

Titel: Albertas Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
Vom Netzwerk:
Mann namens Stan Wyman hatte auf meine Anzeige in dem ›MLA Newsletter‹ geantwortet und…«
    »Hat worauf geantwortet?« fragte Toby.
    »Vielleicht hättest du erst alles aufschreiben sollen«, sagte Reed zu Kate. »Kann ich irgend jemandem noch einen Drink besorgen?«
    Er stand auf und sammelte die Gläser ein. »Fahr’ fort«, sagte er zu Kate. »Ich höre zu.«
    »Das tut er nicht«, sagte Kate, »aber er hat alles schon gehört.
    Armer Reed. Es war aber sein eigener Entschluß, hier dabei zu sein.

    Wo war ich stehengeblieben? Ach, ja.« Und sie erzählte ihnen von dem Plastikhalter für die Namensschildchen, von ihrem Besuch in der MLA-Zentrale und von ihrer Teilnahme am Kongreß im vergangenen Jahr, der Gott sei Dank in New York stattgefunden hatte. »Ich habe herausgefunden, daß 1980 auf dem Kongreß in Houston ein Referat über Charlotte Stanton gehalten worden ist; deshalb hatte ich eine Anzeige in das Magazin dieser Organisation gesetzt, um zu sehen, ob ich jemanden auftreiben könnte, der Alberta dort gesehen hat. Von ihrem Jugendfreund aus Ohio habe ich euch ja schon er-zählt. Dann war da noch die Professorin Alina Rosenberg, die das Referat über Charlotte Stanton gehalten hat. Und dann Stan Wyman, der sich anonym an mich gewandt hat, was allein schon für sein außerordentlich hohes moralisches Niveau spricht. Er erzählte mir, er habe Alberta zusammen mit Martin Heffenreffer gesehen; ganz nebenbei versuchte er eine kleine Bestechung. Übrigens, Lillian: Ich habe über fünf verschiedene Kanäle erfahren, daß Alberta in Houston war, aber erst letzte Woche bin ich auf die Idee gekommen, bei der MLA nachzuprüfen, ob sie auch eingeschrieben war. Sie war es.
    Ganz einfach, und das würdest du nun doch einen Beweis nennen.«
    »Ich kann nicht behaupten, daß mir alles ganz klar ist«, sagte Charlie, »aber ich will das jetzt erst einmal übergehen und versuchen, die Dinge später in die Reihe zu bekommen. Alberta ist also tief verstrickt in eine Liebesaffäre mit Martin Heffenreffer, der (ich wüßte es gern, aber ich wage nicht zu fragen) verheiratet ist?«
    »Er war es«, sagte Kate. »Und das ist das Ende meiner Geschichte; ihr wart alle sehr geduldig und langmütig. Martins Frau ist Mary Louise Heffenreffer, genannt Biddy; Stan Wyman hatte sie mir als eine ›großartige Frau‹ beschrieben, und genau das ist sie. Sie ist ebenfalls Professorin – für die Literatur der Renaissance. Alberta und sie sind sich durch Zufall begegnet, obgleich das so oder so, früher oder später, passieren mußte. Sie mochten einander und wurden enge Freundinnen: Liebe und Freundschaft, eine seltene Verbindung unter Frauen. Natürlich hat Alberta Biddy von ihrer Beziehung zu Martin erzählt, und sie fanden beide, daß jede von ihm hätte, was sie sich wünschte. Im ersten Moment mag das schockierend erscheinen, aber das ist es nicht mehr, wenn man eine „Weile darüber nachdenkt und seinen Verstand von Vorurteilen und falschen Vorstellungen befreit.
    Ich kenne einige Frauen, die als ›Geliebte‹ leben, wie sie es selbst nennen. Sie wollen keine Kinder, kein Haus und kein ewiges Wä-
    schewaschen; ihnen gefällt es, einen Mann von Zeit zu Zeit zu sehen, mit ihm zu reisen und mit ihm zu schlafen. In der Zwischenzeit hat auch die Ehefrau, was sie sich wünscht: Kinder und einen Vater für sie und ihr eigenes Rollenverständnis. Es hat noch nie jemand eine Untersuchung darüber angestellt, wieviele Ehefrauen glücklich sind, wenn ihre Männer fort sind. Das einzig Neue hier ist die Tatsache, daß Ehefrau und Geliebte sich kennen.«
    »Durch Zufall«, fuhr Kate fort, »hat Martin das herausgefunden.
    Nicht unerwartet – «
    »Du meine Güte, das muß ihn ganz schön umgehauen haben«, sagte Lillian.
    »Ja, das ist tatsächlich genau der richtige Ausdruck«, sagte Kate.
    »Und er ist bis heute nicht wieder auf die Beine gekommen. Weißt du, es war ja nicht genug damit, daß er merkte, sie kannten sich; er fand heraus, daß sie Freundinnen waren – enge Freundinnen. Alberta hat sich zurückgezogen, und Martin und Biddy haben versucht, ihr Leben wieder in die Reihe zu bekommen; aber das ging nicht mehr.
    Sie haben sich getrennt und sind inzwischen so gut wie geschieden.
    Martin hat die Kinder am Wochenende und in den Ferien; wenn sie Schule haben, leben sie bei Biddy in ihrem alten Haus. Die Kinder wollten nicht umziehen oder die Schule wechseln, und Martin hätte das Sorgerecht ohnehin nicht bekommen.«
    »Das

Weitere Kostenlose Bücher