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Albertas Schatten

Albertas Schatten

Titel: Albertas Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Problem ist mir klar«, sagte Lillian. »Er kann schließlich dem Gericht schlecht sagen, seine Frau habe sich mit seiner Gelieb-ten angefreundet, was beweist, daß sie eine schlechte Mutter ist.«
    »Trotzdem hat er seine Rechte«, sagte Reed. »Als Biddy erwähn-te, daß sie mit den Kindern nach Kalifornien ziehen wolle, sagte er, er würde kämpfen, und er hätte leicht gewinnen können.«
    »Was ist nun also mit Alberta geschehen?« fragte Charlie. »Hat sie sich weiter mit Biddy getroffen?«
    »Nein. Alberta hat Biddy eine Karte von der Farm geschickt, aber damals mußte sich Biddy damit einverstanden erklären, daß sie für eine Weile die Verbindung aufgaben. Biddy ist dann nach Kalifornien gegangen, wo ich sie aufgesucht habe. Den größten Verlust hat Biddy erlitten. Sicher hat Alberta ihre neue Freundin ganz besonders geschätzt, aber Alberta war die Einsamkeit gewöhnt; sie hat immer allein gelebt. Biddy hat den Mann und die Freundin verloren; so wie sie aussieht und so wie Männer nun einmal sind, könnte Biddy sofort wieder einen Mann zum Heiraten finden. Aber ich glaube eher, daß sie inzwischen Freundschaft höher als alles andere bewertet.«

    »Also«, sagte Lillian, »das muß der Neid dir lassen, du bist eine großartige Geschichtenerzählerin. Aber jetzt spann’ uns nicht weiter auf die Folter. Wo ist Alberta? Du weißt, daß Martin derzeit mit so einem Partygirl zusammenlebt; das habe ich ja für dich herausgefunden. Ich nehme an, er war auf eine kleine Abwechslung aus. Ich für meinen Teil wäre bei Alberta geblieben. Sie gewinnt Macht über einen.«
    »Ich glaube, sie hatte auch Macht über ihn gewonnen«, sagte Ka-te. »Ich war so dumm, monatelang nicht danach zu fragen, wann Stan Wyman Martin und Alberta zusammen gesehen hat. Ich hatte einfach angenommen, daß das irgendwann einmal in ferner Vergangenheit gewesen war. Erst kürzlich habe ich meinen Verstand wohl wiedergefunden und ihn danach gefragt; er sagte, er habe sie vor gar nicht langer Zeit auf einem Flughafen gesehen.«
    »Du meinst, Martin hat Alberta zur Rückkehr aus England bewogen«, sagte Reed, der diesen Teil noch nicht kannte, »und du glaubst, er hat sie vom Flugzeug abgeholt, am Tag, als sie die Nachricht für Charlie hinterlassen hatte? Und daß sie danach niemand mehr gesehen hat?«
    »Ja«, sagte Kate. »Ich habe dir diesen Teil der Geschichte noch nicht erzählt, weil ich den möglichen Schlußfolgerungen nicht ins Auge schauen konnte. Verdammt, was heißt hier mögliche Schluß-
    folgerungen? Es ist beinahe Gewißheit.«
    »Was?« fragte Lillian. Alle saßen wie betäubt da.
    »Daß Alberta tot ist«, sagte Reed, »und daß sie schon vor Larry Fanslers Party tot war.«

    16

    »D as muß schon ein besonderer Moment gewesen sein«, sagte Reed, nachdem die anderen gegangen waren und er ihr einen Gute-Nacht-Trunk gebracht hatte, »als Stan Wyman dir erzählt hat, wann und wo er Martin Heffenreffer und Alberta gesehen hatte.«
    »Gerade deshalb konnte ich es ja nicht einmal dir sagen.«
    »Das ist aber gar nicht deine Art, Kate, die Augen vor einer Tatsache zu verschließen.«
    »Du irrst dich, Reed, aber danke für das Kompliment. In gewisser Weise tue ich das ständig; das ist meine wichtigste Methode, mit den Dingen fertig zu werden – von physischen Problemen bis zu Enttäu-schungen auf politischem Gebiet. Aber früher oder später erhärtet sich ein Problem und wird zu einem Faktum; dann muß man sich ihm stellen. An diesem Punkt bin ich jetzt oder glaube ich zumindest zu sein. Und wenn ich recht habe, was hat Martin Heffenreffer dann mit der Leiche getan?«
    »Hast du eine Vorstellung? Ich möchte dich daran erinnern, daß es gar nicht so leicht ist, eine Leiche loszuwerden.«
    »So heißt es, ja; aber ich habe das nie verstanden. Nimm zum Beispiel die Farm, auf der Alberta gearbeitet hat; du hast sie nicht gesehen, aber sie ist umgeben von Feldern und Wäldern. Wenn du ein Grab gräbst, das tief genug ist, und die Leiche hineinlegst – wer sollte das schon bemerken?«
    »Vielleicht kommt sie doch einmal ans Tageslicht«, sagte Reed.
    »Das kann viele Jahre dauern, aber das bedeutet für den Menschen, der die Leiche dorthin gebracht hat, noch lange keine Sicherheit.
    Hast du gewußt, daß in der Wüste an der Stelle, an der eine Leiche vergraben wurde, eine Blume wächst? Ihre Nahrung ist das verwe-sende Fleisch. Eine sichere Preisgabe des Verstecks. Im Wald graben Hunde eine Leiche aus.«
    »Ich weiß, ich

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